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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Habich, Georg: Wilhelm Volz, geb. am 8. Dezember 1855 - gest. am 7. Juli 1901
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0106

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Wilhelm volz.

(5(. Studie von 1' wilh. volz.

seele. Ghne die Grenzen sentimentalischer Ver-
schwommenheit auch nur zu streifen, ist feine Kunst
leise lyrisch gefärbt, und ein ausgesprochen musika-
lischer Zug geht durch sein Schaffen. Dramatische
Bewegung, tragisches Pathos oder wilder Humor
lag außerhalb der Sphäre seines mehr kontemplativen
als aktiven Temperaments. Doch entbehrt seine
Kunst bewegter Motive nicht. In der Freude wie
im Schmerz liebte er es jedoch, Ausdruck und Geste
zu dämpfen, und auch der Spott, der gern in seinen
Werken kichert, ist mild und leise, die feine Natur
ihres Schöpfers verratend. Fern lag es ihm, mit
Witz zu brilliereil, aber er hatte das stille Lächeln
in deil Bart: deil guten Humor eines Mannes, der
dem Getriebe der Welt belustigt Zusehen darf, ohne
den Drang zu spüren, sich dareinzumischen.

Werfen wir einen Blick auf dieses allzufrüh
vollendete Leben, wie es sich zu solcher Reife und
Schönheit gestaltete. Wir folgen dabei der Dar-
stellung, die ein vertrauter Freund von der Entwicke-
lung des Dahingeschiedenen nach genauer Kenntnis
seines Lebensganges entworfen hat.

Bolz ist am 8. Dezember J(855 zu Karlsruhe
als Sohn eines Arztes geboren. Tr stammt aus einer
Familie, in der die Kunst nicht fremd und künst-
lerische Veranlagung nicht vereinzelt war. Der Bild-
hauer Hermann Volz, Professor an der Karlsruher-

Akademie, ist fein Vetter. Langwierige Leiden, die
er als Knabe durchzumachen hatte und die ihn lange
Jahre hindurch an freier Bewegung hinderten,
scheinen nicht ohne Einfluß auf Volz' geistige Ent-
wickelung gewesen zu sein. Dabei blieb er immer
ein guter Kanierad und „gerne, so schreibt unser
Gewährsmann, der ihn von Jugend auf kannte,
mäßigten die Freunde ihre Sprünge, um den ,lahmen
Wilhelm', wie er sich ironisch selbst benannte, als
lustigsten Gesellen in der Mitte zu behalten". Gb
wohl innner guten Mutes, blieb er indes sein Leben
lang Ausgelassenheiten jeder Art abgeneigt. Lin
körperlicher Schaden, der ihn: das Gehen erschwerte,
war ihni von jener Erkrankung geblieben, und
sein Wesen war selbst in Stunden heiterer Geselligkeit
noch in späteren Jahren immer still und gelassen.
Als Neunzehnjähriger verließ Volz das Gymnasium
und bezog die Karlsruher Kunstschule, wo er Mit-
schüler von Ludwig v. Hosmann und Max Klinger
wurde. Die Drei erkannten sich und sind zeitlebens

*52. Singender Lngel von f wilh. volz; auf Stein gemalt.
(Mit Genehmigung der „Jugend", in deren Besitz das Griginal
gelangt ist.)

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