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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 2
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Vollard, Ambroise: Degas
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0077

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EDGAR DEGAS, DREI TANZERINNEN

Und dieses unaufhörliche Suchen war die Ur-
sache zu den vielen Pausen, die Degas von seinen
Zeichnungen machte und zu dem Gerede des
Publikums: „Degas wiederholt sich." Das Paus-
papier diente dem Maler nur als Mittel, um Neues
zu versuchen. Diese Versuche machte Degas, in-
dem er seine neue Zeichnung außerhalb des ersten
Konturs anfing. So konnte es vorkommen, daß
mit immer neuen Versuchen ein Akt, der ursprüng-
lich nicht größer als der Handteller war, schließ-
lich lebensgroß wurde, um zuguterletzt ganz ver-
worfen zu werden.

Der Ausspruch von Degas, den er Manet gegen-
über tat, ist bekannt genug geworden:

Passen Sie auf, Manet, ich werde früher als
Sie ins Institut kommen.

Und als Manet lachte:

Ja, ja, mein Herr, durch die Zeichnung.

Und wie ist der wunderbare Ton der Pastelle
von Degas zu erklären? Der Maler B . . . fragte
mich eines Tages:

Sagen Sie, Vollard, Sie kennen doch Degas so
gut, könnten Sie ihn nicht fragen, wo er seine
Pastellstifte kauft. Meine Frau meint, daß er
irgendeinen Kunstgriff haben muß, um diesen
merkwürdigen, zugleich matten und glänzenden
Ton herauszubekommen.

Als ich einige Zeit darauf zu Degas kam, hatte
er gerade ein paar Pastellstifte in der Hand.

„Was das für eine verteufelte Arbeit ist, den
Pastellfarben das Bunte zu nehmen, ich wasche
sie einmal und noch einmal, lege sie in die
Sonne . . ."

Ich (indem ich auf ein Pastell zeige, das auf
der Staffelei steht): Ja, aber diese Tänzerinnen, die
so leuchtend sind wie Blumen? . . .

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