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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Erläuterungen zu Berlepschs Innen-Ausschmückung der Villa Tobler in Zürich
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0034

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Villa Selber Zürich.

Zu öen Taxeteil- und Frics-Lnt-
würfen, welche Berlepschs Thätigkeit
nach dieser Seite hin illustrieren, bemerkt
der Autor selbst:

Zn Bezug auf Wanddekoration scheint
sich allmählich ein Umschwung zuin Bessern
geltend machen zu wollen. Gobelins oder
andere Textilstoffe von dekorativ kräftiger
Wirkung, gestickte Wandbehänge z. B.,
können sich selbst unter den oberen Zehn-
tausend kaum alle leisten. Zn den meisten
Fällen trifft man sogar in Bauten, welche
die Bezeichnung „Palais" ertragen, die
etwas billigere Art der Wand-Dekoration
durch Tapeten oder durch farbigen Anstrich
unter Anwendung von Schablonen. Die
Tapete ganz besonders ist eines jener
Dekorationsstücke, bei dessen Herstellung
noch jetzt gesündigt wird, wie nicht leicht
auf irgend einem andern Gebiete der deko-
rativen Rünste. Und diese Bünden der Her-
steller werden vom Ronsumenten ruhig
weiter dahin getragen, wo unter Umständen
Menschen mit gesundem Sinn und empfind-
lichen Augen große Zeiträume hindurch
sich aufhalten müssen. Unsere Zinshäuser,
selbst die eleganten, weisen durchschnittlich
eine Art von Mauer-Berklebmaterial, alias
Tapeten, auf, bei deren Anblicke jedem
etwas sensiblen Menschen die paare zu
Berge stehen könnten. Derart ausgestattete
Gemächer werden von sehr vielen paus-
herrn sogar mit einem gewissen Stolz ge-
wiesen und damit die pöhe des geforderten
Zinses motiviert. Man kann ruhig sagen,
das; es in der Tapetenbranche kein Produkt
gebe, das scheußlich genug ist, um den
noch seine Abnehmer zu finden. Und was
kosten diese Entsetzlichkeiten manchmal Geld?

Pier in erster Linie th»t es not, Gegen-
Bestrebungen wachzurufen und den Rindern
schon beizubringen, auf was für einem
wahrhaft barbarischen Standpunkte wir
uns vielfach noch befinden. Nur in der
Erziehung der Zugend zun; Besseren liegt
die Möglichkeit, Wandlung zu schaffen.

An den Älteren und Alten ist zumeist
Popfen und Malz verloren. Wie lange
freilich wird es dauern, bis der Standpunkt die
Gberhand gewinnt, das Rind müsse nicht bloß mög-
lichst viel auswendig Gelerntes ein für allemal glauben,
vielmehr fei es unter anderm von der Natur auch
mit Wahrnehmungsgaben köstlichster Art ausgestattet

57. tVandmuster mit oberem und unterem Fries. Ges. gesch.

worden. Eine gesunde, eine vernünftige und klar-
denkende Erziehung müßte Wert darauf legen, diese
Wahrnehmungsgaben auszubilden und den Heran-
wachsenden Menschen nicht bloß für das, was andere
geschrieben, gezeichnet, gemalt haben, auf Grund eines

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