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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 9
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Troendle, Hugo: Das Monotype als Untermalung: zur Betrachtung der Arbeitsweise von Degas
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0373

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PAUL CEZANNE, UMGEGEND VON AIX

SAMMLUNG GANGNAT

endigt, bei beiden Meistern aber noch das alte Tra-
ditionsprinzip beibehaltend, in der Untermalung
die Komposition, die Aufteilung und die Schwarz-
weißwirkung vorwegzunehmen und zu basieren.

Mehr als seine Zeitgenossen fußte Degas in
der Tradition. Er hat länger als seine Kameraden
gebraucht, um sich zu finden, hat bis in seine
vierziger Jahre hinein sehr gute, aber oft zu sehr
im Handwerklichen und Schulmäßigen aufgehende,
sonst aber ausgezeichnete Ölbilder gemalt, Bilder,
in denen er im Stoff und in der Ausgestaltung
ganz ein letzter, allerdings schon persönlicher Aus-
läufer der Ingresschule war (Bilder wie die Spar-
tanerinnen, seine frühen Bildnisse usw.).

Als er das Pastell und damit sich selbst ganz
fand, übernahm er in die Arbeitsweise des Pastells
etwas aus der Tradition, was diese weiter-
führt und doch ein ganz Neues und nur von
ihm angewendetes Verfahren ist; er begann viele
seiner Pastelle als Monotype. Das Monotype ist
der Abdruck einer Malerei, die auf einer Kupfer-

platte mit Ölfarbe gemalt ist, man kann davon
nur einen Abdruck nehmen und diesen macht
man gewöhnlich auf leicht gefeuchtetes, gutes
Zeichenpapier.

Degas also malte sein Bild nur in Schwarz-
weiß, alle Konzentration auf die Komposition und
deren Ausgeglichenheit in Hell und Dunkel und
in der Linie legend, auf die Kupferplatte, dabei frei
in die dunkle Farbe mit dem Pinselstiel hinein-
zeichnend und Lichter herauskratzend.

Dies in seiner Schwarzweiß-Wirkung vollendete
Bild drückte er auf getöntes Papier ab, um es,
nachdem es gut ausgetrocknet, leicht und unend-
lich locker oft nur an gewissen Stellen, mit
Pastell zu übermalen. Diese Übermalung war ein
anderer, sozusagen zweiter Arbeitszustand, in dem
der Meister, sich ganz seiner malerischen und far-
bigen Improvisation überlassend, auf großartig über-
legene Art alle die Qualitäten der Untermalung,
d. h. des Monotypes, ausnützte, erweiterte und be-
reicherte und so jene leicht und selbstverständlich,

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