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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Halm, Philipp Maria: Dilettantismus
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0046

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Dilettantismus.

50. Zierleiste
von

Schmidt-tselm-
brechts, München.

ersten Schwimmbewegungen inacht jeder künstlerische Genius in der
Flut des Dilettantismus."

Äonrad Lange war dann wohl der erste, der in seinem s893 erschie-
nenen Buch über „künstlerische Erziehung der deutschen Jugend" die Be-
deutung des Dilettantismus für das Gedeihen der Kunst und die Hebung
des Kunstverständnisses mit vollem Nachdruck betonte und die Erziehung
gebildeter Dilettanten forderte. Doch damals würdigten nur wenige
seine Ideen. Auch Lange stellte wieder die parallele zwischen
Dilettantismus auf dem Gebiete der Musik und der Kunst auf, welche
von allen Verteidigern des Dilettantismus mit vollem Recht intmer
und intmer wieder beigezogen wird, denn schließlich ist ja die Musik
eben auch eine Kunst, so gut wie jede andere, nur die Ausdrucks-
mittel sind verschieden?) Es folgten alsdann in der Verteidigung des
Dilettantismus der Bahitbrecher auf so vielen Gebieten, der treffliche
Alfred Lichtwark, der die zarte Empfänglichkeit des Jugendgemütes
für die pflege des Kunstverständnisses geradezu in eminenter Weise
auszunutzen versteht, und permann Muthesius mit seinem inhalts-
reichen Referat über den kunstgewerblichen Dilettantismus in England.
Auf dem XI. Dslegierteit- und Kunstgewerbetag zu München, vor
dessen Forum Fabrikant Stöfsler- Pforzheim, vornehmlich aus die
erwähnten Schriften von Konrad Lange, Lichtwark und Muthesius
sich stützend, das Thema brachte, rang sich denn auch die Anschauung
durch, daß die nicht unmittelbar aus Erwerb gerichtete Kunstpflege
und kunstgewerbliche Arbeit (Dilettantismus) eine Förderung der
Interessen des Kunstgewerbes bedeute.

Wie gelegentlich der Debatte auf dem Delegiertentag zu Tage
trat, besteht in den maßgebenden Kreisen keine eigentliche Gegnerschaft
gegen den Dilettantismus selbst, sondern wo sich eine solche bekundete,
betraf sie das Mort Dilettantisntus, nicht den Begriff. Es läßt sich
nicht leugnen, daß diese Antipathie gegen das Wort einigerntaßen
gerechtfertigt ist, denn was wir unter demselben alles schon zu sehen
bekamen, das war im stände, einen heiligen Zorn in uns zu ent-
brennen ; man hätte verzweifeln mögen. Ich erinnere an so vieles,
was die Sportausstellung zu München iit der einschlägigen Abteilung
uns vorführte, an das, was unsere illustrierten Zeitschriften an
Gebrauchsanweisungen und Ratschlägen ä la „Schmücke Dein peim"
mit jeder neuen Nummer bringen. Das inuß den Paß gegen den
Dilettantismus selbst, ja gegen das Wort schon entflamnien. Man
braucht hier nicht einmal gleich an jene Erzeugnisse der Liebhaber-
künste zu denken, die die Zeichen des Schwindels, des Unechten, der
Lüge deutlich zur Schau tragen, wie die mit Lack innen oder außen
bemalten Gläser und Töpfe, die so schön sind, weil sie so wenig
kosten; man blicke nur aus die pochflut der Brandmalerei-
Artikel. Jenen Dilettantismus inuß man mit aller Macht
bekämpfen, denn er ist der gefährlichste Gegner und der Unter-
drücker des guten Geschmackes und der schlimmste Widerpart
des Dilettantismus, von dem wir peil und dis pebung des Kunst-
verständnisses erhoffen. Dieser Dilettantismus aber wird nie auf den
Schein, sondern aus das Sein hinarbeiten, er wird nur mit solidem
echtent Material arbeiten, so gut wie die Kunst des Fachmannes dies

i) Siehe auch den Aufsatz: „Kunstgewerbliche Lntwickelungsfragen" in der
Zeitschrift des Bayer. Kunstgewerbevereins, 1897, 5. 52.

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veilchen.

5 t. Zierleiste von
Schmidt-Ljelmbrechts,
München.

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