Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

DOI Artikel:
Des Kunsthandwerks junge Mannschaft, [8] : Jacob Weinheimer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0149

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jakob Weinheimer.

2(6. Landschaftssries von I. wein heim er, München.

bestimmtes Vorbild anlehnender Künstler Zakob
Weinheimer. Er teilt mit der Mehrzahl unserer
Jungen die Vorliebe für das Flachornament, ohne
dabei Einseitigkeiten und Bevorzugung bestimmter
Gebiete zu frönen. Durch die Proben seines Könnens,
die wir in diesem kieste geben, sind keineswegs die
Grenzen seines Schaffens gegeben. Was beinahe
sämtlichen Arbeiten Weinheimers nachgerühmt werden
kann, ist das klare Verständnis für Material und
Technik. Es dürfte kaum ein Gebiet geben, für
das der junge Künstler nicht Entwürfe gefertigt und
in dem er nicht in den einschlägigen Werkstätten sich
zuerst die technische Erfahrung als die einzig richtige

OSCOtWflüfc Kütsst

U !<Q(SST%lw6RBfc K

2(7. Zeitschrift-Umschlag; Entwurf von I. weinheimer,
München.

Basis für ein ersprießliches, fach- und zweckgemäßes
Schaffen angeeignet hätte. Ain reichsten freilich dürste
sich bei ihm die Zahl derjenigen Arbeiten gestalten,
die weniger die Kenntnis technischer Manipulationen
voraussetzen, ich meine die Zeichnungen für den Zier-
druck und die Buchausstattung, denn Strich- und
Netzätzung genügen ja doch für die meisten Zeich-
nungsarten. Das Reich der Flora dient zumeist
als Vorbild für Weinheimers Buchvignetten, Am-
rahmungen und Zierleisten, jedoch so, daß das
Ornament nicht ausschließlich aus Blumen und
Blättern sich bildet, sondern reizvolles Linienspiel
ihnen zum Anfangs- oder Endpunkt dient. Solche
Linienführungen, die ja gewiß nicht den Arbeiten
Weinheimers allein eignen, wirken nicht selten er-
müdend und langweilig, wenn namentlich die gleichen
Züge und Aberschneidungen sich unendlich wieder-
holen — sind ja manche direkt Eharakteristika
Moderner geworden, man denke an die Thristiansen-
oder van der Velde Linie —, treten sie aber, wie hier,
in glücklichem Wecbsel und in immer eigenartiger
Verbindung mit anderen Motiven auf, so freut man
sich des lustigen Spiels der Schwingungen.

Treuer, aber nicht sklavisch, schließt sich Wein-
heimer in seinen Tapeten- und Textilmustern an die
Natur an. Ein guter Teil des Reizes, die farbige
Wirkung, ging leider bei dev Reproduktion der vor-
liegenden Beispiele verloren.

Weinheimers Art hat etwas Breites, ohne des-
halb derb und roh zu wirken. Das erweist sich als
besonders glücklich in seinen Landschaftsfriesen, die
der Zdee des dekorativ Wirksamen immer entsprechend
Rücksicht tragen; dabei vermeidet er aber, seine land-
schaftlichen Motive zu strenge zu stilisieren, es fei denn
direkt geboten wie bei Verglasungen oder Wand-
teppichen. Nur in einigen Serien Ansichtskarten
vom Rhein und von Salzburg — denn als Mo-
derner ergriff ihn auch, um mit Lehrs zu sprechen,
das Ansichtskartenfieber — gibt er uns streng stili-
sierte Veduten. Was diese uns namentlich anziehend
erscheinen lassen, ist die klare Behandlung des Details,
namentlich bei Architekturen, ohne daß darunter

(22
 
Annotationen