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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Kleine Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0037

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Kleine Nachrichten.

40. Farbiger Fries zu Uni-Taxete. Ges. gesch.

vorteilhaft ist, abgekommen zu sein. Immerhin ist
der Fortschritt recht gering, und wenn er nicht eine
Erkenntnis der wesentlichen Aufgabe dieser Be-
wegung bedeuten sollte, so würde er noch mehr ver-
schwinden gegen die unglaublichen Beiträge von
„Aunstmalern", denen die primitivsten
künstlerischen Überlegungen oder Empfin-
dungen zu fehlen scheinen. Ein Berliner
zeigte in einer ganzen Reihe von Aostüm-
entwürfen, wie man auch einfache Empire-
kostüme neuzeitlich und beliebig verun-
glimpfen kann. Ein Leipziger betont
durch dunklen schweren Stoff und breite
über den Aörper gehende Linien nur den
Unterleib auf einem sonst hellfarbigen
leichten Aostüm. Ein anderes Leipziger
Aostüm übertrifft dieses noch. Der be-
treffende Aunstmaler hat auch rückwärts
durch alle „künstlerischen" Mittel den
Unterleib mit seiner Aonzentration der
Fleischmassen so betonen zu müssen ge-
glaubt, daß er bis etwa zu den Anie-
kehlen den dunklen Einsatz im Hellen
Aleid fortgehen läßt. •— Ein dritter
Leipziger Aunstmaler hat den ganzen
künstlerischen „neuen" Gehalt des Aostüms
in die Brust gelegt: In das dunkle kor-
settartige Oberteil des Hauskleides hat er
zwei recht große runde Öffnungen ge-
schnitten, aus denen unterm hellgelben
Unterkleid die Brüste heraustreten können.

Eine ganze Reihe von Aostümen ähnlicher
Art wäre zu nennen. Falls sie publiziert
werden sollten, werden dies die Zeichner
unserer U)itz- und Bierblätter recht be-
dauern, denn sie lassen sich nicht weiter

karikieren. Oder soll ein tieferer
künstlerischer Gehalt oder Gedanke
darin gefunden werden, wenn
wieder ein anderes Mitglied des
Aünstlervereins zu silleißathen in
Applikation das Zeichen der großen
Unbekannten über der Brustfläche
anbringen läßt — und wieder ein
anderer das Ideal eines neuzeit-
lichen Aostümes gar in einem
von knalligen Ornamenten über-
ladenen Stoff sieht, in den man
dann irgend ein weibliches Wesen
stecken mag?

Die Namen dieser Aunstmaler
mögen verschwiegen bleiben, aber
die Träger derselben mögen lieber
anderwärts ihre künstlerische Befähigung Nach-
weisen.

Verdienen übrigens derartige Erscheinungen aus
einer mehr schneiderakademischen als künstlerischen
Ausstellung noch einigen Spott? Sie dürften sich

4{. wandmuster. Ges. gesch.
 
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