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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 3
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Scheffler, Karl: Die Herbstausstellung der Akademie
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0104

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OLAF GULBRANSSON, GEORG BRANDES. ZEICHNUNG

DIE HERBSTAUSSTELLUNG DER AKADEMIE

VON

KARL SCHEFFLER



Diese Ausstellung von Zeichnungen, Graphik,
Aquarellen und etwas Plastik ist ruhig und
sanft. So ist der erste und der letzte Eindruck.
Mehrere Ursachen sind zusammengekommen,
um diese Wirkung .hervorzurufen: Es ist die Aus-
stellung nicht auf Effekt hin arrangiert, die wich-
tigsten Arbeiten sind nicht in den Haupträumen ab-
sichtsvoll zusammengehängt, sie sind vielmehr, vor
allem in den hinteren Sälen, lose verteilt. Sodann
haben sich, zufällig oder absichtlich, einige der
Künstler, die jeder deutschen Kunstausstellung die
Hauptakzente geben, mehr als sonst zurückgehalten.
Die Akademie ladet die Künstler ein, sucht aber im
einzelnen nicht die Arbeiten aus; das bleibt den Aus-
stellern überlassen. Da scheint es nun, als ob die
Künstler für die Akademie ihre stilleren Arbeiten

bevorzugten, als wären alle ein wenig der Meinung,
man dürfe in der Akademie nicht zu laut und ver-
wegen auftreten. Hinzu kommt, daß Künstler, die
bisher Träger revolutionärer Ideen waren, milde ge-
worden sind, oder daß sie dem sich gewöhnenden
Auge des Betrachters doch so erscheinen.

Solche Ursachen wirken zusammen und geben
der Ausstellung Temperiertheit. Es brauchte nicht
durchaus so zu sein; mit Hilfe derselben Künstler
könnte es bewegter zugehen. Und das wäre gut.
Wenn es aber auch bewegter zuginge: der Ein-
druck des Revolutionären könnte nicht mehr er-
weckt werden. Das ist vorbei. Ein Irrtum wäre
es, anzunehmen, die Ausstellung würde innerlich
bewegter werden, wenn andere Künstler beteiligt
wären.

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