Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1884

DOI Artikel:
Haushofer, Karl: Ueber Schmucksteine, [2]:Vortrag, gehalten im Bayer. Kunstgewerbe-Verein
DOI Artikel:
Bericht über die Generalversammlung des Bayer. Kunstgewerbevereins
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7028#0033

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
/■

verlorene und wieder gefundene Nephritstreitaxt einen Preis
von f200 Pfö. Sterling gegeben habe. Ls find übrigens
auch wieder verschiedene Mineralspecies, welche man bis-
her unter dem Namen Beilstcin, Nephrit oder Punamu-
stein zusammenfaßt. Die Neuseeländer selbst unterscheiden
schon mehrere Arten; die geschätztesten sind das dunkellaub-
grüne Tangiwai — das dem Turkestanncphrit ziemlich
nahe steht und das in der Zusammensetzung davon ver-
schiedene Aawa-Aawa.

In der Tagespresse der letzten Zeit begegnete man
mehrfach Artikeln „zur Nephritfratze", die man freilich
meistens überschlägt, weil sie dem Laien ziemlich unver-
ständlich gehalten sind. Diese Nephritfrage bezieht sich auf
den höchst merkwürdigen Umstand, daß man in den letzten
Jahren unter den prähistorischen Kunden in Deutschland,
der Schweiz und Frankreich viele hundert von Steinbeilen
und Meißeln aus Nephrit gefunden hat, ohne daß man
frs jetzt eine Stelle in Europa wüßte, wo das Mineral
sn natürlichem Zustande auf geologischer Lagerstätte vor-
kanie. Nur ein einzigesmal hat man in einem Geröll zu
Schwemsal bei Düben unfern Leipzig einen kopfgroßen
^lock von Nephrit gefunden, der am meisten mit dem
vom Berge Batugol bei Irkutzk übereinstimmt, ohne ihn:
sedoch ganz zu gleichen. Die wissenschaftliche Lontroverse,
welche sich über die Angelegenheit entwickelt hat, geht dahin,
daß ein Theil der Forscher sich zu der Ansicht bekennt, alle
Nephritbcile und Produkte, die man in Luropa gefunden

25 -£*

habe, seien entweder bei einer Ureinwanderung oder auf
dem Wege des Handelsverkehrs aus Asien nach Luropa
gebracht worden, während eine andere Meinung dahin
geht, daß der Nephrit auch in Luropa einheimisch und
sein natürliches Vorkommen nur vergessen worden sei, eine
Ansicht, die in den letzten Monaten an Wahrscheinlichkeit
gewonnen hat. Die Vertreter der letzten Ansicht vermuthen,
daß der Nephrit in den Alpen zu finden sein dürfte. Man
habe nur noch nicht genug danach gesucht. Wer denkt
auch heutzutage an dieses unscheinbare Mineral! Millionen
von grünen Steinen liegen in den Geröllen der Alpen-
flüsse und der Höhlenmensch oder Pfahldörfler mußte viel-
leicht tausende aufheben und prüfen, bis er einen richtigen
zähen Nephrit fand. Denn es ist zu bemerken, daß der
Zusammensetzung und Farbe nach viele grüne Steine mit
dem ächten Beilstein übereinstimmen, daß aber nur wenige
die Dichte und Zähigkeit desselben besitzen. Und es lag
auch keine Veranlassung vor, nach Nephrit zu suchen.
Das archäologische Interesse ist noch zu jung und vielleicht
auch nicht stark genug. In: Uebrigen haben wir eng-
lische und solinger Messer, Säbel, Revolver und Hinter-
lader von vielen Dutzend Systemen, Armstrong, Arupp,
Uchatius, Stahlbronze, Dynamit und Nitrocellulose, sind
also viel angenehmer daran, als unsere nephritklopfenden
und schleifenden Vorväter zu einer Zeit, wo das poliren
der Steinbeile und Talismane fast das einzige Aunstgewerbe
ausmachte.

D e n i ch k

über die Generalversammlung des Bager. Bunffgemerbeoereins

am 12. Februar 1884.

SLR I. Vorstand, kjerr Direktor Lange, eröffnet um 8 Uhr
Abends die Generalversammlung, indem er zunächst die
Anwesenden Namens der Vorstandschaft begrüßt, die
Präsenz von 78 Vereinsmitgliedern konstatirt und für die
Zur statutengemäßen Zusammensetzung des Bureaus erforderliche Wahl
«nes Beisitzers Herrn Hofvergolder A. Püttcrich in Vorschlag bringt,
welcher fragliche Wahl mit Zustimmung der Versammlung sofort
annimmt. Nachdem von der Verlesung des letzten Generalversammlungs-
protokolles, dessen Veröffentlichung bereits durch die Vereinszeitschrift
stattsand, Umgang genommen, geht der Vorsitzende zu Punkt I der
Tagesordnung: Erstattung des Jahresberichts pro ;883 über.
Derselbe hebt zunächst einleitend hervor, daß seit dem bedeutungsvollen
Dereinsjahr f87ö noch kein Jahr soviele für Bestand, Stellung und
^Wirksamkeit des Vereins wichtige Ereignisse und Begebenheiten aus-
Zuweisen habe, als das letztverstoffene. Der im September abgehaltene
II. Kongreß deutscher Kunstgewerbe-Vereine mit seinen mannichsachen
und eingreifenden Beschlüssen, die Internationale Kunstausstellung mit
erstmaliger Zulassung kunstgewerblicher Leistungen, das zu einer öffent-
lichen Feier sich gestaltete Jubiläum für den Ehrenvorstand vonMiller,
^ie überraschende Zunahme des Vereins rc. rc. böten dem Rückblick
auf das Vorjahr eine Reihe hocherfreulicher Momente dar.

Uebergehend auf die Einzelheiten des Jahresberichtes bespricht
hieraus der Vorsitzende zunächst den Mitglied erstand des Ver-

eins. Gegenüber der vorjährigen Mitgliederzahl von ;803 weife der
heutige Stand eine Zahl von 2024 somit eine Mehrung um 22; Mit-
glieder auf. Der faktische Zugang betrage indessen 4;; Mitglieder,
welchem leider ein Abgang von 190 Mitgliedern gegenüberstehe.
Letzterer erkläre sich durch das im Vereine erheblich vertretene stuktuirende
Element von hier vorübergehend Wohnenden, desgleichen auch von
gering bemittelten Kunsthandwerkern, was allein die Anwendung des
§ 7 der Statuten in 52 Fällen nöthig machte. Durch Todesfall seien
dem Verein im Vorjahre neun seiner Mitglieder entrissen worden,
worunter leider Namen von schwerwiegendster Bedeutung! Den Dahin-
geschiedenen, und zwar dem Ehrenmitgliede Franz von Seitz,
k. Direktor a. D., den ordentlichen Mitgliedern Lorenz G edon, Bild-
hauer und Architekt, Mathias Hölzl, Architekt, Josef Kohn, Kauf-
mann, Alois Kronenbitter, Silberarbeiter, Dtto Fürst von
Dettingen-Spielberg, k. Kronobersthofmeister rc., I. Ulrich,
Farbenfabrikant in Wien, I. Zwink, Holzschnitzer in Dber-
ammergau, wie schließlich dem außerordentlichen Mitgliede Frau
Walburga Nassall, k. Premierlieut.-Gattin, widmet der Vorsitzende
einen kurzen Nachruf, hiebei bezugnehmend auf die für Franz von
Seitz und Lorenz Gedon im Vereine abgehaltene Erinnerungsfeicr,
und fordert zum Ausdruck der gemeinsamen Ehrung ihres Andenkens
die Versammlung zum Erheben von den Sitzen auf.

Von den leitenden Drganen des Vereines sei zu berichten,

X

V__

3e»schrifl de; Aunstgewerbe-Verein; München.

_/

1884. Heft 3 & 4 (Sg. 2).
 
Annotationen