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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1881

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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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Tafel 6: Lasten und Spiegelrahmen, entworfen von J. Schmant;.
Die äußeren läaupttheile und die Thörarchitektur aus Eichenholz; der
Grund der Thürumrahmung Eschenholz. Die Intarsien der Thür-
füllung licht auf dunklem Grund. (Eschenholz auf dunklem Nußbaum-
holz.) Der Spiegelrahmen aus Lichen- oder Nußbaumholz.

Tafel 7 : Lrng von Bergkrystall. Reproduktion aus dem Pracht-
merk „die Schatzkammer des bayerischen Königshauses." Verlag von
5. Soldan, kjofbuchhandluug, Nürnberg. 2luf dem krystallcncu Deckel,
in welchen Blumcnguirlandeu geschliffen sind, steht auf einer goldenen
farbig emaillirten Platte ein ;o Ltm. hoher Neptun von Gold, zu
seinen Füßen ein blau und grün emaillirter goldener Delphin. Die
goldenen kseukel sind reich mit Linail, Rubinen und Smaragden ge-
ziert. Jeder der stark geschweiften hsenkel ist aus einer männlichen
und einer weiblichen Figur gebildet, die sich oben mit den Lüpfen bei-
nahe berühren, vom Rande des Kruges zweigt sich nach rückwärts
gebogen auf jeder Seite eine bärtige und geflügelte phantastische Mecres-

gestalt ab, deren geringelte, fchuxpeuartige Schweife an dem Rande
des Kruges befestigt sind, lieber jedem Kopfe ist ein zu beiden Seiten
von Löwenköpfen umgebener Smaragd angebracht. An jeden derselben
legt sich der Kopf einer weiblichen gleichfalls geflügelten Figur an, die
nur bis zu den kjüften sichtbar ist und von da viereckig verläuft, daun
unten mit einem Löweukopfe an den Krug wieder befestigt erscheint.
Die Liufassuugen des Kruges und Reifcheu am Fuße sind von gol-
dener durchbrochener Arbeit, emaillirt und abwechselnd mit Rubinen
und Smaragden besetzt. Um die Ausbauchung des Kruges ist zu bei-
den Seiten oben das pfalz-bayerische Wappen cingcschliffen, darunter
ein Bacchanale. Dieses prachtvolle Schatzstück wird unter den von
Albrecht IV. herstammendeu Kleinodien in der Disposition Maximilians I.
von, Jahre füZ? beschrieben als „Ain hocher krueg mit zway guldnen
haudthabeu und gülden reiffen sambt ainem lukh darauf Neptunus
von galt, und alles von rubinlain und fchmaralteu geziert." (Ans dem
Katalog der bayerischen Schatzkammer von L. v. Schauß. Seite f02.)


vermischte Mittheilungen.

Das deutsche Zimmer der Renaissance. Anregungen zu haus-

licher Kuustpflege von Georg kjirth. Verlag von G. lfirth in Mün-
chen und Leipzig, Druck von Knorr und lfirth in München. Preis \2 Mk.
wenn man jo viele Leute so häufig ausrufen hört: „Das ist eine

wahre Augenweide" oder „das ist ein herrlicher Ghrenschmaus", sollte
man vermuthen, ihre beiden vornehmsten Siuneswerkzeuge seien mit
dein Besitz einer vorzüglichen Genußkraft gesegnet. Bei näherer Prü-
fung jedoch ist gar bald wahrzuuehnien, daß zumal einer Augenweide
und einem Ghrenschmaus edlerer Art gegenüber die Aneiguuugskraft
durchaus nicht übermäßig verbreitet ist. Der allgemeine Nothruf nach
Förderung der Geschmacksbildung, wie er seit geraumer Zeit durch
ganz Deutschland erschallt, wäre verstandlos, weil gegenstandlos, wenn
jene auf das Schöne und Große gerichtete Genußkraft in ausgedehnten
Levölkeruugsschichteu sich geltend machte. Zn den wirksamsten För-
deruugsmittcln einer nationalen Geschmacksrichtung wird gegenwärtig
die Anleitung zu einer das Auge und das kjerz errquickenden Aus-
stattung der wohnräume gerechnet. Eine solche Anleitung wird uns
durch „das deutsche Zimmer" von Georg lsirth geboten. Das äußerst
billige, 256 Abbildungen enthaltende Werk, auf welches nach dem Er-
scheinen der ersten Lieferungen in dieser Zeitschrift aufmerksam gemacht
wurde, liegt nun mit der fünften Lieferung abgeschlossen vor*). Ein
ksauptvorzug dieser Anleitung durch Bild und Wort besteht darin, daß
sie den Leser des Textes und den Beschauer der Abbildungen zu selbst-
ständiger Thätigkeit wachruft. An manchen Stellen des Werkes weiß
der Verfasser durch die 2trt seines Vortrags den Leser förmlich zu
zwingen, die Augen offen zu halten, um sie für das harmonische Zu-
sammenspiel von Stoffen, Farben und Formen und für die Variationen
dieses Spieles empfänglicher zu machen. So kann es dem Leser, wenn
er sich in das Kapitel über die farbigen Unterbrechungen vertieft, vor-
kommen, als ob der Verfasser ihm leibhaftig zur Seite stehe und Ge-
sellschaft leiste, und sich mit ihm den einzelnen Parthieen einer Zun-
mereinrichtuug nähere und sich von denselben wieder entferne, um von
den verschiedenen Stellen des Zimmers aus die verschiedene Wirkung
zu prüfen. Durch einen solchen Uebuugskursus wächst die eigene Fin-
digkeit des Publikums, wenn die Bestandtheile einer Zimmerdekoratiou
zu bestellen oder auszuwählen sind. Außerdem wird der Blick für
die Kunst des Gruppirens der mannichfaltigen Geräthschaften zu einem
effektvollen Ganzen durch die zahlreichen Abbildungen stimmungsvoller
Zimmereinrichtungen tüchtig geschult und geschärft. Gewissermaßen
den Beruf, welchen die einzelnen Bestandtheile eines wohnrauines zu
erfüllen haben, schildert der Verfasser eingehend im letzten Abschtiitt,
welcher „die pauxtstücke der Dekoration" betitelt ist. Die Bedeutung
und Funktion des Fußbodens, der wand, der Decke, des Gfens, des
Mobiliars wird im Einzelnen nacheinander klar gemacht. Deui Schlnß-
abschuitt ist eine Abhandlung über die Entwickelung der Formen vor-
ausgeschickt. Der Verfasser macht den dankeuswerthen versuch, die
nachgothische Formcneutwickelung übersichtlich darzustellen, obwohl er die
Schwierigkeiten dieses Unternehmens nicht verkennt. Die Sprößlinge
der Renaiffance sind im Lauf der Jahrhunderte von der Eigenart der
verschiedenen Epochen und Völker, in welchen sie aufwuchsen, so stark
beeinflußt worden, daß inan zuweilen Mühe hat, ihre Familienähnlich-
keit noch zu erkennen. Und doch ist es noch gar nicht so lauge her,

*) Eine zweite Auflage ist bereits iin Druck und wird in s Liefer-
ungen a M. 2,40 ausgegeben.

daß man alle die Sprößlinge der ersten Renaissance, daß man die
Hochrenaissance, den Barockstil, das Rococo, den Zopf- und Imperialstil
italienischer, deutscher und französischer Abkunft, unterschiedlos für das-
selbe ansah, nämlich all das für Zopf. So sind dann auch die ver-
suche, für das Signalement der Renaissance und ihrer Abzweigungen
die besonderen Kennzeichen derselben ins Wort zu fassen, erst neueren
Datums. Auch auf diesem Gebiete ist Semper durch viele in seinem
Werk über den Stil zerstreute Bemerkungen tonangebend geworden.
Der Verfasser des „deutschen Zimmers" macht nun das verhältniß
des Drnamentalen zum Struktiven zum Ausgangspunkt für die Lharak-
teristik der verschiedenen künstlerischen Ausdrucksweisen, deren sich die
Sippe der Renaissance befleißigt. So hat das Werk durch Wort und
Bild Inhalt genug, um seinen Zweck zu erfüllen. Es hält, was es
auf dem Titel verspricht, eine Anregung zu häuslicher Kunstxstege
zu fein. £.

Auszug aus dem Bericht der Beurtheilungs-Lommission über
den Ausfall der Preisbewerbung für kunstgewerbliche Arbeiten, ver-
anstaltet ans Antrag des Lunstgewerbe-Museums zu Berlin und der
permanenten Bau-Ausstellung im Kahre }$$o.

Der Bericht beginnt mit den Worten: „Die zahlreiche Betheilig-
ung und das lebhafte Interesse, welches die in den Jahren 1877 bis
1879 veranstalteten Preisbewerbungen für kunstgewerbliche Arbeiten
in den Kreisen der Fachleute, beziehungsweise des Publikums und der
Presse gefunden haben, und die erkennbaren Anregungen, welche durch
dieselben den verschiedenen Zweigen des Kunstgewerbes zu Theil ge-
worden sind, haben die Vorstände des Kunstgewerbe-Museums und
der permanenten Bauansstellung veranlaßt, auch im laufenden Jahre
von deui kgl. Ministerium für Pandel und Gewerbe wiederum die
Mittel zur Ausschreibung einer ähnlicheil Konkurrenz zu erbitten."
Es wurden vier Aufgaben gestellt, und die zur Preisbewerbung ge-
lieferten Gegenstände mußten vollkommen ausgeführt fein. Zur Lö-
sung der Aufgabe I „Schlafzimmergarnitur" waren ff Arbeiten eiu-
gegangen. Den ersten Ehrenpreis von ?oo Mk. erhielt die Arbeit von
I. piugel, Tischlernleister tu Berlin. Entwurf von Architekt E. Grie-
sebach;'den 2. Ehrenpreis voll 500 Mk. erhielt die Möbelfabrik von
p. Sauermann in Flensburg, gleichfalls einen zweiten Ehrenpreis von
500 Mk. £j. Schirmer in Berlin. Entwurf von Paul Schirmer. Zur
Aufgabe II „Line stattliche Bank mit Lehne in Gußeisen zu fünf
Sitzplätzen für eine öffelltliche Promenade u. dergl." sind S Arbeiten
eiugeliefert, von denen jedoch keine beit für eine prämiirung nöthigen
Anforderungen entsprach. Zu Aufgabe III „Tafelaufsatz für ein reiches
bürgerliches Haus, Hotel oder dergl." waren vier Arbeiten eingeliefert.
Den ersten Ehrenpreis von 700 Mk. erhielt der Tafelaufsatz von Arndt
ulld Marcus itt Berlin. Entwurf von Pahlen, Modell von p. Schley;
den zweiten Ehrenpreis von 500 Mk. erhielt Henniger in Berlin.
Entwurf von Hartung, Modell von R. Meyerheim, den dritten von
400 Mk. erhielt Humbert und Heylandt in Berlin. Mitarbeiter: Stahl,
Rasmuffen und Schluxpe. An der Konkurrenz um die Aufgabe IV
„Thürvorhang aus schwerem Stoff für Kunstsammlungen oder andere
öffentliche Gebäude haben sich vier Bewerber betheiligt. Ein erster
Preis wurde nicht ertheilt, den zweiten Ehrenpreis erhielt die Firma
A. Müller in Berlin.

MT* Beilage: Titel und Jnhalts-verzeichniß zum Jahrgang

verantwortlicher Redakteur: Dr. S. Lichtenstcin. — Verlag von G. Hirth in Leipzig 6c München. — Druck von Knorr 6c Hirth in München.
 
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