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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1881

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Schmädel, Josef von: Das Paulus-Museum in Worms
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https://doi.org/10.11588/diglit.7025#0076

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Das

ÄeminiFceuzen su-S Worm^, der guten slren Msdr.

Nach einer Griginalzeichnung von Rud. Leitz.

aulus-TNuseum

in

Worms.

3*

Am 9- Oktober dieses Jahres vollzog sich
in Worms ein festlicher Akt, der in diesen
Blättern nicht nur und vor Allem deßhalb
Erwähnung verdient, weil er die Bollendung
eines Werkes krönte, welches voin kunstgewerblichen Stand-
punkte aus auf das Freudigste begrüßt werden muß,
sondern auch deßhalb, weil die Anregung zu demselben,
seine Durchführung und Bollendung mit einem Namen
verknüpft ist, welchen der Runstgewerbeverein in Mün-
chen mit Stolz zu den seinen zählt. Wir meinen die an
diesem Tage unter großer Betheiligung von Nah und
Fern stattgehabte feierliche Eröffnung des paulus-
M u s e u m s daselbst, dessen glückliches Zustandekommen
der Initiative unseres Vereinsmitgliedes £. Gedon zu
verdanken ist.

Nur wenig Städte im deutschen Reiche haben eine
so reiche Geschichte aufzuweisen, wie das alte Lorbeto
magus. Wir brauchen nur zu erwähnen, daß Worms
der Schauplatz der Nibelungensage ist, die es allein
schon zu einem nationalen peiligthume stempelt, nur
daran zu erinnern, daß es im 5. Jahrhundert die
Residenz des burgundischen Reiches gewesen, von den
Hunnen zerstört, von den Merowingern wieder auf-
gebaut wurde, daß hier Rarl der Große pof gehalten,
hier {{22 der Investiturstreit zwischen Raffer und Papst
entschieden, im Jahre unter Maximilian I. der

Ewige Landfriede beschlossen, s50s Luther verhört wurde
und in den Jahren sö-sO und {557 bedeutsame Reli-
gionsgespräche stattfanden. Wir brauchen nur ins Ge-
dächtniß zu rufen, welch' große Bedeutung die Stadt
gegen Ende des Mittelalters als Glied des Rheinischen
Städte-Bundes erlangte, wie dieselbe {632 durch die
Schweden, f635 durch die Raiserlichen, (6^ durch die
Franzosen erobert und im Jahre H683 von denselben
unter Molar in Asche gelegt wurde u. s. w. Letzterem
Berhängniß ist es hauptsächlich zuzuschreiben, daß die
Blüthe Worms' bis heute nicht mehr ihren früheren
Höhepunkt erreicht hat. Das barbarische Treiben der
Franzosen in jener Zeit hat zugleich die Zerstörung und
Verschleppung des in Worms aufgehäuften unschätzbaren
Rulturmaterials aus den vorhergehenden Jahrhunderten
verschuldet und diese Thatsache läßt es auch begreiflich
erscheinen, daß, als Gedon zuerst, angeregt durch die
sonst ihrem sicheren Verfalle entgegengehende Pauluskirche,

V

m
 
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