Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1884

DOI Artikel:
Vereins-Chronik
DOI Artikel:
Vermischte Mittheilungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7028#0020

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4-

/

(2 -4

\

„Du bist dahin! Vorkämpfer unsres Rechtes,

Was Du gekonnt, das müssen Andre wollen,

Du warst die That, vertauscht sind nun die Rollen;
Es sank ein kjeld, die Zierde des Gefechtes.

Du lehrtest Viele wissen was sie sollen:

Hingebung und Begeisterung für Echtes,

Kampf gegen halbes, mehr noch gegen Schlechtes;

Du hast verdient den Lorberkranz, den vollen.

Dein Herz war eines Kindes werth, Dein Streben —
Das eines Mannes, der die Wahrheit wollte,

Dein Geist — die Kraft, die Kunst in ihr zu lieben.

Durch Schmerz und Leid hast Du bezahlt das Leben,
Du hast versöhnt den Geist, der diesem grollte;

Geh' heim ins AllI Dein willen ist geblieben."

Und Wilhelm Busch rühmt ihn und klagt um ihn in folgenden
Versen:

„Lorenz Ged o n.

So kernig schienst Du uns, so wetterhart,

Ein köstlich Bild urfrischer Gegenwart;

Ein Baum, an Stamm und Wurzel unbewegt.

Vb auch der Sturm an seinen Wipfel schlägt;

Und schon, da kaum Dein goldner Herbst die Welt
Zur Erndte lud, hat Dich der Tod gefällt.

Die Schlange, die sich durch die Zeiten schlingt,
Viel tausendfach der Menschheit Leib umringt,
Die stets beneidet, was zu leben wagt,
Grausam hat sie auch Deine Kraft zernagt.

Du warst ein rechter Sohn vergangner Zeit,

Der Liebling alter Kunst und Herrlichkeit;

Und dankbar nahmst Du, was die Mutter Dir
Als Lrbtheil hinterließ zu Schmuck und Zier,
Der Mitwelt und der Nachwelt edles Gut,

Mit sorgsam kluger Hand in sichre Huth.

Schatzmeister warst Du in der Schönheit Reich;
Doch Kenner auch und Könner allzugleich.

Das feine kunstvoll reizende Geräth,

Das Menschenbild in stolzer Majestät,

Den Prachtpalast, den feierlichen Saal,

Aufstrebend kühn zum höchsten Ideal,

Von Dir erdacht, gebildet und erbaut,
wie froh bewundernd haben wir's geschaut!

wie oft hast Du die festlich heitre Nacht
Verschönt durch der Erfindung Zaubermacht;
wenn Dein Genie den altgewohnten Raum
Der Wirklichkeit entrückt zu holdem Traum;
wenn Du die Halle sormenreich geschmückt
Und glücklich warst, weil Andre Du beglückt I

Denn brüderlich und fest und liebewarm

Umschlang die Gegenwart Dein starker Arm.

Voll Muth, voll Ungestüm, doch zart gesinnt;

Im Ernst ein Mann, in Fröhlichkeit ein Kind;

Der raschen That geneigt, des Redens Feind;

Lin glühend Herz warst Du, ein treuer Freund;

Dazu ein wackrer Zecher, deutsch und echt.

Heil jeder Stund', die ich mit Dir verzecht!

Im alten teutoburger Walde sahn

wir uns zuletzt. Ich ging mit Dir zur Bahn.

Du sprachst: Aus Wiedersehn! — Fort rollt' der Zug,

Der Dich für ewig in die Ferne trug.

Ach, liebster Freund I Lin Thoil von meinem Glück
Nahmst Du mit fort und kehrst nie mehr zurück."

Aeschylus sagt: „Der Menschen Richter ist der große Tod."
Dieser hat, nach menschlichem Ermessen, nur zu sehr geeilt, seinen
unerbittlichen Spruch über Gedon zu fällen. Das Urtheil aber dieses
ernsten und unbestechlichen Gerichtes ist für den uns Entrissenen so
ehrenvoll, wie er selbst es wohl nie zu ahnen gewagt hat. Nicht
nur ist er als Künstler über die Schwelle des Pantheons der Unsterb-
lichkeit geschritten — die Liebe seiner Freunde und seines Volkes hat
in der ihm geweihten Todtenfeier den erhabensten Beweis für ihre
lebendige Stärke und unvergängliche Dauer abgelegt. In unserem
Herzen aber ist sein Gedächtniß mit unvergänglichen Zügen ein-
geschrieben.

Vermischte

Konkurrenz-Ausschreiben. Der Verein zur Förder-
ung des Kunstgewerbes in Braunschweig beabsichtigt zu
Weihnachten dieses Jahres eine Verloosung von kunstgewerblichen,
im Herzogthum Braunschweig angesertigten Gegenständen zu veranstalten.

Um für diese Lotterie geeignete Gewinne zu erhalten, fordert
derselbe aus, sich an einer Bewerbung zur Anfertigung solcher Arbeiten
zu betheiligen.

I. Es werden zunächst Entwürfe gewünscht für folgende Gegen-
stände :

a) Lin kunstvoll ausgestattetes Pianino.

b) Ein Bücherschrank.

c) Ein Damen-Nähtisch.

jlWheilungen. MUUWUM

ä) Eine Nähmaschine für Fuß- und Handbetrieb,
e) Eine reich verzierte eiserne Bettstelle,
t) Ein eiserner Blumentisch.

g) Ein Garderobcständer in Holz oder Eisen.

h) Lin paar Bronzeleuchter.

i) Spiegelrahmen und Bilderrahmen.

I<) Gepolsterte Sessel und Puffs.

1) Ein Vogelbauer,
rn) Albumdecken, Büchereinbände.

2. Außer den genannten Gegenständen können auch Entwürfe
für andere eingeliefert werden, sofern dieselben sich durch künstlerische
und geschmackvolle Form auszeichnen.
 
Annotationen