Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

DOI Artikel:
Vom Büchermarkt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0098

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Pom Büchermarkt.

modernen Stils am meisten nachgegeben wird, da
büßt der Kreuzstich das Beste voit seinent Charakter
ein; und wo die Kreuzstichtechnik zum maßgebenden
Zähler geworden ist, da ist von dem sog. „Modernen"
wenig übrig geblieben. Einzelnes kann gleichwohl
als „modern" und doch der Technik entsprechend
angesehen werden; aber die meisten Muster sind
sprechende Beweise dafür, daß, je einfacher eine
Technik ist, um so stärker der Einstuß sein nruß, den
sie auf die Gestaltung des Musters hat, wenn letzteres
gut, sinngemäß werden soll. G.

ie englische -Baukunst der Gegenwart. Beispiele
neuer englischer profanbauten. Mit Grundrissen,
Textabbildungen und erläuterndem Text von Hermann
Muthesius, kgl. Regierungsbaumeister, zugcteilt der
kaiserl. Botschaft in London. Tosmos, Berlag für
Kunst und Wissenschaft, Leipzig und Berlin sstOO.
I. Lieferung (27 Lichtdrucke und Bogen illustrierter
Text); Preis der Einzellieferung in Mappe 50 Akk.,
bei Abnahme aller 4. Lieferungen je 25 Mk.

Die seit Anfang der achziger Jahre bestehende
Einrichtung, einigen der bedeutenderen deutschen Ver-
tretungen im Ausland Männer der Technik beizu-
geben, deren Ausgabe es ist, über die im Ausland
wahrzunehmenden Vorgänge auf technischein Gebiete
zu berichten, bewährt sich von Jahr zu Jahr mehr;
die deutsche Architektenschaft ist dadurch weit mehr
als es sonst der Fall hätte sein können, über die
Fortschritte und Anschauungen in Amerika und Eng-
land unterrichtet worden. Namentlich in London
entfaltet der betreffende Beamte eine Rührigkeit, die
den Dank aller Fachgenossen herausfordert, p. Muthe-

\58 u. \3y. Schmuckfachen; Entwürfe von Albin Müller,
Dresden.

stus, der auch unfern Lesern kein Neuling ist, der
schon in zahlreichen Zeitschrift-Artikeln die Vorgänge
auf architektonischein und kunstgewerblichem Gebiete
in England nach allen Seiten geschildert hat, der
durch mehrere Einzelpublikationen hervorgetreten ist,
hat es nun unternommen, in einem groß angelegten
Werke die neuere englische Baukunst vorzuführen.

Bilden die oft unter sehr schwierigen Verhält-
nissen gemachten Naturaufnahmen nach den Bau-
werken auch den Pauptteil des Werkes, so darf man
doch in einer Besprechung des Ganzen nicht an der
Textbegleitung vorübergehen; denn gerade mit Bezug
auf die Vorgänge auf deutschem Boden innerhalb
der letzten zehn Jahre ist es von ungewöhnlichem
Interesse, den Werdegang der englischen Architektur
zu verfolgen, zumal der der Kleinkunst damit
parallel geht.

In England dauerte die Gotik bis ins \7. Jahr-
hundert; auch im f8. Jahrhundert entstanden noch
gotische Kirchen und in manchen Gegenden ist die
alte Gotik überhaupt nicht ausgestorben gewesen.

Das Auftauchen der Neugotik erfolgte praktisch
in den 20 er Jahren des t9- Jahrhunderts, im Ge-
folge von Walter Scotts Romanen. Der Vater
dieser Neugotik war Aug. W. pugin; ihr bedeu-
tendster profanbau ist das von Th. Barry in den
Jahren f8^0—50 errichtete Parlamentshaus, durch
welchen die Neugothik gewissermaßen „amtlich be-
glaubigt" wurde. Nach Pugins Tod war G. Gilbert
Scott der Pauptvertreter der Neugotik; sie begann
aber schon unter seiner Behandlung zu kränkeln, da
er fremde, nichtenglische Elemente aufnahm —■, und
mit Streets Gerichtsgebäude P868—73) gab sie
ihre letzte Lebensäußerung. Auch in der bürgerlichen
Baukunst hatte diese Neugonk Eingang gefunden,

86
 
Annotationen