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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0192

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Dom Büchermarkt.

ich hier keineswegs an deit geistigen Gehalt, der ja
häufig der Antike entnommen ist, allein denke, son-
dern vielmehr an die außerordentliche Einfachheit
und Klarheit der Formen, die auf alles Kleinliche
und Nebensächliche verzichten. Dadurch atmen alle
Kompositionen Dasios eine gewisse Ruhe uitd Würde,
und selbst die im Raum so bescheidenen Exlibris
haben oft einen bildmäßig großen Zug, eine Art
Monumentalität im kleinen. Was aber gerade der
Buchkunst Dasios ihren besonderen Reiz verleiht, ist
die Berücksichtigung der verschiedenen Reproduktions-
techniken oder, besser gesagt, das fein empfindende
Anpassen an dieselben und das deutliche Betonen
jeder derselben. Man vergleiche nur die beiden
Beiten \73 und \75] auf der einen die für Strich-
ätzung bestimmten Federzeichnungen, die mit den
kräftigen Gegrnsätzen von Schwarz und Weiß, wie
es das Gliche fordert, rechnen, und in erster Linie das
Formelle betonen; auf der andern Reproduktionen
nach Originalradierungen, die die Gefügigkeit des
Kupfers für die mannigfaltigsten stofflichen Effekte in
ebenso zweckmäßiger als reizvoller malerischer Weife
ausgenutzt zeigen. Bei diesen Blättchen erscheint aber
auch ein bsaupterfordernis für ein Exlibris stets er-
füllt, sie tragen sämtlich eine klare deutliche Schrift;
das ist bei einem Bucheignerzeichen die Hauptsache,
und trotzdem wird so unzählbar oft gerade in dem
vorliegenden Falle gesündigt. Fassen wir alle die
hier nur flüchtig gestreiften Vorzüge der Griffelkunst
Maximilian Dasios für das Gebiet der Exlibris zu-
sammen, so ergibt sich daraus von selbst seine Ein-
reihung unter die Besten der Exlibriskünstler; man
freut sich stets seiner Neuschöpfungen, denn niemals
sehen wir den Künstler mit einem einmal Erreichten
sich begnügen, niemals vermissen wir den Ernst des
Schaffens und das bewußte Streben sich selbst zu
geben auch bei kleinen Arbeiten, stets sehen wir einen
weiteren Schritt vorwärts gethan, so daß man sich
niemals in der Hoffnung, noch Schöneres von seiner
lsand zu erwarten, getäuscht sieht. bl.

(Vom (KüchermarßL.

margareche Lehmann - Filhss, Aber Brettchen-
weberei. Mit 82 Abbildungen. Groß Lex. 8°.

4. Bogen, elegant gebunden 8 M. Verlag von
Dietr. Reimer (Ernst Vohsen), Berlin, sstOs.

Die Webetechnik hat erst in den letzten Zähren,
befördert durch die Scherrebeker Kunstwebeschule,
wieder angefangen, sich im krause einzubürgern und
sich so den zahlreichen andern von unseren Frauen
geübten Fädentechniken anzureihen; und nun macht
uns in diesem Buch die Verfasserin mit einer eigen- I

artigen Webetechnik genauer bekannt, die bis vor
wenigen Zähren vollständig vergessen war, obwohl
sie sich eines sehr hohen Alters rühmen kann und
obwohl sie noch heute in Zsland, Skandinavien,
Rußland, Zndien, China zu bjause ist. Bei der
Abfassung eines Aufsatzes „Kulturgeschichtliches aus
Zsland" begegnete die Verfasserin in dem Quellen-
material einem Ausdruck, unter dessen wörtlicher
Übersetzung — „mit Brettchen gewebt" — sie sich
nichts Richtiges vorzustellen vermochte, bis sie, der
Sache nachspürend, die Entdeckung machte, daß hier
eine, wahrscheinlich schon in prähistorischer Zeit
geübte, Technik gemeint sei, von der sich nicht nur
Proben fertiger Bänder, sondern auch die Werkzeuge
— kleine Brettchen — in Museen vorsanden. Mit
, zäher Ausdauer suchte sie das Wesen dieser Technik
zu ergründen; mit welchem Erfolg, das zeigt ihr
Buch. Das Wesen dieser Brettchenweberei besteht
darin, daß die Kettenfäden durch Löcher, die an den
Ecken von (gewöhnlich) vierseitigen kleinen Brettchen
liegen, hindurchgezogen werden, — daß diese Brett
chen in ihrer Gesamtheit die Stelle der Litzen beim
gewöhnlichen Webstuhl vertreten, sie somit das vom
Schiffchen zu durchstreichende Fach bilden, - - daß
das wechselweise Heben und Senken der Kettenfäden
durch Drehen der Brettchen erfolgt, — und daß
schließlich gleichzeitig durch die Drehung der Brettchen
die Kettenfäden jedes einzelnen Brettchens schnurartig
umeinander gewickelt werden; „indem man nach jeder
Vierteldrehung der Brettchen den Schlußsaden durch
das Fach zieht, vereinigt man die Schnüre zum
Bande". Die fertigen Bänder haben danach mehr
oder weniger das Aussehen, als ob sie aus neben
einander gelegten und miteinander vernähter Schnüre
beständen. — Das Buch verfolgt in ausführlicher
Weise das Auftreten der Brettchenweberei durch die
germanischen Länder, Rußland, Asien und weist das
Vorkommen auch an peruanischen Altertümern nach.
Darauf schildert es an der Hand klarer, instruktiver
Zeichnungen das ganze Verfahren. Es ist wahr-
haft staunenswert, welche Mannigfaltigkeit in der
Musterung die ungemein einfache Webevorrichtung
bietet; die zahlreichen in Abbildungen vorgeführten
Beispiele geben davon ein ganz überraschendes Bild.
Das ganze Buch ist so gründlich und anschaulich
gehalten, daß man bei einiger Handfertigkeit und bei
Aufwand verhältnismäßig geringer Mittel im stände
ist, sich die Technik bald anzueignen; die Verfasserin
führt selbstgewebte Musterbänder vor, die in der
Thal eine wesentliche Bereicherung unserer häuslichen
Kunst bedeuten. (Die Verlagsbuchhandlung hat uns
freundlicherweise gestattet, einige Bilder aus dem inter
effanten Werke abzudrucken; s. Abb. 305—3sj.) 8.

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