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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 5
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Grosse, Ernst: Ostasiatisches Gerät
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0187

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zu der zähen Beharrlichkeit der viel älteren echt ost-
asiatischen Formen, der vorbuddhistischen Bronze-
gefäße für den Kult der Ahnen und der Jadeob-
jekte für den des Himmels, die nicht nur in China,
sondern zum Teil auch in Japan immer lebendig
und für die spätere Gerätekunst in vielen Be-
ziehungen maßgebend geblieben sind.

Die eigenartigsten und zugleich schönsten Ge-
räte der Ostasiaten sind ohne Zweifel die Gebrauchs-
geräte. Schon die gewöhnlichsten und billigsten
sind selten ganz ohne künstlerischen Wert; ihr
ästhetischer Reiz ist sogar oft im Verhältnisse zu
dem geringen Aufwände materieller Mittel über-
raschend groß. Eine unerschöpfliche und frische
Quelle der Lebensfreude im Osten entspringt
sicherlich dieser Schönheit der bescheidensten Ge-
räte. Indessen in seiner ganzen Kraft und Anmut
offenbart sich der Genius der ostasiatischen Kunst
doch erst in den Dingen, die er nicht für den
alltäglichen, sondern für einen festlichen Gebrauch
geschaffen hat. Man darf dieses festliche Gebrauchs-
gerät des Ostens nicht etwa dem Prunkgeräte
gleich achten, das wir in Europa in Glasschränken
und auf Kredenzen aufstellen, um es nie zu ge-
brauchen. Wenn wir ostasiatische, namentlich ja-
panische Gefäße zur Dekoration unserer Räume
verwenden, so entfremden wir sie ihrer wirklichen
Bestimmung. In ihrer Heimat werden solche Dinge
niemals zum Zimmerschmucke dauernd aufgestellt,
sondern man holt sie nur dann hervor, wenn man
sie wirklich benutzen will. Die feierlichen alten
Bronzevasen der Chinesen haben bei den Opfern
und Mählern zu Ehren der Ahnen gedient. Die
zierlichen Becher aus kostbarem Jade und edlem
Porzellan haben bei den heiteren Gelagen gekreist,
deren Gäste sich in Wein, Poesie und Kunst be-
rauschten. Die Suzuribako, die von den japani-
schen Lackmeistern am schönsten geschmückt sind,
waren ganz gewiß nicht gemacht, um als „objets
de vitrine'- bewundert zu werden. Und die köst-
lichsten Werke der japanischen Keramik werden
bei dem Chanoyu, der Teezeremonie, nicht etwa

nur angesehen, sondern als Trink- und Räucher-
gefäße gebraucht. Der Ostasiate legt auf künst-
lerisches Gebrauchsgerät mehr Wert als der Euro-
päer. Solche Dinge bilden gewöhnlich einen
großen Teil des Hausschatzes, der einem ostasia-
tischen Geschlechte Glanz verleiht wie der Dia-
mantenschmuck einer vornehmen oder reichen
europäischen Familie. Ein japanischer Fürst, der
ein Einkommen von einer gewissen Höhe besaß,
fühlte sich verpflichtet, für besondere Gelegenheiten
von berühmten Meistern gearbeitete Geräte zur
Verfügung zu haben, und noch in dem neuen
Japan ist es eine der ersten Sorgen eines Mannes,
der zu Reichtum und Rang gelangt ist, sich wo-
möglich historisch bekannte Schreib- und Chanoyu-
Geräte anzuschaffen, in der Hoffnung, daß ihre
ehrwürdige Patina ein wenig auf seine Person ab-
färben werde. Infolgedessen wurden und werden
im Osten viel größere Summen für künstlerische
Geräte ausgegeben, als man in Europa glaubt.
Die Opfer, welche chinesische Sammler für sel-
tene und schöne Porzellane zu bringen bereit sind,
pflegen ihre europäischen Rivalen zu erschrecken.
Und in Japan wird ein mustergültiges Chawan
oder Chaire nicht minder hoch bezahlt als ein
gutes Gemälde. Diese Schätzung ist natürlich für
künstlerisch Begabte ein starker Anreiz gewesen,
ihre Kraft solchen Arbeiten zu widmen. Der Rang-
unterschied zwischen den freien und den dienen-
den Künsten ist in Ostasien überhaupt nicht so
weit wie in Europa, wo der Kunstgewerbler oder
Kunsthandwerker, wie man ihn in bezeichnender
Weise nennt, in der öffentlichen Meinung tief
unter dem Künstler, das heißt dem Maler oder
Bildhauer, steht. Auch im Osten werden nicht
alle Künste gleich hoch geachtet; Kalligraphie und
Malerei gelten unzweifelhaft als Künste höherer
Art. Töpfer, Lackkünstler, Schmiede und andere
aber werden deshalb nicht als Banausen angesehen.
Ninsei, der Töpfer, und Nobuiye, der Tsubameister,
stehen bei ihren Landsleuten in nicht geringeren
Ehren als irgendein gleichzeitiger Maler.

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