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ixauffmamt's Runstverlassenschaft hievon eine j?robe.
^§in wichtiges Geschäft trage ich Ihnen auf und phnen
allein!" Folgt die Weisung, zur Erwerbung des berühmten
Barberinischen Jaun’s Einleitung zu treffen. Damit wird
eine Eorrefpondenz eröffnet, die 909 Briefe Wagner s und
55^ des Fürsten uinfaßt. Die Originalbriefe Ludwig s
und die Eoncepte und Abschriften Wagner's sind heute im
Besitz des von Wagner'schen Instituts, das mit der Universität
Würzburg verbunden ist. Durch die Liberalität des aka-
demischen Senats wurde mir Erlaubniß gewährt, von dem
reichen Schatz Einsicht zu nehmen.
Bor Allem gewähren diese Briefe genauesten und aus-
führlichsten Aufschluß über Auffindung, und Erwerbung
fast sämmtlicher Antiken, die heute eine leuchtende Zierde
unserer Glyptothek sind. Nicht ein Stück befindet sich da-
runter, dessen Beschaffenheit und Werth nicht von Ludwig
selbst eingehend geprüft worden wäre, nur wenige sind
nicht unmittelbar durch Wagner's Hand gegangen. In
der Regel wurde auch Thorwaldsen's Zustimmung einge-
halt, bisweilen noch Eanova, Eberhard oder ein anderer
Künstler zu Rathe gezogen, den Ausschlag gab gewöhn-
lich wagner's Wort, wie in einem kunstvollen Gewebe
bie einzelnen Fäden scheinbar wirr durcheinander laufen,
i» Wirklichkeit aber wohlgeordnet ein harmonisches Ganzes
bilden, so verhält es sich mit allen Runstunternehm-
ungen und Sammlungen Ludwig's I.; mau fürchtet hie
und da, wenn man ihre Entstehung verfolgt, den Faden
zu verlieren, aber immer wieder erscheint er, alles Nöthige
wird von Weitem her eingeleitet und vorbereitet, bis endlich
der rechte Zeitpunkt gekommen ist, das „Werde!" zu rufen.
Beder Brief des Fürsten enthält ungefähr 20—50 numerirte
Punkte, auch die Briefe selbst sind nach Nummern geordnet.
Auf alle einzelnen Fragen und Befehle und Rathschläge
Seht sodann Wagner speziell ein, und ein glückliches Unter-
nehmen nach dem andern sehen wir zum Abschlüsse gelangen.
Wie gewissenhaft wird jede Statue, Büste, Buinze, Base
u. s. w. beschrieben und gewerthet! Denn nur durch strengste
Sparsamkeit und vorsichtiges Geschäftsgebahren wurde
es dem Prinzen möglich, so umfangreiche und so wichtige
Erwerbungen zu machen. Nur Ausgezeichnetes wollte er,
nur das Beste galt ihm als gut genug. „Plastik", sagt
Goethe, „wirkt eigentlich nur auf ihrer höchsten Stufe; alles
Mittlere kann wohl aus mehr denn Einer Ursache impo-
niren, aber alle mittleren Kunstwerke dieser Art machen
Nlehr irre, als daß sie erfreuen." „Wenn unbezweifelt an-
tik", „wenn des Phidias würdig", setzt der Prinz nicht selten
als Bedingung fest.
Ein paar Briefstellen mögen den originellen Bcrkehr
charakterisiren.
1 „Dahin trachten Sie, daß nichts ausgeZ^ch
Schönes in Ronr veräußert werde, ohne aß ^ ^^^5,
habe, meine Bestimmung zu äußern. „ J. klieren
Barberini's Faun, den famösen herku e^, "<llres
Sie aus dein Blick!" „Jetzt einen Auftrag, wur S
Ropfes. Das Haus Barberini sinkt rmnrer
mehr, darum geben Sie Acht, daß mir m 1 ^
lichen Bilder, nr einem Gemach zusammen, 0 ^
befindlich: Lionardo's cnpo fi'opel'e. ln c
nnrina R-phn-l-. und d--°n A-pl- rch" di-fi-s
Romano, daß ml, dam:. S«
können und mich benachrichtigen, wann wohl Neigung zur Ber-
äußerung gekommen, machen Sie Bekanntschaft mit Leuten,
wohlbekannt, alles, was im Innern vorgeht, sich bereitet.
Liegt mir sehr am Herzen. Die neuen Aufträge aber
schwächen die älteren nicht." „Den indischen Bacchus und
die Diana dürfen Sie mir nicht entgehen lassen, ich habe
keine Eile, aber daß sie kein anderer erwerbe, ich aber
gewiß, das gerechte Bertraueir habe ich auf Sie." „Wenn
Sie, Wagner, Wahrscheinlichkeit glücklichen Erfolges für
Nachgrabungen in Rom haben, lassen Sie mich's wissen
ohne die Stelle zu nennen, aber der Rosten Bedarf, die
vergeblich sein könnten." „Wie stehet es mit der Nach
grabung zu Ostia unter Reichert? Wenn noch günstige
Jahreszeit, wünsche ich sehr thätige Betreibung! Den
Arbeitern Belohnungen, namentlich wenn sie leicht ent-
wendbare Gemmen, Münzen u. dgl. abliefern." „Wie der
ältere Eato bei jeder seiner Reden: Delendo Carthago
aussprach, so ich in jedem Briefe: daß Rauf mit Broschi
geschloffen werde (Indischer Bacchus, Diana, Benus), ich
lieber mehr als gefordert für das, was ausgezeichnet schön,
geben will, als solch geringeren Preis, aber mit anderen
Werken, die dies nicht sind, folglich größere Summe zu
zahlen."
Man sieht, wie in allen Briefen Ludwig's, gibt sich
auch hier jene hast kund, die nicht einmal die Sätze fertig
bilden läßt; allein wenn sie auch nicht um stilistischer Treff-
lichkeit willen in literarische Anthologien passen, so wird
doch die darin zu Tage tretende riesige Arbeitskraft, Sicherheit,
Beharrlichkeit jedem Leser Staunen und Bewunderung ab-
nöthigen. Rein Fragment wird in Ostia ausgegraben, kein
Wandgemälde in Pompeji aufgedeckt, keineRunstversteigerung
in Rom, in Paris, in London gehalten, kein antikes Bild-
werk neu gedeutet, kein Münzschatz in den Handel gebracht,
ohne daß sich nicht daran sofort eingehende Anfragen und
Erläuterungen in unserem Briefwechsel knüpften. Natürlich
wurde Alles, so viel wie möglich, geheim geprüft und ge-
kauft, denn es galt nicht nur, anderen reicheren Räufern,
namentlich dem Rardinal Fesch, dein preußischen Gesandten
von Bunsen und einigen Engländern, zuvorzukommcn,
sondern auch die Ausfuhr der erworbenen Stücke, die auf's
Strengste verboten war, durch List und Energie durchzusetzen.
Da Briefe damals gar häufig in Unrechte Hände geriethen,
wurden vom Prinzen den Runstwerken, von welchen oft
die Rede war, bestimmte Namen gegeben; der Barberinische
Faun hieß die „kleine Statue" oder auch der „Schlaf",
der Dioskobolos die „bewußte Statue", der Sarkophag in
Broschi's Besitz die „Schwesterstatue", die Augustusbüste „der
große Ropf" u. f. w. Besonders wichtige Briefe Wagner's
wurden nicht unmittelbar an den Prinzen, sondern an einen
Handelsmann Tschurtschenthaler in Innsbruck adreffirt, der
sie nach Bayern weiter beförderte. Aus Geldverlegenheit
römischer Familien, die im Besitz alter Erbstücke und Samm-
lungen, wurde mit einer fast die Grenzen des Erlaubten
überschreitenden spekulativen Berechnung Nutzen gezogen.
Um die päpstliche Regierung in kritischen Fällen zu gesetz-
lich unerlaubter Nachsicht zu bewegen, muß Wagner hie
und da darauf Hinweisen, daß auch die Freundschaft und
der gute Wille eines Thronfolgers insbesondere während
der Toncordatsverhandlungen für den apostolischen Stuhl
nicht werthlos seien. Auch später als Rönig spielte er
ixauffmamt's Runstverlassenschaft hievon eine j?robe.
^§in wichtiges Geschäft trage ich Ihnen auf und phnen
allein!" Folgt die Weisung, zur Erwerbung des berühmten
Barberinischen Jaun’s Einleitung zu treffen. Damit wird
eine Eorrefpondenz eröffnet, die 909 Briefe Wagner s und
55^ des Fürsten uinfaßt. Die Originalbriefe Ludwig s
und die Eoncepte und Abschriften Wagner's sind heute im
Besitz des von Wagner'schen Instituts, das mit der Universität
Würzburg verbunden ist. Durch die Liberalität des aka-
demischen Senats wurde mir Erlaubniß gewährt, von dem
reichen Schatz Einsicht zu nehmen.
Bor Allem gewähren diese Briefe genauesten und aus-
führlichsten Aufschluß über Auffindung, und Erwerbung
fast sämmtlicher Antiken, die heute eine leuchtende Zierde
unserer Glyptothek sind. Nicht ein Stück befindet sich da-
runter, dessen Beschaffenheit und Werth nicht von Ludwig
selbst eingehend geprüft worden wäre, nur wenige sind
nicht unmittelbar durch Wagner's Hand gegangen. In
der Regel wurde auch Thorwaldsen's Zustimmung einge-
halt, bisweilen noch Eanova, Eberhard oder ein anderer
Künstler zu Rathe gezogen, den Ausschlag gab gewöhn-
lich wagner's Wort, wie in einem kunstvollen Gewebe
bie einzelnen Fäden scheinbar wirr durcheinander laufen,
i» Wirklichkeit aber wohlgeordnet ein harmonisches Ganzes
bilden, so verhält es sich mit allen Runstunternehm-
ungen und Sammlungen Ludwig's I.; mau fürchtet hie
und da, wenn man ihre Entstehung verfolgt, den Faden
zu verlieren, aber immer wieder erscheint er, alles Nöthige
wird von Weitem her eingeleitet und vorbereitet, bis endlich
der rechte Zeitpunkt gekommen ist, das „Werde!" zu rufen.
Beder Brief des Fürsten enthält ungefähr 20—50 numerirte
Punkte, auch die Briefe selbst sind nach Nummern geordnet.
Auf alle einzelnen Fragen und Befehle und Rathschläge
Seht sodann Wagner speziell ein, und ein glückliches Unter-
nehmen nach dem andern sehen wir zum Abschlüsse gelangen.
Wie gewissenhaft wird jede Statue, Büste, Buinze, Base
u. s. w. beschrieben und gewerthet! Denn nur durch strengste
Sparsamkeit und vorsichtiges Geschäftsgebahren wurde
es dem Prinzen möglich, so umfangreiche und so wichtige
Erwerbungen zu machen. Nur Ausgezeichnetes wollte er,
nur das Beste galt ihm als gut genug. „Plastik", sagt
Goethe, „wirkt eigentlich nur auf ihrer höchsten Stufe; alles
Mittlere kann wohl aus mehr denn Einer Ursache impo-
niren, aber alle mittleren Kunstwerke dieser Art machen
Nlehr irre, als daß sie erfreuen." „Wenn unbezweifelt an-
tik", „wenn des Phidias würdig", setzt der Prinz nicht selten
als Bedingung fest.
Ein paar Briefstellen mögen den originellen Bcrkehr
charakterisiren.
1 „Dahin trachten Sie, daß nichts ausgeZ^ch
Schönes in Ronr veräußert werde, ohne aß ^ ^^^5,
habe, meine Bestimmung zu äußern. „ J. klieren
Barberini's Faun, den famösen herku e^, "<llres
Sie aus dein Blick!" „Jetzt einen Auftrag, wur S
Ropfes. Das Haus Barberini sinkt rmnrer
mehr, darum geben Sie Acht, daß mir m 1 ^
lichen Bilder, nr einem Gemach zusammen, 0 ^
befindlich: Lionardo's cnpo fi'opel'e. ln c
nnrina R-phn-l-. und d--°n A-pl- rch" di-fi-s
Romano, daß ml, dam:. S«
können und mich benachrichtigen, wann wohl Neigung zur Ber-
äußerung gekommen, machen Sie Bekanntschaft mit Leuten,
wohlbekannt, alles, was im Innern vorgeht, sich bereitet.
Liegt mir sehr am Herzen. Die neuen Aufträge aber
schwächen die älteren nicht." „Den indischen Bacchus und
die Diana dürfen Sie mir nicht entgehen lassen, ich habe
keine Eile, aber daß sie kein anderer erwerbe, ich aber
gewiß, das gerechte Bertraueir habe ich auf Sie." „Wenn
Sie, Wagner, Wahrscheinlichkeit glücklichen Erfolges für
Nachgrabungen in Rom haben, lassen Sie mich's wissen
ohne die Stelle zu nennen, aber der Rosten Bedarf, die
vergeblich sein könnten." „Wie stehet es mit der Nach
grabung zu Ostia unter Reichert? Wenn noch günstige
Jahreszeit, wünsche ich sehr thätige Betreibung! Den
Arbeitern Belohnungen, namentlich wenn sie leicht ent-
wendbare Gemmen, Münzen u. dgl. abliefern." „Wie der
ältere Eato bei jeder seiner Reden: Delendo Carthago
aussprach, so ich in jedem Briefe: daß Rauf mit Broschi
geschloffen werde (Indischer Bacchus, Diana, Benus), ich
lieber mehr als gefordert für das, was ausgezeichnet schön,
geben will, als solch geringeren Preis, aber mit anderen
Werken, die dies nicht sind, folglich größere Summe zu
zahlen."
Man sieht, wie in allen Briefen Ludwig's, gibt sich
auch hier jene hast kund, die nicht einmal die Sätze fertig
bilden läßt; allein wenn sie auch nicht um stilistischer Treff-
lichkeit willen in literarische Anthologien passen, so wird
doch die darin zu Tage tretende riesige Arbeitskraft, Sicherheit,
Beharrlichkeit jedem Leser Staunen und Bewunderung ab-
nöthigen. Rein Fragment wird in Ostia ausgegraben, kein
Wandgemälde in Pompeji aufgedeckt, keineRunstversteigerung
in Rom, in Paris, in London gehalten, kein antikes Bild-
werk neu gedeutet, kein Münzschatz in den Handel gebracht,
ohne daß sich nicht daran sofort eingehende Anfragen und
Erläuterungen in unserem Briefwechsel knüpften. Natürlich
wurde Alles, so viel wie möglich, geheim geprüft und ge-
kauft, denn es galt nicht nur, anderen reicheren Räufern,
namentlich dem Rardinal Fesch, dein preußischen Gesandten
von Bunsen und einigen Engländern, zuvorzukommcn,
sondern auch die Ausfuhr der erworbenen Stücke, die auf's
Strengste verboten war, durch List und Energie durchzusetzen.
Da Briefe damals gar häufig in Unrechte Hände geriethen,
wurden vom Prinzen den Runstwerken, von welchen oft
die Rede war, bestimmte Namen gegeben; der Barberinische
Faun hieß die „kleine Statue" oder auch der „Schlaf",
der Dioskobolos die „bewußte Statue", der Sarkophag in
Broschi's Besitz die „Schwesterstatue", die Augustusbüste „der
große Ropf" u. f. w. Besonders wichtige Briefe Wagner's
wurden nicht unmittelbar an den Prinzen, sondern an einen
Handelsmann Tschurtschenthaler in Innsbruck adreffirt, der
sie nach Bayern weiter beförderte. Aus Geldverlegenheit
römischer Familien, die im Besitz alter Erbstücke und Samm-
lungen, wurde mit einer fast die Grenzen des Erlaubten
überschreitenden spekulativen Berechnung Nutzen gezogen.
Um die päpstliche Regierung in kritischen Fällen zu gesetz-
lich unerlaubter Nachsicht zu bewegen, muß Wagner hie
und da darauf Hinweisen, daß auch die Freundschaft und
der gute Wille eines Thronfolgers insbesondere während
der Toncordatsverhandlungen für den apostolischen Stuhl
nicht werthlos seien. Auch später als Rönig spielte er