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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 59.1943-1944

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Griebitzsch, Herbert: Der Bildhauer Anton Hiller, München
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https://doi.org/10.11588/diglit.16492#0156

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Es ist deshalb verständlich, daß im
sprudelnden Geschehen des 19. Jahr-
hunderts eine Persönlichkeit wie
Adolf von Hildebrand von starkem
Einfluß und von einer geradezu
gründenden Notwendigkeit werden
konnte. In ihm erstarkte, was man in
der Sphäre des Bildhauerischen ne-
gierte und was man noch bereit war,
über Bord zu werfen. Sein Schaffen
bedeutet Besinnung. Es stand gegen
den Sturz ins Gestaltlose und war zu-
gleich der Anknüpfungspunkt einer
Tradition, die der Münchener Kunst-
welt ihre gebundenere und, wie sich
heute zeigt, fruchtbare Auswirkung
geben konnte.

Anton Hiller, der in München 189-1
geborene und noch heute dort schaf-
fende Bildhauer, steht auf diesem
Boden. Sein Bekenntnis zu einer klar-
gefügten Form zeigt sich als die aus
eigenem Vermögen gewonnene Ein-
sicht, wo das Wesentliche seiner künst-
lerischen Aufgabe sich findet. Anton
Hiller geht still seinen Weg. Er ar-
beitet mit einer bedachtsamen Ener-
gie, die ihm auch gegenwärtig nicht
fehlt. AVer sein Atelier aufsucht,
wird vielmehr das Gefühl nicht los,
daß der Frontkämpfer des letzten
Weltkrieges auch heute sich mann-
haft einsetzt, dort, wo das Schicksal
ihm seinen eigenen Platz zugewiesen
hat. In stetiger Arbeit entsteht ein
Werk nach dem anderen. In erster
Linie sind es Figuren, zum Teil in
Lebensgröße. Daneben nimmt auch
das Tier, vor allem das Pferd, seine
Stellung ein. Schließlich sind es Bild-
nisse, die den Künstler beschäftigen.
Es ist ein umfangreiches Arbeitsfeld,
dem Hiller sich verpflichtet hat. Zu-
tiefst aber fesseln ihn die Möglich-
keiten, die sich bieten, um das Ziel
seiner bildhauerischen Bemühungen
zu verwirklichen. Eine im innersten
Bewußtsein lebendige künstlerische
Vorstellung gewinnt durch die wache
Bereitschaft des Schaffenden aus Fülle
und Beichtum des Lebens ihre immer
erneute Prägung. Es ist kein starres
Schema, das den Gehalten aufgezwun-
gen wird. Es gehört zu Hillers We-
sen, daß er sich von der Erscheinung
nachdrücklich bestimmen läßt. Er
nimmt das Besondere ihrer Eigenart,
ihrer Atmosphäre in sich auf. At-
mosphäre aber ist rein bildhauerisch
zu verstehen, wie sich das jeweilig
Individuelle körperhaft zu geben
weiß. Das Anmutig-Bewegte einer
weiblichen Gestalt wird ihm in dem
einen Werk zum Problem, wie er
 
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