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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Die Weihnachtskonkurrenz der Kgl. Akademie der bildenden Künste in München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0180

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Die Weihnachtskonkurrenz der Ugl. Akademie der bildenden Künste in München.

die im kompositioneilen Schwung — in der ver-
führenden Tollheit der Nittelgruppe, in der be-
gehrenden Sehnsucht des linken, in dem sehrenden
Abschied des rechten Paares — und in dein Fluten
der Farben wie eine symphonia appassionata wirkt.
Weisgerber am nächsten, d. h. in Bezug auf Eigen-
art, steht Remigius Geylings duftige Ritter-Episode
mit ihrem dem zarten Sujet sehr glücklich angepaßten
Silberkolorit. Auch Reiter strebt in seinem Tanz
seine eigenen Wege zu gehen. Belobungen erhielten
Friedr. AttenHuber, Georg purst, Waldemar
Rolmsperger, Ernst Rropp, Aug. Lüdecke,
pans purrmann, Albert Weisgerber, Theodor
Winter und Paul j)ungHanns. Sie boten durch-
wegs erfreuliche Arbeiten.

p. Iunghanns (Strandzieher) und p. Purr-
mann (St. pubertus) verloren etwas die endgültigen
Größenverhältnisse aus den Augen, die Tiere wären
entschieden zu groß ausgefallen. Sehr ansprechend
wirkte W. Rolmspergers Entwurf, der sich mit
seiner großzügigen Architektur einem Monumental
raum trefflich einstigen könnte; dem jungen Rünstler
haben es offenbar die Venetianer, ein Paolo Veronese,

ein G. B. Tiepolo angethan. 3rre ich nicht, so hat
dieser Entwurf allein die gegebene Thüröffnung
berücksichtigt, d. h. dieselbe nicht unvermittelt in die
Bildfläche einschneiden lassen, sondern dieselbe in die
Romposition bezogen.

Das Thema für die Bildhauer, eine hl. Barbara,
wurde eingeschränkt durch die nähere Bezeichnung,
die Schutzpatronin der Artillerie; dadurch war eigent
lich das Attribut der Ranone oder wenigstens des
Turmes zur Bedingung gegeben. Viele begnügten
sich mit den üblicheren Attributen der Märtyrerin,
dem Schwerte und dem Reiche oder mit der Palme;
einige abstrahierten auch von diesen. So brachte
Jos. W ackerte auf einem hohen Sockel ein sehr
fein empfundenes Figürchen einer Jungfrau, die eine
Öllampe trägt, zwar eine christliche Märtyrerin, aber
keine Schutzpatronin der Feuerwerker. Am glücklichsten
ward Jos. Faßnacht der Aufgabe gerecht. Die
peilige kniet, die pand mit der Palme auf den Turin
stützend, auf einem Schanzkorb, über den die Mün-
dung eines Geschützrohres schaut; die Bewegung ist
einfach, zwanglos, voll Wärme und Empfindung, die
religiöse Bestimmung der Figur ist — und daran

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