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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1884

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Friedrich, C.: Ueber Holzschnitzerei, [1]
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Haushofer, Karl: Ueber Schmucksteine, [2]:Vortrag, gehalten im Bayer. Kunstgewerbe-Verein
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https://doi.org/10.11588/diglit.7028#0029

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indem nun Einige die Arbeiten des Auslandes kennen
lernten und im regen Streben es zu höherer Geschicklichkeit
brachten, freilich daneben entstand ein neuer Zugang von
Arbeitern, sog. Pfuschern oder Frettern, welche die wohl
thätigen Wirkungen der Gewerbefreihcit wieder quitt machten.
Allein wie bei allen pandwerken, mußte es auch hier der
<i)eit überlassen werden, dieses dürre Laub abzuschütteln.

Die bayerische Regierung sah den hohen Werth dieser
Industrie für die Bevölkerung des ganzes Distriktes ein;
fte ließ es daher nicht bei der Aufhebung des Zunftzwanges
bewenden, sondern errichtete in der richtigen Erwägung,
daß nur die Uunst im Stande sei, dem polzhandwcrk in
Berchtesgaden wieder aufzuhelfen, im Jahre f8H0 dortfelbst
^ine Zeichnungsschule, deren Besuch und Benützung den
Berchtesgadener pandwerksgenoffen und ihren Söhnen un-
entgeltlich gestattet wurde. IO) Der Unterricht wurde durch
die Lehrer der Volksschule und durch den Techniker des
Walzwerkes ertheilt. Im Jahre \858 wurde dieselbe in

„Industrie- und Zeichnungsschule Berchtesgaden" um-
Sewandelt und als Leiter und Vorstand der Bildhauer
bfohm aus München berufen gegen eine Remuneration von
600 st. Derselbe bekleidete diese Stelle ununterbrochen bis
Zn seinem am 26. Oktober t 88 s erfolgten Tode. Das erste
-chulprogramm mit Lehrer-Instruktion wurde durch Regier-
nngs-Entschließung vqm sst. Februar s858 widerrustich
Senehmigt. Schon im Jahre s86§ wurde dasselbe einer
Umarbeitung unterzogen und das neue Programm erhielt
bnrch Regierungsentschließung vom s6. April s866 die
Genehmigung der Ureisstelle. Im Jahre s87s wurde ein
eigenes Gebäude hergestellt mit Lehrerwohnung, Zcichmmgs-
^aal, Schnitzwerkstätten, Ausstellungshalle, und der Lehrplan

;o) Ausstellungszeitung der bayerischen Landesausstellung zu
Nürnberg ;882. Nr. Uio.

einer neuen Revision unterworfen; die Schule erhielt die
jetzige offizielle Bezeichnung: „Distriktszeichen- und Schnitz-
Schule Berchtesgaden." Ein früherer Zögling der Anstalt,
welcher die Uunstgewerbeschule in München absolvirt hatte,
wurde s873 als Modellirlehrer angestellt; derselbe leitet
gegenwärtig die Anstalt. Im Jahre s880 wurde an das
Schulgebäude eine polzbearbeitungsfabrik mit acht Maschinen
neuester Eisenkonstruktion, welche durch Wasserkraft betrieben
werden, angekauft. Sämmtliche Maschinen: Säggang,
Ureissäge, Bandsäge, Decoupirsäge, Hobelmaschine, Drehbank,
Ovaldrehbank, Fraismaschine stehen den Gewcrbsmeistern
des Distriktes gegen ein geringes Entgeld zur Verfügung.

Daneben sorgte die Regierung auch für entsprechende
Vorlagen. Schon im Jahre s867 genehmigte das Staats-
Ministerium 500 fl. zur Anschaffung von Zeichnungs-
vorlagen und Modellen für das Schulinventar, welches im
Jahre s870 eine weitere Bereicherung durch Muster bemalter
Flachschnitzereien und s882 durch Ankauf von Gypsmodellen
aus Zuschüssen des Staatsministeriums erhielt.

Auf diese Weise wurde eine Saat ausgestreut, die nun
bereits aufzugehen beginnt. Wie Treffliches die Berchtes-
gadener Schachtelmacher, Schnitzer, Dreher, die Schäffel-
und Muldenmacher, die Rechen- und polzschuhmacher, die
Tischler, Binder, Wagner, Uorbflechter, Besenbinder gegen-
wärtig bereits zu leisten vermögen, das hat die bayerische
Landes-Ausstellung in Nürnberg s882 zur Genüge gezeigt.
Die Holzindustrie scheint im Berchtesgadener Bezirk all-
mählig wieder besseren Zeiten entgegenzugehen und den
nahezu -s00 Familien mit circa 2000 Personen, welche sich
damit beschäftigen, wieder einen lohnenden Verdienst in
Aussicht zu stellen, um so mehr als aus den k. Salinen-
Waldungen das polz, jährlich über 700 Stämme, fast un-
entgeltlich abgegeben wird. (Schluß folgt.)

UCefw ßcfimudilkitu'. WKMAM,

Vortrag,

gehalten im Bayer. Uunstgewerbe-Verein von Professor Or. Karl ksausHofer.

(Schluß.)

L5 palbedelsteine kann man jene Mi-
neralien bezeichnen, welche bei einer
gewissen pärte, Politurfähigkeit und
Schönheit der Farbe schon in größeren
Stücken und Massen Vorkommen und
dadurch als zierendes Material zu grö-
ßerer Flächenwirkung gelangen können.
Dabei ist es nicht so sehr ihr Glanz und ihre Durchsichtigkeit,
sondern hauptsächlich ihre Farbe, welche bei dieser Wirkung die
pauplrolle spielt, sei cs nun, daß sie zu Einlagen, Füll-
ungen, Leisten, Unäusen, Steinen oder Ziertafeln, als Säulen,
Präger, Gesimse, Sockel oder endlich als pauptmaterial zu
-chalen, Gehäusen u. dgl. verwendet werden. An ihrer
unteren Gränze verlaufen sie allmählig nach der gesteigerten

Massenhaftigkeit des Vorkommens in das dekorative Bau-
material — wie z. B. Serpentin, gewisse seltene und färben-
schöne Marmorarten, die ebensogut im Uleinen wie im Großen
wirken, als Uhrgehäuse wie als Portalverkleidung.

Da es schwer ist, eine Reihenfolge derselben nach ihrem
Werthe einzuhalten, der je nach dem Zweck, welchem sie
dienen sollen, sehr verschieden sein kann, sollen jene zuerst
besprochen werden, welche die intensivsten und reinsten grünen
Farben zeigen, von diesem Gesichtspunkte aus ist in erste
Linie der Malachit zu stellen, dessen Name, wie plinius
sagt, von der Malve herkomme, weil er so grün

sei wie das Laub dieser Pflanze. Es ist zu vermuthen,
daß diese etymologische Ableitung ebenso unrichtig ist, wie
die meisten Versuche dieser Art des Alterthums und
 
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