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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Pechmann, Günther von: Der Bildhauer Hans Albrecht Graf von Harrach
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0137

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Foto Senta Grüning, München

von Max Klinger zu begeistern, verfolgte mit freu-
diger Anteilnahme die Gründung des ,,Pan", wid-
mete sich liehen seiner Ausbildung als Maler auch
kunsthandv\-erklichen Aufgaben, die im Zeichen des
Ringens um einen neuen Stil standen. In einer
Münchner Silberwerkstatt erlernte er die Treibar-
beit, er schuf Zeichnungen für das Buchgewerbe, er
entwarf Möbel. Diese Bestrebungen traten zurück,
je mehr er sich der Bildhauertätigkeit zuwandte. In
Florenz kam er in den Kreis deutscher Künstler, die
aus dem anregenden Verkehr mit Adolf Hildebrand
eine vertiefte Auffassung von den Aufgaben der Ar-
chitektur und der Plastik gewannen. Hildebrands
Schrift über das Problem der Form in der bildenden
Kunst hat auf ihn starken Einfluß ausgeübt. Das
Streben nach architektonischer Gestaltung — nicht
nur der Gesamtanlage mit Hintergrund und Umge-
bung — sondern des einzelnen, selbständigen Bild-
werkes, ist bestimmend geworden für des Grafen
Harrach persönlichen künstlerischen Stil. Die Ver-
bindung der plastischen Kunst mit der Architektur,

wie sie Hildebrand herbeiwünschte, war dagegen
schwer zu erreichen in einer Zeit, in der die Baumei-
ster dem Bildhauer selten Aufgaben zu stellen wuß-
ten. Die Selbständigkeit der Porträtkunst ließ über
diesen Mangel der Zeit hinwegsehen, sie mußte zu-
dem verlockend sein für einen Künstler, der in sich
die Neigung und die Fähigkeit fühlte, das Wesen
anderer Alenschen künstlerisch zu erfassen. Nach der
Ausführung von Bronzebüsten und Porträtbüsten in
verlorenem Wachsguß wandte sich Harrach auch
dem Marmor zu, wobei er die Steinarbeit erlernte.
Uberaus anmutige, liebenswürdige Schöpfungen in
Marmor sind vier Kinderbüsten, welche Töchter des
Künstlers im Alter von vier Jahren darstellen (Abb.
S. 90). Wie er im Kinde die werdende Persönlich-
keit zu schauen und zu fassen versteht, mit welch fei-
nem und sicherem Gefühl er dann dem besonderen
Wesen des Kindes in der Gestaltung der ganzen Büste,
in ihrem Aufbau und ihrer Haltung, in der Formung
von Haar und Kleid und allen Einzelheiten zu entspre-
chen weiß, dafür sind diese Büsten schöne Beweise.

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