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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1884

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Bericht über den 1. Delegiertentag des deutschen Kunstgewerbevereins a, 29., 30. und 31. März 1884 in Frankrfurt a.M.
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es dem Berliner Vereine zweckmäßiger erscheine und es sich für den-
selben dann wahrscheinlich auch eher ermöglichen lasse, daß derselbe
bei der in Aussicht genommenen Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung
von J886 zu Berlin als Vorort fungire.

von den beiden weiters in Vorschlag gebrachten Vereinen nämlich
Frankfurt a. £17. und Dresden, verzichtete ersterer für dieses Mal auf
die Mahl als Vorort, während Dresden sich bereit erklärte, die Wahl
anzunehmen, worauf mit 22 Stimmen von 26 Stimmen Dresden
zum Vororte für die nächsten zwei Jahre erwählt wurde.

vor Schluß der Sitzung, welcher Abends i Uhr erfolgte, ergriff
der Vorsitzende das Wort, um nochmals München und namentlich
dessen beiden anwesenden Vertretern den wärmsten Dank der Ver-
sammlung auszusprechen. Der Bayerische Kunstgewerbe-Verein sei
stets mit leuchtendem Beispiele vorangegangen und hauptsächlich seinen
Bemühungen, seiner selbstlosen Dpferwilligkeit und seinen stets auf
das große Ganze ohne kleinliche Nebenabsichten gerichteten Bestrebungen
sei es zu danken, daß die kunstgewerbliche Bewegung Deutschlands
eine so erfreuliche Richtung genommen habe.

In der dritten, den 3t- März vormittags stattgehabten Sitzung
fand die Schlußlesuug der Geschäftsordnung statt, welche nunmehr
zur desinitiven Annahme gelangte, Hierauf erfolgte die Feststellung
des Budgets, nach dessen Genehmigung noch als einzige neue durch
den verband zu behandelnde Frage der Antrag WallL ausgenommen
wurde: „Die Regelung des Verfahrens bei kunstgewerblichen Kon-
kurrenzen".

Allseitig wurde anerkannt, daß jetzt im Konkurrenzwesen Uebel
vorliegen, unter denen in vielen Fällen die Arbeitskraft der Vereins-
mitglieder in ungebührlicher Weife ausgebentet werde. Sieben Vereine
resp. deren erwählte Vertreter werden unter der Dbmannschaft von
Karlsruhe Berichte darüber ausarbeiten.

Schließlich gelangte die weitere Ausbreitung und die Erweckung
und Neubildung von Vereinen zur Sprache, doch wurden bindende
Beschlüsse nicht gefaßt.

Ferner wurde in Erledigung einer weiteren Anregung der Aus-
tausch sämmtlicher Vereinszeitschriften unter einander als wünfchens-
werth hingestellt. Nachdem noch ein Schreiben des geheimen Gber-
Regierungsraths von Lüders aus Berlin, welches mittheilt, daß die
Inszenirung der projektirten Berliner Kunst- und Kunstgemerbe-Ans-
stellung wahrscheinlich aus einen späteren Zeitpunkt als ^886 festge-
setzt werden wird, zur Verlesung gekommen, schloß der Delegirtentag
mit einem nochmaligen besonderen Dank gegen den bisherigen vor-
ort München und mit einem lösch auf den neuen Vorort Dresden.

In den wenigen zwischen den Verhandlungen freigebliebenen
Stunden nahmen sich die Vertreter des Frankfurter Vereines in gast-
lichster und liebenswürdigster Weise der auswärtigen Delegirten an,
denen insbesondere die sehr sehenswerthen Sammlungen des Knnst-
gewerbe-Museums und der damit verbundenen Anstalt durch Direktor
Luthmer geöffnet und erläutert wurden.

Am Abende des 30. März waren die Delegirten vom Mittel-
deutschen Knnstgewerbe-verein zu einem Abendessen geladen, welches
in der reizenden, festlich dekorirten, altdeutschen Trinkstube, zum
Barfüßereck stattfand.

Es herrschte, wie nach dem guten verlaufe der Verhandlungen
des Delegirtentages nicht anders zu erwarten war, bei dem Mahle
heitere Festesstimmung. Den ersten Trinkspruch brachte der zweite
Vorsitzende des Kunstgewerbe-Vereins Herr Lornill auf die Gäste
aus, indem er denselben dankte, daß sie gerade Frankfurt zum
Verhandlungsorte für ihren diesjährigen Kongreß ausersehen hätten,
von den weiteren zahlreichen ernsten und humoristischen Trinksprüchen
erwähnen wir diejenigen von Baurath Köhler (Hannover) auf Frank-
furt, Direktor Luthmer (Frankfurt) auf den bisherigen Vorort München
und seine beiden Vertreter, Direktor Lange (München) auf die Vor-
sitzenden des Delegirtentages, Sonnemann (Frankfurt) auf die guten
Erfolge der erwählten Siebener-Kommission, WallL (Berlin) auf den
neuen Vorort Dresden, Gurlitt (Dresden) und Necker (Hamburg) auf
die Frauen. Erst in später Stunde trennten sich die Gäste.

Nach Schluß der Verhandlungen, Montag den 5\. März Nach-
mittag wurde dann den Delegirten ein ganz außerordentlicher Genuß
zu Theil, indem durch Vermittlung des Herrn Direktor Luthmer Frei-
herr Karl von Rothschild die Besichtigung der in seinem Wohnhause
am Unter-Mainquai aufgestellten Sammlung von Meisterwerken der
Goldschmiedekunst gestattete, von der Pracht und Kostbarkeit, sowie
dem hohen künstlerischen Werthe der in zwei Räumen aufgestellten
Kunstgegenstände vermag die Beschreibung und Schilderung auch nicht
die entfernteste Vorstellung zu geben.

Es gebührt dem Besitzer dieser Schätze der wärmste Dank, daß
er dieselben der Allgemeinheit durch jene vorzüglichen Publikationen
nutzbar machen läßt, deren Leitung in die bewährten Hände Direktor
Luthmers gelegt ist.

Auch den übrigen Sehenswürdigkeiten Frankfurts, insbesondere
dem Städel'schen Institute, den herrlichen im Besitze Brentanos be-
findlichen Miniaturen u. s. w. wurde nach Thunlichkeit die gebührende
Aufmerksamkeit gewidmet.

Den Vertretern des Mitteldeutschen Kunstgewerbe-Vereines ge-
bührt die Anerkennung und der Dank aller verbundenen vereine sür
die Arrangements des so glücklich verlaufenen ersten Delegirtentages
in höchstem Maße. Der Gesammteindruck aber, den alle Anwesenden
von dieser Zusammenkunft mit nach Hause genommen, ist, wie der
Delegirte des Berliner Vereines, Herr wallL, in seinem Berichte sehr
treffend bemerkte, der, daß alle dem Verbände ungehörigen Vereine
in regem Eifer und ernster Arbeit, ohne jede Rivalität oder Parti-
kularismus gewillt sind, nach Kräften mitzuwirken an dem gemein-
sam zn verfolgenden Ziele, an der wahren Hebung und Förderung
des gesammten deutschen Kunstgewerbes.

Düchentisch.

werkbuch des Tapezierers. Line praktische Darstellung,
aller in diesem Gewerbe vorkommenden Arbeiten und
Materialien für Fachleute, Schulen und Liebhaber, unter
Mitwirkung von Tapezierer G. Klaue und anderen Fach-
leuten herausgegebert von Ferdinand Luthmer, Direktor
der Kunstgewerbeschule zu Frankfurt a. M. Dieses viel-
versprechende Werk, aus ^0 Hefte zu 2q, großenVktavseiten und zmn Preise
von je \ Mark angelegt, gruppirt seinen in Aussicht genommenen
Lernstoff in drei Abschnitten: die Materialien, die Arbeiten und das
Zeichnen des Tapezierers. Während der erste Abschnitt eine sehr
gründliche Auszählung und Beschreibung der gewebten Stoffe, Leder
Tapisserien, Stickereien, der Papiertapeten, passementerien und der
Nebenmaterialien der Tapezierer enthält, finden wir im zweiten alle

die Arbeiten, welche derselbe an den Wänden, den Fenstern, Thüren,
Betten, Alkoven, Toilettentischen, Polstermöbeln, und endlich zur Be-
legung der Fußböden vorzunehmen hat, aufgeführt. Der dritte Ab-
schnitt behandelt das geometrische Zeichnen, das stereometrische Zeichnen
das perspektivische Zeichnen, das technische Zeichnen, das Flachornament-
zeichnen , Hebungen im Faltenwurfzeichnen und das Aquarellieren.
Die bisher vorliegenden Hefte lassen bereits klar erkennen, daß der
für die Entwicklung des deutschen Kunstgewerbes so hervorragend
und zugleich so erfolgreich thätige Herausgeber mit diesem versuche,
eine neue Form gewerblicher Unterweisung zu schaffen, nicht nur einen
äußerst glücklichen Griff gethan hat, sondern daß er auch die in's
Auge gefaßte Aufgabe einer Lösung entgegenzuführen bestrebt ist,
welche sowohl in Fachkreisen wie bei allen Kunstfreunden freudige

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