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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 23.1925

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Heft 12
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Heise, Carl Georg: Die rheinische Retrospektive Düsseldorf 1925
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https://doi.org/10.11588/diglit.4653#0489

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EMANUEL LEUTZE, DAMENBILDNIS. 1848

MANNHEIM

Kunsthalle-Ausstellung: Die neue Sachlichkeit.

Die Juli-Septemberausstellung der Mannheimer Kunst-
halle hat ein interessantes Thema zum Gegenstande
erwählt. Es ist ja inzwischen altbekannt, daß der Expres-
sionismus „tot" ist, nun kann man sich dort mit seinen
Überwindern auseinandersetzen. So wenigstens erscheint
die Sachlage bei flüchtigem Überblick.

Indessen kommt man bald dahinter, daß mit solcher
Formel nichts getan ist. Die Frage lautet vielmehr: „Welche
Erlebnisse bedingen diesen auf einmal sich durchsetzenden
Stil?" Aus vergleichender Betrachtung ergibt sich, daß
unter „Sachlichkeit" von den Polen: Subjekt — Objekt nicht
etwa nur eine Bevorzugung des zweiten, sondern vor allem
die Verzweiflung am ersten gemeint ist. Allen diesen Wer-
ken entströmt eine solche Stimmung des durchdringendsten
Fatalismus, daß es wenig verschlägt, ob nun der einzelne
Künstler etwa wie Kanoldt in Landschaften und Stilleben
oder wie Groß in antibourgeoiser Satire den Ausdruck
dieses Erlebens findet. Grundinhalt bleibt in beiden Fällen
das „Odi profanum volgus" mit dem einzigen Unterschiede,
daß der Satiriker jemanden für diese unerfreuliche Welt
verantwortlich macht, während der andere sie als mystisches
Schicksal hinnimmt. Was den formalen Ausdruck betrifft,
so fällt ein Betonen des Körperlichen auf. Aber seine
Ursache ist die Verschlossenheit gegen das andere Ding,
nicht die Geschlossenheit nach innen. Ebenso verschließt
sich das Bild gegen den Betrachter. Der Künstler will mit
sich allein sein.

Als Vorläufer des Stils gilt Max Beckmann. Die schlimm-
sten Gesichter auf seinem Bilde Christi und der Sünderin
wirken erlösend gegenüber den Masken der anderen;
ähnlich steht es mit A. Erbslöhs Blumenstücken. Ernst
Haider lebt noch in der Naturweite seines Vaters; er gehört
im Grunde nicht hierher.

Dann die eigentlichen Träger dieser Kunst. Alexander
Kanoldt bringt strenge und kühle Landschaften und Stilleben.
Man empfindet ihn als den Aristokraten dieses Kreises, er
ist es vor allem in der Ablehnung alles Grellen oder Senti-
mentalen. Georg Schrimpf zeigt Verwandtes mit bieder-
meierlicher Kunst; es ließe sich von einer Flucht in die
Enge der Idylle reden. Georg Scholz-Grötzingen ist sehr
intellektuell; seine Satire neigt zu Verblüffung des Bürgers,
Landschaft und Stilleben zur korrekten Glätte. In Schrimpfs
Nähe gehören C. Mense und H. Davringhausen, neben Scholz
mag der Karlsruher K. Hubbuch seine Stelle finden.

George Groß und Otto Dix dürfen nicht in einem Atem
genannt werden. Beide treiben Gesellschaftskritik. Aber
Dix mangelt es an künstlerischem Takt. Er will wahrer
als wahr sein. Ein Selbstbildnis von 1913 erweist die Ab-
stammung von Böcklin. In etlichen Bildern spielen Staniol
und Metallflitter eine fatale Rolle. Dix hält kein Niveau.

Groß hat als Maler viel Kultur. Seine Leistungen als
Satiriker sind bekannt. Von einer wesentlicheren Seite
zeigen ihn ein hervorragendes Porträt dieses Jahres und
eine Reihe farbensprühender Aquarelle.

Mystische Stimmungen kommen bei den beiden Berliner
Russen Baby und Glustschenko zu Wort, am stärksten aber
bei dem Kasseler Kay H. Nebel. Ein Geigenstilleben von
Kars ist malerisch kostbar. L. Moser (Karlsruhe).

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FRIEDRICH DEIKER, DER SOHN DES KÜNSTLERS. 1827

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