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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 7
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0296

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„Ein Dorn in unserm Fleisch." Unter die-
ser Überschrift bringt die bekannte englische
Kunstzeitschrift „The Burlington Magazine" in
ihrem März-Heft einen Leitartikel, der rück-
haltlos die trostlosen Zustände in den künst-
lerischen Angelegenheiten Englands zur Sprache
bringt. Er ist um so bemerkenswerter, als er
anscheinend von der für Deutschland schmei-
chelhaften, keineswegs aber sicheren Voraus-
setzung ausgeht, daß es bei uns besser um die
Kunst bestellt sei. „Die Deutschen", heißt es
da, „sind uns in jeder Art von Publikationen
über Kunst voraus. Tatsächlich gibt es heute
keine jungen englischen Kunstgelehrten. Die
jüngsten Ankäufe unserer öffentlichen Samm-
lungen sind überaus langweilig und unwichtig.
Die Sammlungen in der Provinz sind in schlech-
ten Händen und sind ,vor die Hunde gegan-
gen'. Die Preise sind so hoch, daß nur noch
Millionäre annehmbare Sammlungen bilden
können. Amerika verschlingt unseren Besitz
an Kunstwerken mit Haut und Haaren. Die
Benennungen unserer Bilder sind eine Schande.
Die englische Zeitungskritik ist degeneriert.
Der künstlerische Wert eines Kunstwerks wird
von niemand mehr als der ausschließlich maß-
gebende angesehen. Das Publikum steht der
besten zeitgenössischen Kunst ablehnend gegen-
über. Unsere Kriegerdenkmäler sind abscheu-
lich und die anderen öffentlichen Standbilder
sind nicht besser. St. Pauls kann morgen schon
ein Trümmerhaufen sein, und wir leben in
einem völlig unkünstlerisch empfindenden Zeit-
alter."

Der Verfasser verwahrt sich dagegen, daß
diesen Zuständen vom grünen Tisch der Re-
daktionsstube abgeholfen werden könne. Ein
Hauptübel sieht er in der Verschiebung der
Vermögen. Sie hat Sammler und Händler ein-
ander entfremdet. Früher lernten beide von-
einander und sie sprachen dieselbe Sprache
wie der Gelehrte. Heute hat sich — „der Dorn im Fleische"
— der Agent zwischen sie geschoben, der sich seine Ver-
mittlung bald von diesem, bald von jenem bezahlen läßt,
sehr oft ohne Wissen des neuen Sammlers. Der Gelehrte
aber hat zum Schaden der ihm anvertrauten Sammlungen
und der eigenen Kenntnisse, die ehedem durch den Ver-
kehr mit Händlern und Sammlern sehr erweitert wurden,
angewidert von dem Treiben, dem Handel allzuoft die
kalte Schulter gezeigt. Wichtige Käufe werden hinter Schloß
und Riegel abgeschlossen, der ehrenwerte Stand der Kunst-
händler wird in seiner Bedeutung herabgedrückt. — In
Deutschland ist der neue Typus des Agenten nicht unbe-
kannt, den es natürlich in kleinerem Ausmaße immer ge-

CLAUDE MONET, MANNERBILDNIS

AUSGESTELLT BEI HUGO PERLS, BERLIN

geben hat. England mag immerhin mehr darunter leiden
als wir, die wir in dem starken akademischen Proletariat
eine gefährliche Keimzelle solchen Winkelkennertums ha-
ben. Denn England hat mehr Kunstwerke, deren Ver-
mittlung sich lohnt. Ein Gedanke jedoch sei festgehalten,
den das englische Blatt besonders eifrig verficht, weil es
davon eine Besserung des Vertrauens der Sammler, Händ-
ler und Gelehrten zueinander erhofft. Man veranstalte mehr
Ausstellungen alter Kunst aus Privatbesitz. Die einsetzende
Kritik wird die Meinungen über die ausgestellten Gegen-
stände klären und eine Sphäre des Vertrauens schaffen, in
der der berufslose Agent die bescheidene Rolle spielt, die
er in ruhigen Zeiten von jeher gespielt hat.

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