verewigt hat, ITüctrtm von Wagner. Nächst König Ludwig I.
verdanken wir hauptsächlich ihm das Zustandekommen der
Münchner K u n st sa mm langen !
Martin Wagner ist geboren zu Würzburg ain 2\. Juni
\777. Den ersten Zeichnungsunterricht erhielt er von seinem
Vater, den: ksofbildhauer Johann Peter Wagner; später
bildete er sich an der Wiener Akademie unter Füger aus,
ging s 803 mit Unterstützung der Regierung nach Paris
und im nächsten Jahr nach Rom, wo er Schiller's der
Erinnerung an pellas gewidmete Gedichte mit Vorliebe
illustrirte.
In Roin, iin Jahre f805 wurde der bayerische Kron-
prinz mit Wagner bekannt, wie er ja auch in Rom den
edlen Freundschaftsbund mit Eornelius geschloffen.
Roin! „Die Stabt, die von den Menschen so groß
gemacht ist, daß sie die Götter nimmer haben zerstören
können!" sagt bewundernd schon in barbarischer Zeit, im
zehnten Jahrhundert, Erzbischof pildebrand von Tours.
Zu Anfang unsres Jahrhunderts schreibt ein Genosse des
römischen Künstlerkreises, Bimsen: „Rom ist die Haupt-
stadt der Welt, ich weiß nicht, ob mehr durch die un-
sterblichen Werke alter Herrlichkeit uiid des neueren
Genius oder durch die riesenhafte Zerstörung und die
erhabene Einsamkeit, welche um die sieben pügel sich
gelagert hat."
Auch Prinz Ludwig war an diese Stätten gewallfahrtet
voll der Ehrfurcht für die in Trümmern — aber welche
Trümmer! —- hereinragende Vergangenheit und mit Hellem
Künstlerauge für das farbenglühende, fröhliche' Volks-
leben der Gegenwart. In Briefen »nd Gedichten aus
jungen und alten Tagen kehrt Nichts so häufig wieder,
wie der Jubel über die mächtigen Eindrücke, die er ini
Vaterland des Täsar, Iuvenal, der Antonine, eines Dante,
Giotto, Sh'tus V., Michel Angelo, Raffael empfing. So
oft er, der ruhelos Thätige, Erholung sich gönnen konnte,
eilte er über die Alpen.
Wenn die verblichene Pracht der Lagunenstadt ele-
gische Stimmung erweckt, gibt uns die blanke Marmor-
stadt Genua frohen Lebensmuth wieder. In allen
Städten der Lombardei, wie Liguriens — welche Wun-
der, welche Erinnerungen! Nun nach Livorno, dem
geräuschvollen, aber interesselosen Foyer eines Theaters
vergleichbar, den wir während des Zwischenaktes eines er-
greifenden Drama's betreten, um wieder gesammelt und
zu neuem Kunstgenuß empfänglicher dahin zurückzukehren.
Pisa! Mors viva! Wo in aller Welt gäbe es einen
rührenderen Fleck Erde als diesen durch alle Poesie des
Todes verklärten Tampo Santo Italiens! In Florenz
dagegen Alles freudig pulsirendes, rauschendes Leben,
Nichts erinnert in der bergumgürteten Arnostadt an den
Tod, nicht einmal das Grab; auch San Miniato glänzt
und glüht wie ein goldiger Jugendtraum! Nun weiter
hinein in's Land! Wilde Blumen wachsen am Saum der
Straßen, blaßgrüne Olivenwälder dehnen sich in unabseh-
bare Weite, dann wieder Rebengärten, strotzend von pur-
purner Frucht, dazwischen blitzen weiße Maierhöfe mit ver-
fallenen Terrassen, einsame Klösterchen winken von den
pöhen, an blauen Seen schreiten wir vorüber, in deren
Mellen sich üppige Paine spiegeln, eine mittelalterliche Burg
taucht auf, um deren Trümmer Ginster und Steinbrech
wuchern, pappelumschattete Osterien laden zur Einkehr, — *
aber allmählig wird die Landschaft ernster und öder,
die Einsamkeit der Tampagna umfängt den Wanderer, —
bis in blauer Ferne die majestätische Kuppel von St. Peter
sich zeigt, der achte pügel, den Thristi Kirche der Stadt
des Romulus schenkte, von der unermeßlichen sonnigen
Ebene wie von einer Strahlenglorie umgeben — —
Roma! Glücklich der Eintretende! Dreimal glücklich,
wer hier nicnials Abschied zu nehmen hat! —- —
Ich wollte von Martin Wagner sprechen — und
ergehe mich in oft gehörten Dithyramben auf Italien,
auf die ewige Stadt! Indeß ich habe mich nicht allzu
weit verirrt, denn die Namen Rom und Wagner sind
für immer und aufs innigste miteinander verknüpft. Rom
ward dem deutschen Künstler eine zweite Vaterstadt, der er
treu blieb, obwohl ihn schmeichelhafte Verlockungen dahin
und dorthin verlocken wollten. Die unermeßliche Fülle
antiker Herrlichkeit gewährte ihn: in Rom so viel An-
regung und Genuß, daß er diesem täglich neu erblühenden
Zauber unbedenklich alle andren Rücksichten und Hoffnungen
opferte. Als er, schon hochbetagt, I 84l München besuchte,
eröffnete ihm König Ludwig, er wolle ihn, um sein Ver-
dienst zu ehren und ihn dauernd an die Hauptstadt Bayerns
zu fesseln, zum wirklichen Staatsrath und Galeriedirektor
ernennen. Wie vorn schwersten Ungemach getroffen,
völlig gebrochen, kanr er nach der Audienz zum Staats-
rath Maurer, der nrir die Episode selbst erzählte. „Ich
kann nicht!" rief er, „ich kann nicht!" Maurer tröstete ihn,
so gut es ging, und eröffnete dem Kjönig, wie jene Be-
lohnung für Wagner zum Opfer würde! Es ehrt den
König nicht wenig, daß er sich durch die Ablehnung
seines Angebots nicht verletzt fühlte. Er berief den Künstler
nochmals zu sich und rief ihm schon von Weitem zu:
„Wollen nicht nach München ziehen, wollen in Rom
bleiben! Begreif's! Begreif's! Würd' es, wenn ich Wagner
wäre, ganz ebenso halten!" —
Ludwig begann schon unmittelbar nach jener ersten
Romfahrt Antiken zu sammeln. Er spottet selbst darüber:
„Als ein Geschenk von den Himmlischen würden die
Meisten begehren,
Daß sie Steine in Gold dürften verwandeln nach Lust;
Doch ich Verkehrter, ich mach' es anders, bemüht, zu
vertauschen
Gegen altes Gestein neues gewichtiges Gold!"
Er schickte den Bildhauer Eberhard nach Rom, um
Einkäufe zu besorgen, auch sein alter Zeichnungslehrer
Dillis kaufte für ihn, zugleich ließ er durch den Nürnberger
Architekten Haller von Hallerstein an mehreren Plätzen in
Griechenland Nachgrabungen veranstalten. Wenn also schon
in diesen Bemühungen die Neigung für das Schöne und
Große in der Kunst zu Tage tritt, so gewannen die Er-
werbungen doch erst höhere Bedeutung, seit Ludwig mit
Martin Wagner in Verbindung trat. Als s8j0 der Nach-
laß der Malerin Angelika Kauffmann dem Prinzen zuni
Kauf angeboten wurde, ließ dieser bei Wagner anfragen.
Wagner mißrieth die Erwerbung, was ihm in betheiligten
Kreisen übel vermerkt wurde. Bald darauf aber traf ein Brief
des Kronprinzen ein, datirt: Nymphenburg, f6. Juni s8s0:
„Als Künstler nicht nur, als rechtschaffener Mann
auch kenne ich Sie, Wagner, Ihr parere wegen Angelika
verdanken wir hauptsächlich ihm das Zustandekommen der
Münchner K u n st sa mm langen !
Martin Wagner ist geboren zu Würzburg ain 2\. Juni
\777. Den ersten Zeichnungsunterricht erhielt er von seinem
Vater, den: ksofbildhauer Johann Peter Wagner; später
bildete er sich an der Wiener Akademie unter Füger aus,
ging s 803 mit Unterstützung der Regierung nach Paris
und im nächsten Jahr nach Rom, wo er Schiller's der
Erinnerung an pellas gewidmete Gedichte mit Vorliebe
illustrirte.
In Roin, iin Jahre f805 wurde der bayerische Kron-
prinz mit Wagner bekannt, wie er ja auch in Rom den
edlen Freundschaftsbund mit Eornelius geschloffen.
Roin! „Die Stabt, die von den Menschen so groß
gemacht ist, daß sie die Götter nimmer haben zerstören
können!" sagt bewundernd schon in barbarischer Zeit, im
zehnten Jahrhundert, Erzbischof pildebrand von Tours.
Zu Anfang unsres Jahrhunderts schreibt ein Genosse des
römischen Künstlerkreises, Bimsen: „Rom ist die Haupt-
stadt der Welt, ich weiß nicht, ob mehr durch die un-
sterblichen Werke alter Herrlichkeit uiid des neueren
Genius oder durch die riesenhafte Zerstörung und die
erhabene Einsamkeit, welche um die sieben pügel sich
gelagert hat."
Auch Prinz Ludwig war an diese Stätten gewallfahrtet
voll der Ehrfurcht für die in Trümmern — aber welche
Trümmer! —- hereinragende Vergangenheit und mit Hellem
Künstlerauge für das farbenglühende, fröhliche' Volks-
leben der Gegenwart. In Briefen »nd Gedichten aus
jungen und alten Tagen kehrt Nichts so häufig wieder,
wie der Jubel über die mächtigen Eindrücke, die er ini
Vaterland des Täsar, Iuvenal, der Antonine, eines Dante,
Giotto, Sh'tus V., Michel Angelo, Raffael empfing. So
oft er, der ruhelos Thätige, Erholung sich gönnen konnte,
eilte er über die Alpen.
Wenn die verblichene Pracht der Lagunenstadt ele-
gische Stimmung erweckt, gibt uns die blanke Marmor-
stadt Genua frohen Lebensmuth wieder. In allen
Städten der Lombardei, wie Liguriens — welche Wun-
der, welche Erinnerungen! Nun nach Livorno, dem
geräuschvollen, aber interesselosen Foyer eines Theaters
vergleichbar, den wir während des Zwischenaktes eines er-
greifenden Drama's betreten, um wieder gesammelt und
zu neuem Kunstgenuß empfänglicher dahin zurückzukehren.
Pisa! Mors viva! Wo in aller Welt gäbe es einen
rührenderen Fleck Erde als diesen durch alle Poesie des
Todes verklärten Tampo Santo Italiens! In Florenz
dagegen Alles freudig pulsirendes, rauschendes Leben,
Nichts erinnert in der bergumgürteten Arnostadt an den
Tod, nicht einmal das Grab; auch San Miniato glänzt
und glüht wie ein goldiger Jugendtraum! Nun weiter
hinein in's Land! Wilde Blumen wachsen am Saum der
Straßen, blaßgrüne Olivenwälder dehnen sich in unabseh-
bare Weite, dann wieder Rebengärten, strotzend von pur-
purner Frucht, dazwischen blitzen weiße Maierhöfe mit ver-
fallenen Terrassen, einsame Klösterchen winken von den
pöhen, an blauen Seen schreiten wir vorüber, in deren
Mellen sich üppige Paine spiegeln, eine mittelalterliche Burg
taucht auf, um deren Trümmer Ginster und Steinbrech
wuchern, pappelumschattete Osterien laden zur Einkehr, — *
aber allmählig wird die Landschaft ernster und öder,
die Einsamkeit der Tampagna umfängt den Wanderer, —
bis in blauer Ferne die majestätische Kuppel von St. Peter
sich zeigt, der achte pügel, den Thristi Kirche der Stadt
des Romulus schenkte, von der unermeßlichen sonnigen
Ebene wie von einer Strahlenglorie umgeben — —
Roma! Glücklich der Eintretende! Dreimal glücklich,
wer hier nicnials Abschied zu nehmen hat! —- —
Ich wollte von Martin Wagner sprechen — und
ergehe mich in oft gehörten Dithyramben auf Italien,
auf die ewige Stadt! Indeß ich habe mich nicht allzu
weit verirrt, denn die Namen Rom und Wagner sind
für immer und aufs innigste miteinander verknüpft. Rom
ward dem deutschen Künstler eine zweite Vaterstadt, der er
treu blieb, obwohl ihn schmeichelhafte Verlockungen dahin
und dorthin verlocken wollten. Die unermeßliche Fülle
antiker Herrlichkeit gewährte ihn: in Rom so viel An-
regung und Genuß, daß er diesem täglich neu erblühenden
Zauber unbedenklich alle andren Rücksichten und Hoffnungen
opferte. Als er, schon hochbetagt, I 84l München besuchte,
eröffnete ihm König Ludwig, er wolle ihn, um sein Ver-
dienst zu ehren und ihn dauernd an die Hauptstadt Bayerns
zu fesseln, zum wirklichen Staatsrath und Galeriedirektor
ernennen. Wie vorn schwersten Ungemach getroffen,
völlig gebrochen, kanr er nach der Audienz zum Staats-
rath Maurer, der nrir die Episode selbst erzählte. „Ich
kann nicht!" rief er, „ich kann nicht!" Maurer tröstete ihn,
so gut es ging, und eröffnete dem Kjönig, wie jene Be-
lohnung für Wagner zum Opfer würde! Es ehrt den
König nicht wenig, daß er sich durch die Ablehnung
seines Angebots nicht verletzt fühlte. Er berief den Künstler
nochmals zu sich und rief ihm schon von Weitem zu:
„Wollen nicht nach München ziehen, wollen in Rom
bleiben! Begreif's! Begreif's! Würd' es, wenn ich Wagner
wäre, ganz ebenso halten!" —
Ludwig begann schon unmittelbar nach jener ersten
Romfahrt Antiken zu sammeln. Er spottet selbst darüber:
„Als ein Geschenk von den Himmlischen würden die
Meisten begehren,
Daß sie Steine in Gold dürften verwandeln nach Lust;
Doch ich Verkehrter, ich mach' es anders, bemüht, zu
vertauschen
Gegen altes Gestein neues gewichtiges Gold!"
Er schickte den Bildhauer Eberhard nach Rom, um
Einkäufe zu besorgen, auch sein alter Zeichnungslehrer
Dillis kaufte für ihn, zugleich ließ er durch den Nürnberger
Architekten Haller von Hallerstein an mehreren Plätzen in
Griechenland Nachgrabungen veranstalten. Wenn also schon
in diesen Bemühungen die Neigung für das Schöne und
Große in der Kunst zu Tage tritt, so gewannen die Er-
werbungen doch erst höhere Bedeutung, seit Ludwig mit
Martin Wagner in Verbindung trat. Als s8j0 der Nach-
laß der Malerin Angelika Kauffmann dem Prinzen zuni
Kauf angeboten wurde, ließ dieser bei Wagner anfragen.
Wagner mißrieth die Erwerbung, was ihm in betheiligten
Kreisen übel vermerkt wurde. Bald darauf aber traf ein Brief
des Kronprinzen ein, datirt: Nymphenburg, f6. Juni s8s0:
„Als Künstler nicht nur, als rechtschaffener Mann
auch kenne ich Sie, Wagner, Ihr parere wegen Angelika