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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 11
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Scheffler, Karl: Böcklins Landschaftsstudien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0456

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ARNOLD BÖCKLIN, DIE PYRAMIDE DES CESTIUS. 1851

AUSGESTELLT BEI HUGO PERLS, BERLIN

BOCKLINS LANDSCHAFTSSTUDIEN

i*

JUGENDARBEIT*'

Hans Wendland hat in Amerika einunddreißig Land-
schaftsstudien entdeckt und darin jene römischen
Studien Böcklins erkannt, die im Herbst 1851 an zwei
amerikanische Bekannte des Künstlers verkauft worden sind.
Die Zuschreibung, die durch einige Notizen und Signaturen
unterstützt wird, scheint richtig zu sein. Wendland hat die
Bilder der Kunsthandlung Hugo Perls in Berlin überlassen,
die die Kollektion nächstens öffentlich zeigen will, nachdem
eine Ausstellung in Zürich bereits stattgefunden hat. Es sind,
sowohl in der Schweiz wie in Deutschland, Zweifel laut
geworden, ob es sich hier wirklich um Studien von Böcklin
handle oder ob die einunddreißig Bilder alle von einer
Hand seien. Der Name Oswald Achenbach ist aufgetaucht;
auch Drebers und Schirmers Name ist genannt worden. Da
alle Bilder unzweifelhaft von einer Hand sind, denn die Mal-
weise ist bis ins Einzelne dieselbe, und da die Zuschreibung
einiger der besonders charakteristischen Studien an Böcklin
durch triftig klingende Gründe gestützt wird, so erscheinen
die Zweifel hinfällig. Dafür ergibt sich die Tatsache, daß

Böcklin um 1850 so gemalt hat, daß seine Bilder mit Ar-
beiten von Oswald Achenbach, Dreber und Schirmer sehr
wohl verwechselt werden können. Das heißt, diese Studien
sind keineswegs so persönlich, daß man sagen müßte: nur
Böcklin kann sie gemalt haben. So bestätigen sie es, daß
Böcklins spätere Originalität, die ihn einzig gemacht hat,
nicht eine Originalität des Auges, der Hand und der Malweise
gewesen ist, sondern eine Originalität der denkenden Phan-
tasie. Darum sind diese Bilder wichtiger für die Kenntnis der
Entwicklung Böcklins und der Romantik der deutsch-römi-
schen Naturauffassung, wichtiger also für den Kunsthistoriker
als für den Liebhaber bedeutender Kunstwerke. Sie werden
den Museen willkommener sein als den Sammlern. Hier
und dort erklingt ein Ton, der an Corot denken läßt, doch
verklingt er auch gleich wieder; eine entscheidende Grenze
wird nie überschritten. Der Fund ist merkwürdig und höchst
interessant. Böcklins Bedeutung wird dadurch aber nicht
berührt, es wird ihr nichts hinweggenommen und nichts
hinzugefügt. Karl Scheffler.

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