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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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cLbroitif des Bayer, Kunstgewerbevereins.

90. Elektr. Tischlampe aus Messing von Wilhelm & Lind,
München. (‘/j der wirkl. Gr.) Muster gesch.

Reiz darin finde, den Kampf mit Vorurteilen aufzunehmen, j
die Bahn frei zu machen für eine große, einfache und inner-
liche Kunst. Würde er daran Freude empfinden, dann könne
er ihm in Stuttgart — wie anderwärts — ein reiches und großes
Feld zur Beackerung in Aussicht stellen. Man dürfe aber über-
haupt fragen, ob denn München in Kunstsachen eine Gase in
der Wüste sein oder bleiben wolle, ob nicht die Münchener Kunst
der Baum sein wolle, der seinen Samen weit hinaussendet, um
das deutsche Land zu befruchten. Die Künstler, die München
abgebe an andere Städte, das feien die Pioniere, die einen
breiteren Boden schaffen und, wenn nötig, erkämpfen für das,
was in dem Kunstcentrum München unter außerordentlich
günstigen Bedingungen erarbeitet und errungen werde, und
wenn ihre Thätigkeit von Erfolg und fruchtbar sei, dann werde
bei einem Münchener Künstler, wenn er nach Stuttgart ziehe,
nicht mehr vorausgesetzt werden, daß er Gefühle habe wie
einer, der ins Exil wandere. Er trinke auf die Deutschland
erobernde Münchener Kunst I

Fischers werke wurden alsdann (durch Rechnungsrat
Übelacker) in Lichtbildern vorgeführt und von Rat Jos.
v. Schmaed el mit treffenden Reimen begleitet, von denen wir
einige der besten hier zum Abdruck bringen:

(Einleitung:)

Als unser lieber Meister Fischer —

Neun Jahre sind es nunmehr her —

Nach München kam und frischen Auges
Sich umsah, fand er mehr und mehr,

Daß neben all dem vielen Schönen,

Was er da sah, gar mancherlei

Nichts weniger als hocherfrenlich —
Im Gegenteil — vom Übel sei;

Daß impotente Dilettanten

Das Stadtbild massenhaft verhunzt;

Daß trauernd oft beiseite stünde
Der hehre Genius der Kunst.
„Baumeister" nannten sich die Leute —
Des tristen Spekulauteutums,

Die frech für ihre Zwecke nutzten
Den Unverstand des Publikums.

Bald war's ihm klar, was nötig wäre:
Ein tüchtiger Chirurg, der fest,

Mit sich'rem Schnitt dazwischen fahrend
Kein wildes Fleisch mehr wuchern läßt.

(Schulhausbauten:)

Sein bestes Können aber hat er
Der Jugend unsrer Stadt geweiht,
was er für sie voll Lieb' geschaffen,
Erfüllt uns Alte fast mit Neid —

Uns Alte, die mau in Spelunken
Zum Born des Wissens hingeführt,
Nicht so wie jetzt in lichten Räumen,
Wo man den Bauch der Freiheit spürt.

(Bismarckturm:)

Und als es galt, dem deutschen Kanzler,
Der uns das Deutsche Reich gewann,

Ein hehres Denkmal zu errichten,

Da fing's in seiner Seele an
Zu gären, und in wucht'ge Formen
Sucht er zu fassen, was die Macht
Des Riesen Bismarck einst im Leben
Unglaubliches zustand' gebracht.

Wohin man blickt in deutschen Landen —
Kommt keines diesem Dcnkinal gleich,

Für alle Ewigkeit geschaffen,

So fest wie unser Deutsches Reich.

Was Begas in Berlin gesündigt —

Fürst Bismarck hat es nicht verdient —
Am Seegestad bei Starnberg ward es
Prophetisch schon vorher — gesühnt!

(Töchterschule:)

Und nun, die höh're Töchterschule!

Wer freut sich nicht, wenn er sie sieht,
Daß solche echte, wahrheitsvolle,
vornehme Kunst in München blüht!

Wie ein Gedicht erwächst das Ganze
Naturgemäß, voll Harmonie,

Inmitten nüchternen Getriebes
Ein Stück gesunder Poesie.

Man sieht's ihm an dem prächt'gen Hause:
Hier geht die Jugend aus und ein;
Man möchte fast, es ist begreiflich,

Selbst eine „höh're Tochter" sein!

(Erlöserkirche:)

Wir wandern zur Erlöserkirche,

Die an der Grenze Schwabings steht.

Lin schlichter Bau zeigt sich dem Blicke,
Den reiner Gotteshauch umweht,
 
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