WALTER BONDY, DER HAFEN VON SANARY
AUSGESTELLT IN DER GALERIE ALFRED FLECHTHEIM, BERLIN
CHRONIK
Der neue Direktor des Albertinums. Bruno Schrö-
der, bisher Kustos an der Antikenabteilung der Berliner
Museen, den Lesern bekannt als Mitarbeiter dieser Zeit-
schrift, ist als Nachfolger Gustav Treus zum Direktor der
Skulpturensammlung im Dresdener Albertinum berufen wor-
den. Unter einer Skulpturensammlung verstand man im
vorigen Jahrhundert eine Sammlung von Bildwerken der
klassischen Antike. Bildwerke der Renaissance und des
Barock gehörten in die Kunstkammern, zusammen mit den
kunstgewerblichen Gegenständen, mittelalterliche Skulpturen
in die Altertümersammlungen, die „Götzenbilder" aus Asien
und Afrika in die ethnologischen Museen. So ist das Al-
bertinum eine Gründung der achtziger Jahre, die mehrere
ältere Sammlungen zusammenfaßt, im wesentlichen ein
Antikenkabinett, dem ziemlich unorganisch das Rietschel-
Museum und eine kleine Abteilung neuerer Bildwerke an-
gegliedert sind, und als Leiter mußte ein Archäologe be-
rufen werden. Daß dieser Zustand mit heutigen Anschau-
ungen nicht mehr recht vereinbar ist, liegt auf der Hand.
Es wäre an der Zeit, die Antikensammlung abzutrennen
und die Sammlung neuerer Bildwerke, die naturgemäß stief-
mütterlich behandelt werden muß, selbständig zu machen.
Entweder sollten die Skulpturen der christlichen Epochen
mit den entsprechenden Teilen der Gemäldegalerie vereinigt
werden, wie es etwa im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum
geschehen ist, oder das Skulpturenmuseum müßte eine Ent-
wicklung einschlagen, wie sie Swarzenski im Frankfurter
Liebighause vorbildlich gewiesen hat. Museen wie das Alber-
tinum haben in ihrer veralteten Form heut keine Existenz-
berechtigung mehr. Sie sterben ab, wenn ihnen nicht durch
eine radikale Umstellung neues Blut zugeführt wird. Wie
die Dresdener Gemäldegalerie unter Posses Leitung ihr Ge-
sicht gründlich verändert hat, so sollte es nun auch im
Albertinum geschehen.
Von Basler Kunstgelehrten. Heinrich Alfred Schmid
ist von der Direktion des Basler Museums zurückgetreten.
Daß Schmid sich auf seinem Posten nicht wohl fühlte,
wußte man in eingeweihten Kreisen seit langem. Der na-
mentlich um die Holbein- und Grünewald-Forschung sehr
verdiente Gelehrte gehörte nach seiner ganzen Laut bahn
nicht so sehr dem Museum als der Universität, zu der er
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AUSGESTELLT IN DER GALERIE ALFRED FLECHTHEIM, BERLIN
CHRONIK
Der neue Direktor des Albertinums. Bruno Schrö-
der, bisher Kustos an der Antikenabteilung der Berliner
Museen, den Lesern bekannt als Mitarbeiter dieser Zeit-
schrift, ist als Nachfolger Gustav Treus zum Direktor der
Skulpturensammlung im Dresdener Albertinum berufen wor-
den. Unter einer Skulpturensammlung verstand man im
vorigen Jahrhundert eine Sammlung von Bildwerken der
klassischen Antike. Bildwerke der Renaissance und des
Barock gehörten in die Kunstkammern, zusammen mit den
kunstgewerblichen Gegenständen, mittelalterliche Skulpturen
in die Altertümersammlungen, die „Götzenbilder" aus Asien
und Afrika in die ethnologischen Museen. So ist das Al-
bertinum eine Gründung der achtziger Jahre, die mehrere
ältere Sammlungen zusammenfaßt, im wesentlichen ein
Antikenkabinett, dem ziemlich unorganisch das Rietschel-
Museum und eine kleine Abteilung neuerer Bildwerke an-
gegliedert sind, und als Leiter mußte ein Archäologe be-
rufen werden. Daß dieser Zustand mit heutigen Anschau-
ungen nicht mehr recht vereinbar ist, liegt auf der Hand.
Es wäre an der Zeit, die Antikensammlung abzutrennen
und die Sammlung neuerer Bildwerke, die naturgemäß stief-
mütterlich behandelt werden muß, selbständig zu machen.
Entweder sollten die Skulpturen der christlichen Epochen
mit den entsprechenden Teilen der Gemäldegalerie vereinigt
werden, wie es etwa im Berliner Kaiser-Friedrich-Museum
geschehen ist, oder das Skulpturenmuseum müßte eine Ent-
wicklung einschlagen, wie sie Swarzenski im Frankfurter
Liebighause vorbildlich gewiesen hat. Museen wie das Alber-
tinum haben in ihrer veralteten Form heut keine Existenz-
berechtigung mehr. Sie sterben ab, wenn ihnen nicht durch
eine radikale Umstellung neues Blut zugeführt wird. Wie
die Dresdener Gemäldegalerie unter Posses Leitung ihr Ge-
sicht gründlich verändert hat, so sollte es nun auch im
Albertinum geschehen.
Von Basler Kunstgelehrten. Heinrich Alfred Schmid
ist von der Direktion des Basler Museums zurückgetreten.
Daß Schmid sich auf seinem Posten nicht wohl fühlte,
wußte man in eingeweihten Kreisen seit langem. Der na-
mentlich um die Holbein- und Grünewald-Forschung sehr
verdiente Gelehrte gehörte nach seiner ganzen Laut bahn
nicht so sehr dem Museum als der Universität, zu der er
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