Delacroix und die An-
tike begegnen, wurden
für das kleine Speise-
zimmer Gangnats ge-
malt. Neugierige finden
die schönsten Stücke der
Sammlung in meinem
vor dem Krieg erschie-
nenen Renoirbuch.
Ein ursprünglich ba-
naler Anlaß hat diesen
Garten von Bildern zu-
sammengetragen. Die
Stunden, die man dort
verlebt hat, bleiben.
Gangnat selbst hielt sich
immer bescheiden im
Hintergrund, als erin-
nere er sich der Ge-
nesis seines Gartens, der
nichtsdestoweniger sein
Werk war. Er hielt bis
zu seinem Tode den
Garten prachtvoll. Jedes
Bild hatte Platz und
Luft. Auch darin unterschied er sich vorteilhaft
von anderen Sammlern, die sich meist mit voll-
gestopften Herbarien begnügen.
Nun wird der Garten zerstückelt. Es naht der
in allen solchen Epilogen obligate Augenblick salben-
vollen Bedauerns. Blick zum Himmel und Griff
nach dem Portemonnaie. Diesmal wird der Seufzer
um eine Nuance sonorer sein, denn selbst der
ausgekochteste Aufsichtsrat lächelte in dem Garten
und fühlte sich beinahe Mensch. Girlanden um-
wanden die finstere Seele und glätteten sie. Es
ist doch noch etwas anderes, ob einer wie Rouart
viele Perlen vieler Meister zusammenbringt oder
ob sich ein Gangnat einem einzigen hingibt. Die
Hingabe an den einen ist reiner und hat unüber-
sehbaren Vorteil. Das Verfahren Gangnats hilft dem
AUGUSTE RENOIR, BILDNIS DES SOHNES „COCO".
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Individualismus, auf den
jeder Künstler unserer
Zeit gestellt ist, zu einer
breiteren Basis und
drängt die Willkür zu-
rück. Schließlich begeht
ja auch jeder unserer
Künstler zuerst eine ba-
nale Hochzeit mit der
Kunst, getrieben von
allen möglichen unrei-
nen Instinkten des Egois-
mus, und es ist immer
ein Wunder, wird eine
gute Ehe daraus. Das
Verfahren ist zumal in-
struktiv bei einem Re-
noir, der immer von der
Sehnsuchtnachkorpora-
tiver Schöpfung durch-
drungen blieb. Verges-
sen wir es nicht, dieser
Raffael ohne Hände ist
tatsächlich einer korpo-
rativen Realisierung auf
Haaresbreite nahe gekommen. Im Zeitalter eines
Rubens hätte er eine riesige Schule befruchtet.
Der prompte Griff nach dem Portemonnaie bleibt
auch diesmal nicht aus; im Gegenteil, er differen-
ziert sich zu massenhaften Spekulationen. Am
nächsten Tage nach dem Tode Gangnats diskutierte
man bereits den Fall auf dem Pariser Kunstmarkt
und es war lange Zeit unentschieden, ob man die
Vente wagen sollte oder nicht. Hundertfünfzig
Renoirs sind keine Kleinigkeit. Wird er halten?
wird er nachgeben? Man neigte im allgemeinen
zum Optimismus, denn in noch schlimmerer Zeit
hat der Markt einen großen Teil des ungeheuren
Nachlasses nach dem Tode Renoirs verdaut.
Für uns mangelhafte Kapitalisten gibt es keinen
Zweifel: Renoir wird halten.
1903
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356
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