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Vom Vücheniisch.
Real-Lexikon der Kunstgewerbe von Bruno Bücher.
Wien, Verlag von Georg Paul Fäsy l88<s.
In demselben Maße, in welchem seit den letzten Jahrzehnten das
allgemeine Interesse an den Kunstgewerben stieg, welche in der Gegen-
wart einen einstussreichen Faktor im össentlichen und volkswirthschaft-
iichen Leben bilden, in demselben Klasse machte sich das Bediirfniss
eines Buches aeltend, welches nicht blos dem Liebhaber, sondern auch
bem Ausübenden wünschenswertste Aufschlüsse über Gegenstände dieses
Gebietes geben konnte.
Wohl besttzen wir schon seit fünfzehn Jahren in Franz Traut»
Manns „Kunst und Kunstgewerbe" ein Buch, das stch eine ähnliche
Aufgabe stellt, aber es räumt neben dem Kunftgewerbe der Kunst
aleiche Berechtigung ein und beruht auf einer ganz anderen Gekonomie,
welche — bei aller Achtung für das reiche wissen des als Kunst»
gefchichtsforscher berühmten Verfassers muss es gesagt sein bas
Rachschlagen in vielen Fällen über Gebühr erschwert.
Darum begrüßen wir Bruno Bncher's Arbeit mit doppelt leb-
hafter Befriedigung.
Zunächst erweist sich die Oekonomie des Buches als eine durchweg
praktische; während Trautmann nur die Fächer, welche er behandelt,
rn alphabetische Reihenfolge stellt, folgen sich bei Bruno Bücher die
einzelnen Stichworte in dieser Ordnung, was die Orientirung natürlich
in hohem Grade erleichtert und wird in der Erläuterung derselben in
entsprechender weise wiederum ans das Fach hingewiesen, innerhalb
dessen der durch das Stichwort bezeichnete Gegenstand vorkommt. Als
Beispiel mag das Wort Punga diene», wer sich darüber Aufschluß
erholt, sindet ihn nicht allein an bezeichneter Stelle, sondern sieht sich
gleichzeitig auf die Begriffe „Liselireu" und „Treiben" verwiesen und
findet dort weitere Belehrung. Und umgekehrt verweisen die Artikel
»Liselireu", „Getriebene Arbeit" und „Treiben" hinwiederum in ent-
sprechender weise auf die bei diesen Arten von Technik benützten
Werkzeuge.
Die Anzahl der behandelten Stichworte ist eine so ansehnliche, dass
kaum ein in das Kunstgewerbe einschlägiger Gegenstand ohne Berück-
fichtignng bleibt: die Möglichkeit, sich durch das Buch zu unterrichten,
'st eine ganz außerordentliche. Ls gilt das insbesondere von der Ter-
»nnologie der verschiedenen Kunftgewerbe und zwar einschließlich der
seüher üblich gewesenen, nun aber veralteten.
Wo Begriffe in Frage kommen, welche Kunstgewerbe-Arten oder
deren Produkte bezeichnen,' wie z. B. Goldschmiedarbeiten, Bildweberei,
Kelche, Medaillen rc., findet der Nachschlagende allzeit ein reiches, sorg-
fältig geschichtlich geordnetes Material, i» welchem kein bedeutsames
und charakteristisches Moment fehlt.
Daß unter dem Stichwort della Robbia, Boulle rc. nicht blos über
die nach den Meistern dieses Namens genannten Arten der Technik
Aufschluß gegeben wird, bedarf kaum der Erwähnung, wohl aber
dürste die Bemerkung ain Platze sein, daß Bruno Bücher s Buch zahl-
reiche selbstständige biographische Artikel enthält.
Die Mythologie, ttamentlich der alten Völker, leiht dem Kunft-
gewerbe so zahlreiche Gestalten-Motive, daß deren Berücksichtigung in
dem besprochenen Buche sich ganz natürlich von selbst ergab. Dasselbe
S'lt von der vorchristlichen Alterthumskunde, während, wie der ver-
fasser in der Vorrede selbst zugibt, die christliche weniger eingehend be-
dacht worden ist. Dagegen ist der nordischen Mythologie vollkommen
ausreichende Berücksichtigung zn Theil geworden.
Als höchst verdienstlich tnuß die Beifügntlg von Literatur-Nach-
weisen bezüglich Kunstlehre, Geschichte der dekorativen Künste, vor-
bildersammlungen, der Ornamentik einzelner Zeiten und Länder, Far-
denlehre, Proportionslehre, Mythologie, Kostüme, Waffen und Rüst»
"ugen, Heraldik, Ritterorden, Numismatik, Monogramme, Gemmo»
Sl>'Ptik, Medailleurkunst, Keroplastik, des Gypsgnffes, der Schrift und des
Buchdruckes, des Papiers und der Papiertapeten, der Miniaturmalerei,
d^ Kupferstiches, der Holzschneidekunst, der Lithographie, Lhemigraphie,
Photographie, phototyxie, Buchbindung, Wanddekorationen, Tertilen-
Keramik, Holzarbeit, Drechslerei, Elfenbein-Plastik, des Glases,
Glasmalerei, des Emails und der verschiedenen Arten von Metall-
arbeit bezeichnet werden. Diese umfassenden Literatnr-Nachweisnngen
geben dem, der sich über die eine oder andere Sparte eingehend unter«
"^ten will, ein reiches Material an die Hand.
Und so mag denn das mit größter Sorgfalt bearbeitete Buch den
Liebhabern des Kunstgewerbes, wie denen, welche ein solches berufs-
mäßig ausüben, auf's wärmste empfohlen sein.
Karl Albert Regnet.
„Mettlacher Museum. Deutsches Steinzeug bis zum
Ende des XVIII. Jahrhunderts" betitelt sich ein bei J. D ie in er
in Mainz erschienenes werkchen, welches durch die hochherzigen Jn-
tentionen der Firma villeroy Le Boch in Mettlach unter Leitung
des als Kunstkeniler und Kunstschriftsteller in Fachkreisen hochge-
schätzten Domxräbendaten vr. FriedrichSchneiderzu Stande kam.
Dasselbe ist um so mehr zu begrüßen, da es als vielversprechender,
wohl gelungener Anfang zu weiteren fachmännisch-bearbeiteten Publi-
kationen ähnlicher Art hinausgegeben ist. Das Gerippe des Merkchens
bildet die Katalogisirung des äußerst werthvollen, an interessanten
Stücken reichen keramischen Museums der genannten Firma und zwar
zunächst der Abtheilung des älteren deutschen Steinzeuges. Beauftragt
war mit derselben der Verfasser des Textes, F. Jaenicke, welcher
die mancherlei Schwierigkeiten bietende Aufgabe in mustergiltiger weise
gelöst hat. In der Einleitung verbreitet sich Jaenicke über die Ent-
wicklung der Steinzeugindustrie im Allgemeinen und geht dann auf
die Beschreibuug der einzelnen Abtheilungen des Museums — Siegburg,
Baeren, Frechen, Nassau, Sachsen, Lreussen und Bunzlau umfassend —
über, jeder derselben eine spezielle deren Gebiet umfassende Lharakteristik
ihrer Entwicklung, Formengebung und Technik voranstellend.
Die Ausstattung des werkchens ist eine in jeder Beziehung ge-
lungene. Die beigegebenen Lichtdruckabbildungen bieten zwar nicht
einen vollständigen Ueberblick über die reichhaltige Sammlung und
selbst nicht alle herrorragenden Stücke konnten Aufnahme finden, doch
gewährt die getroffene Auswahl ein charakteristisches Bild sowohl der
Mettlacher Gruppe als des Gebietes überhaupt.
Im Verlage von Bernhard Friedrich Voigt erschien in zweiter
verbesserter, von Dr. I. Stockbauer bearbeiteter Auflage „Hand-
buch der Bildnerkunst in ihrem ganzen Umfange oder Anleitung
zur Erwerbung der hierzu erforderlichen Kenntnisse und Rathgeber
bei den verschiedenen Verfahrungs-Arten. von Dr. Karl v. Steg-
mann. Mit einem Atlas enthaltend 9 Foliotafeln." In der That
repräsentirt diese Stockbauer'sche Bearbeitung eine wesentliche und um-
fassende Verbesserung und Vermehrung des in seiner Gesammtanlage
wie in seiner Durchführung höchst zweckmäßigen und lehrreichen Buches,
wodurch keineswegs gesagt werden soll, daß hiedurch die Verdienste
des grundlegenden Autors geringere geworden wären. Stockbauer hat
cs offenbar für seine Pflicht gehalten, den ursprünglichen Lharakter
des Buches treu zu erhalten und hauptsächlich nur jene Veränderungen
vorzunehmen, welche sich als wünschenswerthe Ergänzungen in Folge
der großen Fortschritte unserer neuesten kunstgeschichtlichen Forschungen
ergeben haben. Daß er dies mit eben so umfassender Gelehrsamkeit
wie mit feinem verständniß für die praktischen Endzwecke des Werkes
gethan, bedarf wohl kaum besonderer Erwähnung.
Das empfehlenswerthe Buch vermittelt in seinem vorbereitenden
Theile das Kennenlernen der organischen Natur, soweit es für die
Erscheinung, für ihre Formen und ihren Ansdruck nöthig ist, indem
es zunächst den Menscheir und das Thier einer eingehenden Betrach-
tung unterwirft. Durch eine in kurzer aber alles wichtige und Prin-
zipielle umfassenden Form gegebenen, vergleichenden Geschichte der
Bildnerkunst sucht es in sehr glücklicher weise die Kenntniß der
hervorragendsten Werke und ihrer Eigenthümlichkeiten anzubahnen,
wobei gleichzeitig entsprechende Rücksicht auf die Erklärung der grie-
chischen, beziehungsw. römischen Mythologie genommen ist. Dann
wird aber auch das Ornament, seine Entwickelung, seine stilistischen
Unterscheidungen und damit die wichtigsten architektonischen Verwend-
ungen desselben besprochen, wobei das Nöthige über Gefäß- und Ge-
räthebildnerei mit eingestochten ist. Als Uebergang zum ausführenden
Theil folgt eine Besprechung der Gewandung, der Gruppirung und
der Art der Ausführung, wobei ästhetische Betrachtungen sich an-
knllpfen.
Vom Vücheniisch.
Real-Lexikon der Kunstgewerbe von Bruno Bücher.
Wien, Verlag von Georg Paul Fäsy l88<s.
In demselben Maße, in welchem seit den letzten Jahrzehnten das
allgemeine Interesse an den Kunstgewerben stieg, welche in der Gegen-
wart einen einstussreichen Faktor im össentlichen und volkswirthschaft-
iichen Leben bilden, in demselben Klasse machte sich das Bediirfniss
eines Buches aeltend, welches nicht blos dem Liebhaber, sondern auch
bem Ausübenden wünschenswertste Aufschlüsse über Gegenstände dieses
Gebietes geben konnte.
Wohl besttzen wir schon seit fünfzehn Jahren in Franz Traut»
Manns „Kunst und Kunstgewerbe" ein Buch, das stch eine ähnliche
Aufgabe stellt, aber es räumt neben dem Kunftgewerbe der Kunst
aleiche Berechtigung ein und beruht auf einer ganz anderen Gekonomie,
welche — bei aller Achtung für das reiche wissen des als Kunst»
gefchichtsforscher berühmten Verfassers muss es gesagt sein bas
Rachschlagen in vielen Fällen über Gebühr erschwert.
Darum begrüßen wir Bruno Bncher's Arbeit mit doppelt leb-
hafter Befriedigung.
Zunächst erweist sich die Oekonomie des Buches als eine durchweg
praktische; während Trautmann nur die Fächer, welche er behandelt,
rn alphabetische Reihenfolge stellt, folgen sich bei Bruno Bücher die
einzelnen Stichworte in dieser Ordnung, was die Orientirung natürlich
in hohem Grade erleichtert und wird in der Erläuterung derselben in
entsprechender weise wiederum ans das Fach hingewiesen, innerhalb
dessen der durch das Stichwort bezeichnete Gegenstand vorkommt. Als
Beispiel mag das Wort Punga diene», wer sich darüber Aufschluß
erholt, sindet ihn nicht allein an bezeichneter Stelle, sondern sieht sich
gleichzeitig auf die Begriffe „Liselireu" und „Treiben" verwiesen und
findet dort weitere Belehrung. Und umgekehrt verweisen die Artikel
»Liselireu", „Getriebene Arbeit" und „Treiben" hinwiederum in ent-
sprechender weise auf die bei diesen Arten von Technik benützten
Werkzeuge.
Die Anzahl der behandelten Stichworte ist eine so ansehnliche, dass
kaum ein in das Kunstgewerbe einschlägiger Gegenstand ohne Berück-
fichtignng bleibt: die Möglichkeit, sich durch das Buch zu unterrichten,
'st eine ganz außerordentliche. Ls gilt das insbesondere von der Ter-
»nnologie der verschiedenen Kunftgewerbe und zwar einschließlich der
seüher üblich gewesenen, nun aber veralteten.
Wo Begriffe in Frage kommen, welche Kunstgewerbe-Arten oder
deren Produkte bezeichnen,' wie z. B. Goldschmiedarbeiten, Bildweberei,
Kelche, Medaillen rc., findet der Nachschlagende allzeit ein reiches, sorg-
fältig geschichtlich geordnetes Material, i» welchem kein bedeutsames
und charakteristisches Moment fehlt.
Daß unter dem Stichwort della Robbia, Boulle rc. nicht blos über
die nach den Meistern dieses Namens genannten Arten der Technik
Aufschluß gegeben wird, bedarf kaum der Erwähnung, wohl aber
dürste die Bemerkung ain Platze sein, daß Bruno Bücher s Buch zahl-
reiche selbstständige biographische Artikel enthält.
Die Mythologie, ttamentlich der alten Völker, leiht dem Kunft-
gewerbe so zahlreiche Gestalten-Motive, daß deren Berücksichtigung in
dem besprochenen Buche sich ganz natürlich von selbst ergab. Dasselbe
S'lt von der vorchristlichen Alterthumskunde, während, wie der ver-
fasser in der Vorrede selbst zugibt, die christliche weniger eingehend be-
dacht worden ist. Dagegen ist der nordischen Mythologie vollkommen
ausreichende Berücksichtigung zn Theil geworden.
Als höchst verdienstlich tnuß die Beifügntlg von Literatur-Nach-
weisen bezüglich Kunstlehre, Geschichte der dekorativen Künste, vor-
bildersammlungen, der Ornamentik einzelner Zeiten und Länder, Far-
denlehre, Proportionslehre, Mythologie, Kostüme, Waffen und Rüst»
"ugen, Heraldik, Ritterorden, Numismatik, Monogramme, Gemmo»
Sl>'Ptik, Medailleurkunst, Keroplastik, des Gypsgnffes, der Schrift und des
Buchdruckes, des Papiers und der Papiertapeten, der Miniaturmalerei,
d^ Kupferstiches, der Holzschneidekunst, der Lithographie, Lhemigraphie,
Photographie, phototyxie, Buchbindung, Wanddekorationen, Tertilen-
Keramik, Holzarbeit, Drechslerei, Elfenbein-Plastik, des Glases,
Glasmalerei, des Emails und der verschiedenen Arten von Metall-
arbeit bezeichnet werden. Diese umfassenden Literatnr-Nachweisnngen
geben dem, der sich über die eine oder andere Sparte eingehend unter«
"^ten will, ein reiches Material an die Hand.
Und so mag denn das mit größter Sorgfalt bearbeitete Buch den
Liebhabern des Kunstgewerbes, wie denen, welche ein solches berufs-
mäßig ausüben, auf's wärmste empfohlen sein.
Karl Albert Regnet.
„Mettlacher Museum. Deutsches Steinzeug bis zum
Ende des XVIII. Jahrhunderts" betitelt sich ein bei J. D ie in er
in Mainz erschienenes werkchen, welches durch die hochherzigen Jn-
tentionen der Firma villeroy Le Boch in Mettlach unter Leitung
des als Kunstkeniler und Kunstschriftsteller in Fachkreisen hochge-
schätzten Domxräbendaten vr. FriedrichSchneiderzu Stande kam.
Dasselbe ist um so mehr zu begrüßen, da es als vielversprechender,
wohl gelungener Anfang zu weiteren fachmännisch-bearbeiteten Publi-
kationen ähnlicher Art hinausgegeben ist. Das Gerippe des Merkchens
bildet die Katalogisirung des äußerst werthvollen, an interessanten
Stücken reichen keramischen Museums der genannten Firma und zwar
zunächst der Abtheilung des älteren deutschen Steinzeuges. Beauftragt
war mit derselben der Verfasser des Textes, F. Jaenicke, welcher
die mancherlei Schwierigkeiten bietende Aufgabe in mustergiltiger weise
gelöst hat. In der Einleitung verbreitet sich Jaenicke über die Ent-
wicklung der Steinzeugindustrie im Allgemeinen und geht dann auf
die Beschreibuug der einzelnen Abtheilungen des Museums — Siegburg,
Baeren, Frechen, Nassau, Sachsen, Lreussen und Bunzlau umfassend —
über, jeder derselben eine spezielle deren Gebiet umfassende Lharakteristik
ihrer Entwicklung, Formengebung und Technik voranstellend.
Die Ausstattung des werkchens ist eine in jeder Beziehung ge-
lungene. Die beigegebenen Lichtdruckabbildungen bieten zwar nicht
einen vollständigen Ueberblick über die reichhaltige Sammlung und
selbst nicht alle herrorragenden Stücke konnten Aufnahme finden, doch
gewährt die getroffene Auswahl ein charakteristisches Bild sowohl der
Mettlacher Gruppe als des Gebietes überhaupt.
Im Verlage von Bernhard Friedrich Voigt erschien in zweiter
verbesserter, von Dr. I. Stockbauer bearbeiteter Auflage „Hand-
buch der Bildnerkunst in ihrem ganzen Umfange oder Anleitung
zur Erwerbung der hierzu erforderlichen Kenntnisse und Rathgeber
bei den verschiedenen Verfahrungs-Arten. von Dr. Karl v. Steg-
mann. Mit einem Atlas enthaltend 9 Foliotafeln." In der That
repräsentirt diese Stockbauer'sche Bearbeitung eine wesentliche und um-
fassende Verbesserung und Vermehrung des in seiner Gesammtanlage
wie in seiner Durchführung höchst zweckmäßigen und lehrreichen Buches,
wodurch keineswegs gesagt werden soll, daß hiedurch die Verdienste
des grundlegenden Autors geringere geworden wären. Stockbauer hat
cs offenbar für seine Pflicht gehalten, den ursprünglichen Lharakter
des Buches treu zu erhalten und hauptsächlich nur jene Veränderungen
vorzunehmen, welche sich als wünschenswerthe Ergänzungen in Folge
der großen Fortschritte unserer neuesten kunstgeschichtlichen Forschungen
ergeben haben. Daß er dies mit eben so umfassender Gelehrsamkeit
wie mit feinem verständniß für die praktischen Endzwecke des Werkes
gethan, bedarf wohl kaum besonderer Erwähnung.
Das empfehlenswerthe Buch vermittelt in seinem vorbereitenden
Theile das Kennenlernen der organischen Natur, soweit es für die
Erscheinung, für ihre Formen und ihren Ansdruck nöthig ist, indem
es zunächst den Menscheir und das Thier einer eingehenden Betrach-
tung unterwirft. Durch eine in kurzer aber alles wichtige und Prin-
zipielle umfassenden Form gegebenen, vergleichenden Geschichte der
Bildnerkunst sucht es in sehr glücklicher weise die Kenntniß der
hervorragendsten Werke und ihrer Eigenthümlichkeiten anzubahnen,
wobei gleichzeitig entsprechende Rücksicht auf die Erklärung der grie-
chischen, beziehungsw. römischen Mythologie genommen ist. Dann
wird aber auch das Ornament, seine Entwickelung, seine stilistischen
Unterscheidungen und damit die wichtigsten architektonischen Verwend-
ungen desselben besprochen, wobei das Nöthige über Gefäß- und Ge-
räthebildnerei mit eingestochten ist. Als Uebergang zum ausführenden
Theil folgt eine Besprechung der Gewandung, der Gruppirung und
der Art der Ausführung, wobei ästhetische Betrachtungen sich an-
knllpfen.