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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1881

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Frauberger, Heinrich: Kunstgewerbliche Rundschau
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.7025#0018

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‘h (5

über das erlaubte Maß hinausgeht und daß im Unvermögen, den
Metallglanz und Perlmutter durch das polirte E70I3 zu bändigen, die
Grnamente zu grell aus dem Fond sich erheben.

Die ausgestellten Arbeiten aus Stein gaben kein Bild der
Bedeutung dieser Industrie, die namentlich (seit die künstlichen Steine
die Zemente jede», Flachmuster durch Mischung und Färbung der
Masse, jedem Relief durch Pressung und Guß leicht folgen, immer
weiter Eingang finden bei der äußeren und inneren Ausstattung der
Gebäude) sich wesentlich gehoben hat und trotz der Frachtspesen zn einer
Weltindustrie geworden ist. Die Ausstellung zeigte viele Lücken. Wohl
hat es nicht gefehlt an polirten und profilirten Marmorplatteu, die z»
Waschtischen, Kaffeetischen rc. zusammengesetzt sind, an polirten, gravirten,
vergoldeten Monumenten, an malerischer Gruppirung natürlicher und
künstlicher Steine zn Aquarien, an einem ganz aus Zement anfgebanten
Pavillon, an Kaminen aus Stuckmarmor (englische Zementmasse), an
Panzerplatten aus Porphyr zur Verkleidung von Kassen, auch fand sich
Mosaikpflaster in den Gartenanlagen der Rotunde, daselbst auch eine
Gartenbank ans Laaser Marmor sauber gemeißelt, polirter Serpentin,
Steinmosaikbilder mit gut ausgeführten Figuren, Wappen und Drna-
menten, endlich zeigte die Wiener Baugesellschaft die großartige Aus-
beutung des Margarethen-Sandsteins zn Bauzwecken und die junge
Firma Matscheko & Schrödl die mannigfaltige Verwendung ihres
schönen Weiß-Zementes für Bauornamente . . . aber wie wenig be-
deutet dies gegenüber den reichen Schätzen an kostbarem Materiale,
welches die Berge der österreichischen Provinzen enthalten, und die bis
heute uoch nicht ausgebeutet sind; wie wenig bedeutet die Ausbeutung,
wenn man ihre Formen und Verwendungen vergleicht mit dem, was
die verschiedenen Völker in den abgelaufenen Jahrhunderten aus Stein
erzeugten, was Italien und Frankreich heute »och erzeugt. Nicht die
große Plastik, sondern die Kleinplastik, habe ich im Sinne, und diese
ist, so weit es sich ui» die Verwendung der schönen seltenen farbigen
Stcinsorten handelt, noch in den Kinderschuhen.

viele Objekte waren in Metall ausgeführt, auch sehr viel
Schönes gab es darunter, aber wenig Neues. Wohl neuartige Formen
und Grnamente unter den Eisenarbeiten von Milde, Gillar, Tagleicht,
Biro, Wilhelm, neuartige Farbenerscheinungen an den Bronzen von

Grüllemcyer und Anderen; neu war die Verwendung von reinem Nickel
zu künstlerischen Gegenständen, nicht bloß z» Ueberzügen, sondern der
Nickelnrasse. Die versuche seines Verhaltens zu Email, Niello und zu
anderen Schmucktechniken dieser Gewerbegruppe sind zum Theil noch
nicht begonnen, zum Theil noch nicht abgeschlossen. Die schüchternen
Versuche, Kupfer und Zinn, auch Messing, zn kunstgewerblichen Gbjekte»,
reich mit getriebenen, gravirten oder gepreßten Verzierungen versehen,
heranzuziehen, wurden durch einen überaus effektvollen Aufschwung
der künstlerischen Verwendung des Zinks vollständig iu den Hintergrund
geschoben. In die Angen fiel auch die Kollektion von Kopien oder
Imitationen nach Renaissancekettchen mit rransluzidem Email von
Markovich 6c Scheid; erfreulich war, daß v. Meyer L Söhne die
feinsten Filigranarbeiten der Antike genau so gut herzustellen verstehen,
wie die Lastellani's in Rom und gleichfalls erfreulich, daß die Technik
von Kosch, durch aufgemaltes und eingebranntes Silber und Gold
Tauschirungen nachzumachen (eine effektvolle Surrogattechnik), nicht
blos auf Schalen und Bechern, auf Schmucknadeln und Brachen, auf
Medaillons und Kästchen, sondern auch auf Standuhren und Gefen
(von Ifeiin) Anwendung findet. Ratzernsdorfer hat in Braun und
Bender tüchtige Mitarbeiter iu seiner Richtung gefunden, Lustig dem
Niello eine breitere Basis gegeben, weil er es versteht, neben dein
Niello auch verschiedene Goldlegirungen, Silber- und Knpfertöne auf
der Gberfläche der Gegenstände, wozu nun auch Lecher und Pokale
gehören, anzubringen, Mit diesen kurzen Mittheilungen können wir
uns diesmal begnügen, weil ja die Metallotechnik uns in diese:: Blättern
noch öfter zn eingehenden Erörterungen verleiten wird.

Freilich gibt eine so reich beschickte Ausstellung, welche viele und
interessante kunstgewerbliche Gbjekte enthält, Anregung zu tausenden von
Gedanken, allein der disponible Rann: ist längst überschritten. Da
vieles von den Objekten der Gewerbeansstellung dermal in der
lveihuachtsausstellung des k. k. österreichischen Museums untergebracht
ist, welche zugleich mit der in: Januar beginnenden photographischen
Ausstellung in denselben Räninen den Stoff zur nächsten Rundschau
geben inird, haben wir bequemen Anlaß, Manches, was diesuml weg
gelassen wurde, dann nachzntragen.

Unsere kunstgewerblichen Musterblätter.

Tafel Schmuckkästchen, entworfen und ausgeführt von Gtto
tzupp. Diese Schmncktruhe bildete mit einein in derselben Technik aus-
geführtcu Luche einen Gewinn in: Wertste von 800 III. für die letzte
von: b. Kunstgewerbeverein veranstaltete verloosung. Die Ledertechnik
ist sauf Seite 5g des letzten Jahrgangs dieser Zeitschrift näher be-
schrieben. Die Beschläge der Truhe sind von Silber, erst geätzt, dann
getrieben und vergoldet. Die Kugeln sind Bergkrystall. G. lf.

Tafel 2: Dekorationsftudic zu einen: Herrenzimmer in: Stile der
deutschen Spätrenaissance, von Wilhelm Felix. Die künstlerische Aus-
schmückung unseres Heiin's ist ohne Zweifel die schönste und dankbarste
aller Aufgaben, die den: Kunsthandwerk znfalleu, weil sie fast alle
Zweige desselben iu sich schließt. Ls liegt in der Gewalt des Dekora-
teurs, die Wirkung des einzelnen kunstgewerblichen Gegenstandes durch
verständige Anordnung seines Materials niöglichst zn steigern, aber
es liegt auch in seiner Gewalt, sie durch einen Mißgriff iu der Wahl
seiner Umgebung zn schädigen und zu vernichten.

Es sollen in einer Serie ineiuer Dekoratiousstndien, welche mit
dieser Tasel eröffnet wird, dem Fachmann von: Standpunkte des
Malers einige praktische winke gegeben werden, wie diese Aufgabe zn
erfassen ist.

Das Ifanptpriuzip aller Dekorationskuust liegt in einer den: ge-
bildeten Auge wohlthucnden vertheilnng der Massen in Farbe und
Form. Ihr Ziel ist erreicht, wenn das Ganze in harmonischer Fügung
den Beschauer fesselt, ihn: bei:» Nähertreten ermöglicht, die einzelnen
Gruppen ihrer Bedeutung und plastischen Erscheinung nach zu sondern,
n:>: sie wieder als ganze, in sich abgeschlossene Bilder zusamnrengefaßt,
vo» allem Nachbarlichem ungestört, mit Ruhe betrachten zu können.
Es ist vielfach der versuch gemacht worden die Gesetze der Dekoration
mit denen der Musik in Vergleich zu ziehen und auch nach meiner

Ansicht kann er nicht treffender gewählt werden. Ein einzelner Ton,
der rein und voll aus der Menschenbrust oder einem guten Musik-
instrument an unser Ghr dringt, wird gleich einen: schönen kunstgewerb-
lichen Gegenstand unsere Aufinerksamkeit, auch unsere Bewunderung
wach rufen können; in seiner Verbindung aber mit anderen ihn: har-
monisch verwandten Tönen zum Akkord, wird sich sein Reiz so be-
deutend steigern, wie der des kunstgewerblichen Gegenstandes, welcher
in eiuer Gruppe als Haupt- oder Verbindungsglied feinen richtigen
Platz gefunden. Ein Mißton in den: Akkord und nufer Gefühl ist
beleidigt wie das Auge, wenn auch iu geringerem Grade, durch einen
Fehlgriff in: Glied einer dekorativen Gruppe.

Weil es zn weit führen würde, :uich an dieser Stelle über Gruppir-
ung speziell noch zn verbreiten, und es in einer Sache des Gefühls
leichter ist, in Bildern als in Worten zun: Fachinanu zn sprechen, so
will ich inich begnügen auf die Folgen dieses ersten Blattes hinzuweisen,
welche in vielen Beispielen und mannigfaltigen Motiven den Gegen-
stand näher behandeln sollen. w. F.

Tafel 3: Spitzeneinsatz, entworfen von Frl. B. Blausuß, Zeich
nungslehrerin au der Franenarbeitsschnle. Der Einsatz ist in poim-lace
und venetianischer Stickerei auszuführeu.

Tafel q: Milchkanne, Zuckerdose mit Zange und Lrodteller,
entworfen von Dermann Kellner. Diese Tafel bildet die Ergänzung
zur Tafel 23 des letzten Jahrgangs, auf welcher eine Theekanne ab-
gebildet ist. In Kupfer oder Silber auszuführeu.

Tafel s: Schmuck, entworfen von Oe. p. F. Krell, Pro-
fessor au der k. Kunstgewerbeschule in München. Der Schmuck ist in
verschiedenartigem Gold und in oxidirtem und geschwärzten: Silber, die
Edelsteine desselben, Rubine und Diamanten in Kastenfassung gedacht.
Außerden: sind orientalische Kropfperlen zn wählen.
 
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