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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1881

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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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Vermischte Mitteilungen
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Unsere kunstgewerblichen Musterblatter.

Tafel 27: Einbanddecke in Leder, entworfen von ®. Bupp. Die-
selbe wurde in der gleichen Ledertechnik zur Ausführung gebracht, die
wir im 7. 6c 8. Ihefte des Jahrganges (880 Seite 59 ausführlicher
beschrieben haben und die inzwischen in Folge der genialen verwerthung
derselben durch ®. Bupp vielfache Verwendung gefunden hat. Ins-
besondere hat neuerdings das zur (vojährigen Jubiläumsfeier des kgl.
bayer. (. Infanterie-Regimentes „König" von G. Bupp ausgeführte
große Lestalbuin, welches längere Zeit in der (Halle des Kunftgewerbe-
vereius ausgestellt war, allseitige Bewunderung erregt.

Tafel 28: Thürklopfer, ausgenommen von G. schütze. Auf dem
Gebiete der dekorativen Toreutik nehmen die Thürklopfer eine hervor-
ragende Stellung ein. Insbesonders haben sich die Toreuten Italiens
während der Zeit der Renaissance durch die herrlichsten Schöpfungen
dieser Art hervorgethan. Der Thürklopfer repräsentirte gewissermassen
die Bedeutung des (fauses, dessen Betretung nur durch seine Vermitt-
lung ermöglicht wurde. Die Wappenstücke der Eigenthümer, allego-
rische Darstellungen ihrer Macht und Bedeutung, Göttergestalten,
schützende Ungeheuer, Fratzen, Seepferde, Tritonen (letztere natürlicher-
weise besonders häustg in der Seestadt Venedig), Groteskenornamente
u. dergl. bildeten die Motive, welche der Phantasie des Bildners ein
weites Feld boten. Ls ist eine stattliche Anzahl solcher Meisterwerke
der Kleinkunst und des Bronzegusses besonders in den Städten Ita-
liens (weniger ist dies in Deutschland der Fall) erhalten geblieben. Zu
den bekanntesten gehört der auf Tafel 28 dargestellte Neptun im pa-
laste Trevisan in Venedig, der sich ebendaselbst noch in verschiedenen

Wiederholungen vorfindet. Sind auch heutzutage die Thürklopfer außer
Gebrauch gekommen und werden dieselben auch nur mehr in den sel-
tensten Fällen verwendet, so offenbart sich in den erhalten gebliebenen
Arbeiten dieser Art doch eine so reiche Erfindungskraft, daß sie auch
für andere Gegenstände vielfach verwendbare Motive darbieten.

Tafel 29: Metallarbeiten: visttenkarten-schale Gehänge, ent-
worfen von Earl Görig; elftere in Bronze, letztere in Silber oder
Gold auszuführen. Uhrgehäuse, entworfen von B. Kaufmann; ihre
Durchführung ist in Lmail oder als Gravirung gedacht.

Tafel 20: Bolzplafond, entworfen von Aoh. schmautz.

Tasel 5\: sopha mit rundem Auszugtisch, entworfen von !v. Lleck.
Das Sopha kann auch in einfacherer weise ohne den über dem (Haupt-
gesimse befindlichen Aufsatz ausgeführt werde». In diesem Falle ist
der mittlere Vorsprung des Gesimses entweder vollständig wegzulassen
oder so viel als möglich zu reduziren.

Tafel 22: Bruchstück einer saaldecke ans dem bayerischen Na-
tionalmuseum, ausgenommen von Kirchmayer. Der Plafond, von
welche:» wir in diesem (hefte ein Bruchstück geben, befand sich ur-
sprünglich im Schlosse zu Dachau, wo ihn (Herzog Wilhelm IV. ((5;(
bis (550) Herstellen ließ. Derselbe bildet nunmehr eine der herrlichsten
Zierden des bayer. Nationalmuseums, in welchem er theils im Ve-
stibüle, theils in dem an dasselbe anstoßenden Saale zur Verwendung
gelangte. Jm Mittelfelde befindet sich das Wappen Ludwig IV. des
Bayern, seitlich das Wappen (Herzog Wilhelms und symmetrisch mit
demselben das seiner Gemahlin Jacobäa von Baden.

X

Vermischte Mttheilungen.

Bezugnehmend auf unser im Juni d. J. ergangenes Preisaus-
schreiben für kunstgewerbliche Entwürfe beehren wir uns hiedurch be-
kannt zu geben, daß das Preisgericht, welches nach § VI des Pro-
gramms außer dem vereinsvorstande aus sechs Mitgliedern und zwar
aus einem Kunstfreunde, drei Künstlern und zwei Industriellen zu
bestehen hat, von folgenden (Herren freundlichst übernommen wurde:
(Herr Gberregierungsrath v. Auer,

„ Professor Fritz v. Miller,

„ Professor Anton (Heß,

„ Bildhauer Lorenz Gedon,

„ (Hofvergolder Franz Radspieler jun.,

„ Uhrmacher Johann Jagemann,
sämmtlich von hier.

Zugleich diene zur gefälligen Kenntnißnahme, daß wir uns auf
mehrseitig geäußerten Wunsch veranlaßt sahen, den Endtermin zur
Einsendung der bezüglichen Konkurrenzentwürfe bis zunr (.November
d. I. incl. zu verlängern. Der Entscheid des Preisgerichts wird sonach
bis längstens (. Dezember d. I. erfolgen.

München den 20. September (88(.

Die vorstandschast des Bayer. Kunstgewerbevereins.

Frankfurt a. M. Die Konkurrenzen des Mitteldeutschen Kunst-
gewerbe-vereines, über welche wir kürzlich eine Notiz brachten, sind
dieser Tage durch das aus den (Herren Architekt Mylius, Direktor
Luthmer, Baron (h. v. Bethmann, Lonservator Lorinell, Kunsthändler
Günther, Bildhauer Rumpf und Architekt Sommer bestehende Preis-
gericht entschieden worden.

Den ersten Preis für die Aufgabe „(Herrenzimmer-Mobiliar" erhielt
Schreinermeister L. Werkmeister von hier, dessen in dunkelm Eichenholz
mit Stahlbeschlägen im Stil deutscher Frührenaissance gehaltenes
Mobiliar von Architekt (Hans Grisebach in Berlin gezeichnet ist. Dies
Mobiliar in geeigneter Meise ergänzt, wird den (Hauptgewinn der dies-
jährigen kunstgewerblichen Lotterie des genannten Vereines bilden. Der
zweite Preis wurde (Herrn E. Distelhorst in Karlsruhe verliehen. Einen
dritten, im Programm nicht vorgesehenen Preis erhielt ebenfalls ein
Frankfurter Möbelschreiner, (hr. E. Bxeinus. Außerdem wurde (hrn.
Körner in (Hanau, der nach Entwurf von PH. Niederhöfer gearbeitet
hatte, ein Ehrendiplom zugesprochen.

Für die zweite Aufgabe, Salonthürbeschlag, waren merkwürdiger-
weise nur Schmiedeeisen-Arbeiten eingegangen, aber auch unter diesen
vermißte man die Vertretung der Werkstätten unserer Stadt, die doch

auf der Patentausstcllung ihre Ebenbürtigkeit mit dem Ausland gerade
so glänzend bewiesen. Der einzige hiesige Meister, Ihr. P. Sipf, hatte
seine Arbeit leider außer Bewerbung gestellt und konnte daher nur mit
einem Ehrendiplom bedacht werden. Der erste Preis kam nicht zur
vertheilung. Den zweiten erhielt Ihr. F. Kaiser in Leipzig, ein weiteres
Ehrendiplom Ihr. P. Marcus in Berlin, der ebenfalls das Programm
formal nicht ganz innegehalten hatte. Auch die dritte Aufgabe, ge-
stickte Decke für einen Salontisch, ließ die einheimischen, fleißigen (Hände,
die sich vor Jahresfrist im Lokal des Kunstgewerbe-Vereins ein so
schönes Rendezvous gegeben hatten, ganz vermissen. Der erste Preis
fiel nach Karlsruhe, an Frl. M. Redtenbacher, deren prachtvolle Decke
ebenfalls als Lotterie-Gewinn angekauft wurde. Den Zwecken Preis
erhielten Frl. M. u. F. Sturm in München, Ehrendiplome Frau Kose-
lowsky in Berlin und F. A. Schütz in Leipzig. Mehrere schöne Ar-
beiten, darunter eine von Standt und Jung hier, mußten wegen Preis-
Überschreitung außer Bewerbung bleibe».

Die Aufgabe, ein Taufbecken nebst Kanne in Zinn anzufertigen,
hatte nur einen Bewerber gefunden, dessen Arbeit jedoch zur prä-
miirung nicht genügend erachtet wurde.

Mit dem Pathenbecher in Silber zum Verkaufspreis von (00 M.
gewann die Firma L. Schürmann u. Lo. hier einen dreifachen Sieg,
indem die beiden ausgesetzten Preise auf drei, von Architekt Stöckhardt
in Berlin entworfene, prächtig ausgeführte Arbeiten vertheilt wurden.

Am lebhaftesten war die Loncurrenz um Aufgabe S. Ledereinband
der „Trompeter von Säckingen". Nicht weniger als (2 Lösungen von
(( Bewerbern waren für ein würdiges Kleid dieses Lieblingssanges
der deutschen Nation eingegangen. Statt der ausgesetzten 2 Preise sah
man sich veranlaßt, q erste Preise von jo (50 M. an die vier besten
Arbeiten zu vertheilen. Die ebensoviel verschiedenen Arten des Buch-
einbandes in meisterhaften Beispielen vertraten: Die Ledermosaik mit
Vergoldung ((Hübel u. Denek in Leipzig); der Lederschnitt ((hulbe in
(Hamburg); Glanzvergoldung auf Maroquin in altfranzösischer Art
(Jebsen in (Hamburg) und Blinddruck auf genarbtem Schweinsleder
(F. Vogt in Berlin). Der Buchbinderei der A. Vsterrieth'schen (Offizin
(Baum) Hierselbst und Ihrn. Ihorn und Petzelt in Gera wurden Ehren-
diplome ertheilt. Auch hier wurden die beiden erstgenannten Arbeiten
für die Lotterie angekauft.

Die sämmtlichen Arbeiten sind im Locale des Vereines, Neue
Mainzerstraße 25, auf 6 Wochen öffentlich ausgestellt.

Berichtigung. Jm vorigen khefte ist bei Beilage 23 die Unter-
schrift „Arnold 6c Zettler" zu lesen, statt Bolhoevener.

Verantwortlicher Redakteur: 3. von schmädel. — Verlag von G. Birth in Leipzig und München. — Druck von Knorr $ Birth in München.

khiezu zwei Beilagen. "TD
 
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