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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1884

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Die Sage vom Krätzwurm
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Vermischte Mittheilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7028#0073

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Unsichtbar und hinterlistig,
lüo’s am wenigsten vermuthet,

Bosheit übend unablässig
In des Goldschmieds Werkstatt hauste.
.Krätzwurm' nannten es die Meister,
Die zuerst des Scheusals Wüthen
voller Schreck verspüren mußten.

Bald beim Gießen, bald beim Schmelzen,
Bald beim Löthen, bald beim Aetzen —
Kurz an allen Ecken und an
Allen Enden zeigte sich des
Ekelhaften, giftgeschwoll'nen
Viehes Hinterlist und Bosheit.

Mar auch noch so wohl bedacht und
Kunstgerecht das Werk bereitet —

Eh' der Meister sich's versehen,
lvar's vom Krätzwurm angenagt.

Und es herrschte großer Jammer
In der ganzen Goldschmiedzunft.

Da erschien ein Gottgesandter,

Sanct Eligius geheißen,

Der fünfhundertachtundachtzig
Nach des Herrn Geburt in Frankreich
Auf die Welt kam und als Goldschmied
Bald sich weithin Ruf erwarb.

Denn in brünstigen Gebeten
Bat er um des Himmels Hilfe
Und erlangte kräft'ge Waffen
Gen des Ünthiers schlimme Tücke.

Schuf gar wundersaine Werke
Für den König Dagobert und
ür der Kirche Heiligthümer,
ie noch heute Aller Staunen
Und Bewunderung erregen.

So gewaltig und so mächtig
War sein Wirken, daß die Kirche,

Als er nach dem Tod des Königs
In den Priesterstand getreten,

Ihn zu ihrem Bischof weihte
Und nach seinem Tode ihm als
Heiligen Verehrung zollte.

Auch die Goldschmiedzunft erkor ihn
Sich als ihren Schutzpatron,

Spürend, daß seit jener Zeit der
Krätzwurm seine Macht verloren,
Wenn mit kindlich frommem Sinne
Man vom Heiligen sich Hilfe
Gegen diesen Wurm erflehte.
Trotzdem hielt des Viehes Bosheit,
Hinterlist und schlaue Tücke
Nittel sich und Wege offen,

In die Werkstatt einzudringen,
Sintemalen keineswegs ein
Jeder Goldschmied fromm und gläubig.
Bis zur jüngsten Zeit noch trieb er
Sein verächtliches Gewerbe,

Jedem Goldschmied und verwandten
Faches Meister, wenn sein frommer
Sinn im Drange des Geschäftes
Eingeschlafen und er nicht des
Bischofs dachte, der ihn schützte,
Koboldgleich des Schaffens Freude
Und des Lebens Lust verbitternd.
Endlich aber schlug die Stunde
Seines Endes auch dem Wurme,
Denn ein Münch'ner Gildcmeister —
Meister Winterhalter hat ihn
Mit der Hilfe seiner Gattin,

Als er jüngst in einem Schreine,

Der Reliquien bergen sollte,

Frechen Sinns sich eingenistct,
Eingesperrt und festgehalten.

Hat sein Eonterfei zur Strafe
Kunstreich in Metall getrieben,

Zugleich als Gefängniß dienend.

Hat den Wurm hineingelöthet
Und zwar mit geweihtem Lothe
Daß er nimmermehr entkam,ne.

Um des Wurmes Unmacht aber
Allzeit ihm vor's Aug' zu halten,

Hat des Zunftpatrones Bildniß
Er >nit gleicher Kunst gemodelt
Und sein Werk damit gekrönet.

Jubel herrschte nun und Freude
In dem Kreis der viel bedrängten,
von dem Krätzwurm oft geplagten
Meister, die in feierlicher
Sitzung als den Willen Aller
Es beschlossen, daß er nun zum
Ewigen Gedächtniß in des
Kunstgewerbes Heim zu München
Als ein ruhmvoll Gildezeichen
Aufgehangen werden solle.

Frei von seiner Plage blühe
Und gedeihe nun die Kunst des
Goldschmieds, unsrer Stadt und unsrem
Lande und dem deutschen Reiche
Ruhmvoll dienend, Segen bringend,
Seinem Glanze Ausdruck gebend,

Frei nach der Vollendung ringend,

Allzeit nach dem Höchsten strebend!

J. v. Schmcredel.

WPSWPS ^Vermischte dMheilmrgen.

(Internationale Ausstellung von Arbeiten ans
edlen Metallen und Legirungen in Nürnberg ( 885,
veranstaltet vom Bayerischen Gewerbe-Museum.) wir
machen unsere Mitglieder, welche gesonnen find, diese Spezialaus-
ltellung zu beschicken, darauf aufmerksam, daß für die Betheiligung
an derselben vom Bayerischen Gewerbemuseuni besondere Anmelde-
formulare ausgegeben werden, welche in äuplo ausgeküllt, bis zum
20. Dezember (88<| an Letzteres eingesendet sein müssen. Angelassen
werden zur Ansstellung die Gold- und Silberschmiedearbciten, die
Juwelierarbeiten, Kunstarbeiten aus Kupfer, einschließlich der Email-
arbeiten, kunstgewerbliche Bronce- und Messingarbeiten, Kunstarbeiten der
Zinn- und Zinkgießer, von letzteren namentlich die Nachahmungen
von Broncearbeiten und die galvanoplastisch hergestellten Kunstarbeiten.
Neben den fertigen Arbeiten sind zugleich die Arbeitsstoffe, Werkzeuge,
Apparate und Maschinen zu deren Herstellung zugelassen.

Soweit thunlich, soll eine historische Abtheilung einen Ueberblick
über die Entwicklung dieser Arbeitsgebiete geben.

Eröffnet wird die Ausstellung am (5. Juni, geschlossen am
3o. September (885.

Ueber die Aulässigkeit der angemeldeten Gegenstände und über
^as Raumbedürfniß entscheidet das Bayerische Gewerbemuseum. Die
Einsendung der Ausstellungs-Gegenstände hat kostenfrei an das
bayerische Gewerbemuseum in Nürnberg zu erfolgen und zwar in
^er Aeit vom (. bis 30. April (885. Die Ausstellung der Gegenstände
besorgt das Gewerbemuseum nach eigenem Ermessen.

Für Auspacken und Einpacken der Ausstellungsgegenstände, für
Aufstellen derselben, für Bewachung und Reinigung, für Versicherung
gegen Feuersgefahr zu den von den Ausstellern angegebenen Summen,
für Aufbewahrung der Kisten und des Verpackungsmaterials werden
^en Ausstellern Kosten nicht berechnet. Platzmiethe wird nicht erhoben.

Dagegen hat jeder Aussteller, dessen Ausstellungs-Gegenstände
feinen größeren Platz einnehmen als 3 qm 2 00 Mk. zu entrichten
und dieselben zugleich mit seiner definitiven Anmeldung an das
bayerische Gewerbemuseum einzusenden. Bei größeren Rauman-

sprüchen wird nach dieser Richtung hin besondere Vereinbarung ge-
troffen. Jeder Aussteller erhält eine Erinnerungsmedaille, welche die
Stadt Nürnberg verleiht. Für hervorragende Leistungen werden außer-
dem Preise der kgl. Staatsregierung in Form von goldenen und
silbernen Medaillen verliehen auf Grund der Beurtheilungsbeschlüsse
eines internationalen Preisgerichts. Die feierliche Preisvertheilung
findet am 25. August (885 statt. Nach Schluß der Ausstellung er-
folgt die Verpackung und Versendung der unverkauften Ausstellungs-
güter durch das Bayerische Gewerbemuseum, wobei die Aussteller
lediglich die Fracht- und Speditionskosten der Rücksendung zu tragen
haben.

Das ausführliche Programm ist durch das Bayerische Gewerbe-
museum zu beziehen.

(Permanente Gewerbe-Ausstellung des Dberöster-
reichis chen Gewerbe-Verein es in Linz.) Der oberösterreichische
Gewerbe-Verein, welcher seit mehr als qo Jahren besteht, hat seit
kurzem in seinen neuen sehr günstigen Lokalen eine „permanente
Gewerbe-Ausstellung" eröffnet, zu welcher gewerbliche und in-
dustrielle Erzeugnisse aller Art zugelassen werden. Die Direktion
dieses Vereines übernimmt dieselben zur Ausstellung, ohne daß dem
Aussteller, außer Fracht und Zoll, irgend welche Kosten entstehen.

Es wird nicht nur keine Platzmiethe eingehoben, sondern es
werden auch die sorgfältigste Ueberwachung und die nöthigen Schränke rc.
ohne jede Entschädigung von Seite des Vereines beigestellt. Da auch
der verkauf, wenn es gewünscht ist, zu vermitteln gesucht wird, dürfte
das für die Aussteller als eine sehr günstige Gelegenheit zu bezeichnen
sein, ihre Erzeugnisse dem dortigen sehr konsumfähigen Publikum vor-
zuführen. Alle näheren Auskünfte über das in jeder Hinsicht
empfehlenswerths Unternehmen werden den Interessenten bereitwilligst
von der Direktion des oberösterreichischen Gewerbe-Vereins in Linz
ertheilt.
 
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