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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 9
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Heise, Carl Georg: Amerikanische Museen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0348

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AMERIKANISCHE MUSEEN

VON

CARL GEORG HEISE

II

Wie soll man über ein Museum berichten?
Am besten gewiß durch konzentrierte An-
gabe der grundlegenden Besonderheiten, durch
eine Charakteristik des „Gesichtes" der Samm-
lung, ihres Inhalts, ihrer Ordnung, ihrer Ziele,
durch Heraushebung dessen, was vom Landläufigen
abweicht. Dies Grundsätzliche über die amerika-
nischen Museen habe ich im vorigen Aufsatz an-
zudeuten mich bemüht. Dennoch wird daraus
für den, der nicht selbst das Behauptete nachprüfen
kann, kein Bild erwachsen. Anschauung läßt sich
durch prinzipielle Erörterung nicht beschwören.
Ein absichtlich nüchtern aufzählender Bericht in
Form eines Rundgangs durch ein amerikanisches
Museum soll den Versuch machen, einen Anschau-
ungsersatz zu schaffen, der erst eine sachliche Ein-
schätzung des öffentlichen Kunstbesitzes möglich
macht.

Das Metropolitan-Museum in New York ist das
weitaus bedeutendste, zugleich aber das mit Mittel-
und Mindergut am stärksten überladene, das inner-

lich am besten durchorganisierte und zugleich das
äußerlich verwirrendste, das älteste und zugleich
das noch heute am raschesten weiterwachsende Mu-
seum Amerikas, das beneidete Vorbild für die Pro-
vinz. Die ägyptisierende Riesenfront mit dem klas-
sischen Säulenportal liegt an der Fifth Avenue, die
übrigen Seiten liegen frei zum Central Park, so
daß jede Erweiterungsmöglichkeit gegeben ist. Die
Eintrittshalle hat überwältigende Dimensionen. Bei
den großen Freikonzerten des letzten Winters hat
dort (bei Mitbenutzung der Galerien und der an-
schließenden Räume) eine Menge von achttausend
Hörern Platz gefunden. Die wenigen dort ausgestell-
ten Kunstwerke — Teppiche und Plastik — versin-
ken vollständig. Links geht es zur Antikenabteilung,
rechts zu den ägyptischen Sälen, geradeaus führt
die Haupttreppe ins Obergeschoß, flankiert von
zwei schmalen Korridoren zu den hinteren Flügel-
gebäuden.

Die Antikensammlung ist schwächer als die
Bostoner, die mit Recht als die beste des Landes

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