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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1881

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Pecht, Fr.: Der Münchener Kunstgewerbeverein, seine Geschichte und sein idealer Zweck, [1]: Vortrag, gehalten in der Abendunterhaltung des Vereins vom 14. Dez. 1880
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Eröffungsrede zur I. diesjährigen Wochenversammlung des Bayr. Kunstgewerbevereins
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Anstrengungen des österreichischen Museunrs früher als der
unseren neue Lebenskraft mitgetheilt worden war, erfocht
schon einen großeu Triumph, ganz so wie unsere Münchener-
Malerei.

Durch sein epochenrachendes Merk über den Styl wie
durch feine herrlichen Bauten hatte gleichzeitig Semper eine
ungeheure Anregung der Architektur und mit ihr dem Ärmst
gewerbe gegeben. Während der Donner der Schlachten
von Metz und Sedan das neue deutsche Reich verkündete
entwarf er in Zürich die Pläne zu jenem großartigen Um-

bau der Wiener Burg von dem die unsterblichen Museen
jetzt bereits ausgeführt find und unläugbar das pöchste
darstellen was die deutsche Baukunst des neunzehnten Jahr-
hunderts überhaupt geleistet.

Pier in München aber vollendete sein Gesinnungs-
genosse Neureuther das polytechnikuni, jenen köstlichen Bau,
der eine neue Aera der Münchener Architektur einleitet, an
dem zürn erstenmal unsere Baugewerke es unter seiner
Leitung zu oft mustergiltigen Leistungen gebracht haben,
der eine wahre Schule für sie war. (Schluß folgt.)


Eröffnungsrede

zur I. diesjährigen Wochenversammlung des Vayr. Aunstgewerbevereins am f6. November 1(880, gehalten vom

II. Vereinsvorstande Perm Direktor <£, L a n g e.

Meine perren!

TP beehre nrich hiemit die heutige erste
Wochenversamnrlung, mit welcher wir unsere
diesjährigen regelnräßigen Zusammenkünfte
inauguriren, zu eröffnen.

Ts obliegt mir zunächst, 5ie im Namen
der Vorstandschaft wie des gefammten Ausschusses zum Be-
ginne dieser Abende herzlich willkommen zu heißen und
Sie einzuladen, auch bei den diesjährigen Wochenversamm-
lungen durch recht zahlreichen Besuch, wie durch lebhafte
Betheiligung an den Vereinsangelegenheiten zur pebung
und Förderung unseres Vereines kräftigst beitragen zu
wollen. Dieser Willkomin-Gruß, m. p., wurde seit einer
Reihe von Zähren aus anderem Munde an Sie gerichtet,
als es wider Erwarten heute geschehen mußte. Unser all-
verehrter I. perr Vorstand, perr Direktor von Miller, wurde
wie Ihnen bekannt im Frühjahr voll einem perzübel be-
fallen, voll deiil er sich leider bis heute noch nicht erholen
konilte! Wohl erzielte er durch wahrhaft erzwungene
Ruhe uild Zurückgezogenheit wie durch längeren Landauf-
enthalt ab und zu einige Besserung, doch konnte die Ursache
seines Leidens — eine Schwächung des perzmuskels bis heute
nicht gehobeil werden! Uild oft erfüllte uils bange Sorge
unr die Erhaltung unsres allverehrten hochverdienten uild
für unfern Verein unersetzlichen Vorstandes!

Möge ein gütiges Geschick, das ja zuiil Oeftern unserem
Vereine sichtbar wohl wollte, diese Gefahr lisch lange von
uns abwenden! Mit diefelll Wunsche, der uns gewiß allen
aus tiefster Seele gesprochen ist, wolleii wir die poffnung
auf eine baldige Genesung uild ein baldiges Wiedersehen
unseres verehrten Vorstandes in unserem Areise verbinden!
Denn nur diese poffnung gibt uils einige Berechtigung, bei
der heutigen ersten Zusammenkunft den Gefühlen der Freude
und peiterkeit nicht entsagen zu nrüssen.

M. p.! Der Rückblick auf die letztverflossenen Vereins
»lonate läßt uns vor Alleiii ein Vereinsunternehmen schauen,
das — so bedenklich es noch im Frühjahre für seinen

schließlicheil Verlauf sich anließ — sich doch zur größten
Ehre uild Freude des Vereines entwickelt hat. An
fere Verloosung, welche mit der am j6. Oktober vorge
nomlnenen Ziehung ihren glücklichen Abschluß fand, darf
Ulis in ihren Ergebnissen gewiß mit größter Befriedigung
und Stolz für den Verein erfüllen. Wenn auch das Ver-
loosungsunternehmen lange nicht die Vedeumng, Großar-
tigkeit uild Ausdehnung unsrer 76 er Ausstellung annahm,
so gebührt ihr doch in Bezug auf den Nachweis bestimm-
ter Fortschritte im Aunstgewerbe speziell unter den 21Tit
gliedern unsres Vereines wie auch in Bezug auf die Zu-
nahme eines geläuterten Geschmackes von Seite des Publi-
kums, entschieden eine gleich bedeutende Rolle.

Die Absicht, die dem Unternehmen zu Grunde lag,
keinerlei Aapitalnutzen, keinerlei finanzielle Ueberschüsse da-
raus zu zieheil, sonderir lediglich durch die Verloosulig Mittel
in die paild zu bekommen, unr Neues, Mustergiltiges her-
vorzubringen, wie auch das Gllte, was uns von Seite un
ferer Mitglieder vorgeführt wurde, durch größere Bestell-
ungen zu unterstützen, unsere bewährten strebsamen Meister
zll neuer schöpferischer Thätigkeit zu veranlassen, junge sich
eben erschlossene Talente für unsere Bestrebungen zu ge
winnen lnld ihnen die Bahn für dankbares Streben zu eb-
nen; alle diese Wünsche und Ziele haben wir, soweit wir
überhaupt dieselben mit einem solcheil Unternehinen ver-
knüpfen durften, gewiß in vollem Maße erreicht!

Wer freute sich nicht iloch des herrlichen Eindrucks, den
die Ausstellung unsrer Gewinnste int Rathhaussaale aus
jeden Besucher Hervorrufen mußte, der vielen Anregungen
und Aneiserungen, die von dort in mannigfaltigster Weise aus
gingeli. Wer freute sich nicht darüber in welch' umfangreicher
und erfolgreichen Weise nunmehr der Sinn für das Aunst-
gewerbe geweckt lnld gepflegt wird, über das in immer
weitere Areise dringende Interesse an seinen Schöpfungen.

Auch das rechnerische Ergebniß, die Deckung der viel-
fachen mit einem solchen Unternehmen verbundenen Un-
kosten, darf uns durchaus zufrieden stellen. Denn obwohl
 
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