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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 12
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Chronik
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nun zurückgekehrt ist, da er sein Amt mit dem bisherigen
Professor der Kunstgeschichte in Basel tauschte. Friedrich
Rintelen hatte bereits bei Schmids Berufung nach Basel
diesem die Vorlesungen über germanische Kunst abgetreten
und sich auf sein Hauptarbeitsgebiet, die italienische und
französische Kunst, zurückgezogen. Ob aber mit dem Tausch,
der jetzt vollzogen wurde, eine glückliche Lösung der Basler
Museumsfrage gefunden wurde, bleibt abzuwarten, denn
wie kaum einer gehört gerade Rintelen, der einer der
tüchtigsten Lehrer der Kunstgeschichte und ein ausgezeich-
net eindringlicher Redner ist, an die Universität. Basel
leidet nachgerade an einer Überlastung mit beamteten und
an der Universität zugelassenen Kunsthistorikern, und man
versteht es wohl, daß bei Schmids Ausscheiden aus dem
Museumsamt die Berufung eines Nachfolgers von außerhalb
vermieden werden sollte, obwohl eine tüchtige jüngere
Kraft zur Verfügung stand. Hoffentlich findet sich nun aber
eine deutsche Universität, die sich erinnert, daß eine der
stärksten Persönlichkeiten und hervorragendsten Lehrbega-
bungen unter den reichsdeutschen Kunsthistorikern in Basel
brachgelegt ist. Es besteht kein solcher Überfluß an Ta-
lenten, daß man an einem Manne wie Rintelen vorüber-
gehen dürfte.

Um die Wiener Museen. Wien hat seinen Museums-
krieg. Nachdem unter der k. k. Monarchie alles so schön
langsam im Trott gegangen war, verargt man es in gewissen
Kreisen den heutigen Galerieleitern, daß sie sich zu regen
und lange Versäumtes nachzuholen versuchen. Es ist be-
kannt, daß den Wiener Museen eine Reihe wichtiger Neu-
erwerbungen gelungen ist, unter denen sich immerhin ein
so wichtiges Stück wie ein Porträt von Dürer befindet. Es
ist ebenfalls bekannt, daß aus den Wiener Sammlungen
allerlei verkauft worden ist, darunter ein importantes Früh-
werk von Manet. Der Streit geht nun darum, ob die Ver-
käufe immer gerechtfertigt waren, und ob für die veräußerten
Kunstwerke gleichwertige oder wertvollere eingetauscht
worden sind. Eine nicht immer leicht zu entscheidende
Frage. Ein Velasquez, der in Wien als geringere Replik
entbehrlich schien, wurde in Amerika mit Freuden begrüßt
und als Meisterwerk aufgenommen. Zwei stattliche Bildnisse
von Rubens, die Wien dafür eintauschte, wurden dagegen
vielfach kritisiert. Es ist schwerer, in einer so vornehmen
Gesellschaft wie der des Wiener Staatsmuseums zu bestehen
als in Amerika, das immerhin weniger Meisterwerke des
Velasquez zum Vergleiche zur Hand hat als Wien Meister-
werke des Rubens. Augenblicklich richtet sich der Haupt-
angriff der konservativen Partei in Wien gegen die Alber-
tina und ihren neuen Leiter Alfred Stix. Nach der Vereini-
gung mit den graphischen Sammlungen der ehemaligen
Hofbibliothek verfügte die Albertina über eine Zahl kost-
barster Dubletten wie noch niemals eine andere Sammlung
der Welt. Gegen den Verkauf dieser Dubletten wird nun
nachträglich Protest eingelegt. Daß es ein überflüssiger
Luxus ist, in einer Sammlung zwei gleichwertige Drucke
eines seltenen Kupferstiches zu verwahren, kann kaum je-
mand bestreiten, es sei denn, es hoffte jemand noch im stillen
auf eine Wiederkehr einstiger Zustände und die Rückgabe
der Albertina an ihren früheren Besitzer, den Erzherzog

Friedrich. Die Nörgler behaupten, es sei zu schnell ver-
kauft worden, sie fragen, ob auch immer sorgfältig genug
verglichen und der bessere Druck zurückbehalten worden
sei. Ein anderer Vorwurf richtet sich gegen den Verkauf
außerhalb Wiens. Aber jeder Einsichtige wird Stix die
Wahrnehmung berechtigter Interessen seiner Sammlung
zubilligen müssen, wenn er nach Leipzig ging, und Tat-
sache ist, daß in den Albertina-Versteigerungen bei Boerner
außerordentliche Preise erzielt worden sind, was doch wohl
die Hauptsache war. Bleibt schließlich die Frage, ob Stix
ebenso gut gekauft wie verkauft hat. Nach allem, was
man bisher gesehen und gehört hat, ist die Albertina bei
ihren Ankäufen nicht schlecht gefahren. Es sind viele Lük-
ken ausgefüllt worden, vor allem, was das bisher recht
stiefmütterlich behandelte neunzehnte Jahrhundert betrifft.
Aber auch die Sammlung alter Zeichnungen hat manchen
glänzenden Zuwachs zu verzeichnen. Nachdem der Erz-
herzog Friedrich von dem ihm zustehenden Rechte Ge-
brauch gemacht hatte, alle während seiner Eigentümer-
schaft erworbenen Blätter zurückzuziehen und zu verkaufen,
haben seine Anhänger um so weniger Ursache, dem neuen
Direktor zu verargen, daß er darauf bedacht war, die Reihen
wieder zu schließen, um so mehr, als es nicht zu bestreiten
ist, daß er wertvolleren Ersatz für das Verlorene gefunden
hat. Der Wiener Museumskrieg unterscheidet sich von dem
Berliner dadurch, daß Ministerium und Museen in allem
einig gehen. Hoffentlich hält diese Phalanx auch in dem
jetzt ausgebrochenen Streite fest zusammen, damit die glück-
lich begonnene Reorganisation der Wiener Kunstsammlungen
keine Unterbrechung erleidet.

Ein neues Museum in Florenz. Der Palazzo Bar-
dini, das merkwürdige Haus, das der berühmte Kunsthändler
Stefano Bardini unter Benutzung vieler alter Bauteile zur
Aufnahme seiner umfangreichen Kunstsammlungen hat er-
richten lassen, ist als Vermächtnis seines einstigen Eigen-
tümers in den Besitz der Stadt Florenz übergegangen und
als „Museo civico" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht
worden. Bardini war der Bode des italienischen Kunst-
handels. Zahllose Kunstwerke hohen Ranges sind durch
seine Hände gegangen. Auf viele Sammler und Samm-
lungen, die während des letzten halben Jahrhunderts ent-
standen sind, hat er richtunggebend gewirkt. Nun hat er
in seinem Vermächtnis sich selbst und seiner Zeit ein Denk-
mal errichtet. Das Haus wird immer den Stempel einer
Epoche tragen, die nicht mehr die unsere ist, aber den
Kunstwerken, die es birgt, wird ihr Wert bleiben, hat es
Bardini doch verstanden, kostbare Stücke der Bildhauerkunst
des Trecento und Quattrocento, prachtvolle Möbel und
orientalische Teppiche sowie eine Reihe von Gemälden,
unter denen ein Antonio Pollojuolo hervorragt, in seiner
Hand zu vereinigen. Haben die Italiener ihm den Vorwurf
gemacht, daß er zahllose wertvolle Kunstgegenstände in
seiner fünfzigjährigen Tätigkeit ihrem Heimatlande entführt
habe, so suchte er mit der großartigen Geste seines Testa-
mentes seine Vaterlandsliebe zu erweisen. Das Museum des
Kunsthandels, wohl das erste und einzige seiner Art, wird
das Andenken an den ungewöhnlichen Mann lebendig er-
halten.

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