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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 2
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Vollard, Ambroise: Degas
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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0082

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der Sammlung seines Auftraggebers den stärksten
Eindruck hinterlassen habe:

„Ein Akt von Degas ist mir im Auge haften
geblieben, eine einfache Kohlezeichnung. Alles
andere verschwand dagegen, es war wie ein Frag-
ment vom Parthenon."

*

Mit seiner Ehrerbietung vor dem Schaffen der
anderen, kann man sich leicht vorstellen, in wel-
chen Zustand Degas geriet, wenn man eines seiner
Werke anrührte. Eines Tages bemerkte ich bei
ihm an der Wand ein Bild von seiner Hand, das
einen Mann darstellte, der auf einem Sofa saß,
und neben ihm eine Frau, die in der Mitte, von
oben nach unten, durchgeschnitten war.

Ich: Wer hat dieses Bild zerschnitten?

Degas: Ist es zu glauben, daß Manet das ge-
tan hat? Er fand, daß Frau Manet schlecht wirkte.
Na . . . ich werde nun versuchen, Frau Manet
wiederherzustellen. Aber können Sie sich denken,
wie mir zumute war, als ich meine Studie bei
Manet wiedersah? . . . Ich bin, ohne ein Wort zu
verlieren, mit meinem Bilde unter dem Arm fort-
gegangen. Nach Haus gekommen, nahm ich ein
kleines Stilleben, das er mir einmal geschenkt hat,
von der Wand. „Sehr geehrter Herr," schrieb
ich ihm, „hiermit schicke ich Ihnen Ihre pflau-
men' zurück."

Ich: Aber später haben Sie sich dann wieder
mit Manet versöhnt . . .

Degas: Ja, wie kann man mit Manet auf die
Dauer verfeindet sein? Nur hatte er inzwischen
schon seine „Pflaumen" verkauft. Gott, wie ent-
zückend war dies Bildchen! Wie ich schon sagte,
hatte ich vor, Frau Manet „wiederherzustellen",
um ihr ihr Porträt zurückzugeben; aber da ich es
von einem Tag zum andern verschob, ist es in
diesem Zustand geblieben . . .

Ich: Manet hätte wohl ebenso einen Delacroix
oder Ingres zerschnitten?

Degas: Ja, gewiß, auch einen Delacroix oder
Ingres; er wäre dazu imstande gewesen, dieser

Schurke! Aber wenn er das getan hätte, so glaube
ich wirklich, daß ich ihn nie mehr wiedergesehen
hätte.

Einige Zeit darauf traf ich Degas, von einem
Dienstmann gefolgt, der auf seinem Haken ein
Bild von Manet trug. Wie ich dann sah, stellte
es eine der Figuren auf einer „Erschießung des
Kaisers Maximilian" dar, den Sergeanten, der sein
Gewehr lädt, um ihm den Gnadenschuß zu geben.
Degas erzählte mir:

Denken Sie nur, welches Unglück, man hat die
Dreistigkeit gehabt, dies Bild zu zerschneiden!
Natürlich hat es die Familie getan! Um Gottes
willen, heiraten Sie niemals . . . Ich habe das
Fragment aufgestöbert, aber wo mag das übrige
stecken?

Degas gelang es, noch einige Teile aufzutreiben,
er ließ sie mit dem Sergeanten auf eine Leinwand
übertragen, indem er die nötigen Zwischenräume
frei ließ für die damals noch unauffindbaren Teile
des Maximilian*.

Denn neben dem Maler Degas gab es den
Sammler Degas, und zwar war er ein leiden-
schaftlicher Sammler.

Eines Abends, als man bei Herrn Alexis Rou-
art zusammen bei Tisch saß, erzählte dieser von
einigen Zeichnungen von Ingres, die er soeben
vom alten Noisy, einer Spürnase ersten Ranges,
erworben hatte. Degas war so erpicht darauf,
die Zeichnungen sogleich zu sehen, daß Rouart
vom Tisch aufstand, um die Mappe zu holen.
Und Degas geriet bei dem Anblick in solche Auf-
regung, daß man das Essen im Stich ließ, um
nach der rue La Fayette zu laufen, wo der alte
Noisy seinen Laden hatte, der für die alten Kun-
den auch abends offen blieb. Da die Gardine
schon heruntergelassen war, ging man über den
Hof hinein.

* Bei der Auktion des Nachlasses von Degas erwarb die
Nationalgallery in London diese Fassung der Erschießung
des Kaisers Maximilian, und die zusammengesetzten Stücke
wurden wiederum getrennt.

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