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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Chronik des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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Ehronik des Bayer. Kunstgewerbevereins.

208. Schema eines indischen Schnürbandes (Brettchenweberei; ans dem Buche von
!N. Lehmann-Filhes, s. S. [n).

Kunst in Aussicht genommen ist, gab in der Einleitung einen
kurzen Überblick über die unterscheidenden Merkmale der ver-
schiedenen Arten des Bilddruckes, um sich dann den Tiefdruck-
verfahren zuzuwenden, indem er dieselben geschichtlich und
technisch in ungemein verständlicher Meise darlegte. Zu Tief-
druckplatten ist jedes homogene Material geeignet; die ver>
tiefungen, welche zur Aufnahme der Druckfarbe dienen und
daher die Zeichnung bilden, werden entweder auf mechanischem
oder chemischem Weg oder durch eine Vereinigung beider Ver-
fahren hergestellt. Beim mechanischen Verfahren, dem Gravieren
oder Stechen, werden die Linien scharf und klar, beim chemischen
(durch die Behandlung mit Säure) weicher. Redner besprach
in Kürze die verschiedenen Abarten der Radierung, — schilderte
jene Verfahren, die auf Einschneiden von Linien und Ein-
stechen von Punkten beruhen (Trockenstiftzcichnung und Stich)
samt deren Abarten (z. B. Nadelzeichnung und Stich auf
Eelluloid- und Gelatineplatten) — und erklärte jene Techniken,
bei welchen als Zeichnungs- und Tonerzeugungselement aus-
schließlich der Punkt (das Korn) dient (punktstich, Schabkunst,
Roulettenzeichnung, Aquatinta). Als weitere, wenig bekannte
Technik kam das Aussprengverfahren oder Reservage an die
Reihe, bei welchem durch einfache Federzeichnung mit einer
gewissen Zeichenfarbe das Bild auf der blanken Platte gezeichnet
und nach Ubergrundieren der bezeichneten Platte einem wasch-
xrozeß unterworfen wird, der die Ubergrundierung nicht an-
greift, aber die gezeichneten Striche anflöst, so daß sie blank,
zum Atzen fertig zu Tage treten.

Mit besonderer Betonung der Wichtigkeit erklärte w.
Ziegler sodann alle jene Verfahren, welche ans Durchzeichnen,
Durchdrücken oder Pausen aufgebaut sind. Zu diesen rechnet
das vernis-mou, das Durchdrückverfahren mit aufgesiebten Salzen,
das Stoffdurchdruckverfahren und die durchgedrllckte und geätzte
Gelatinepause sowie der Naturselbstdruck auf weichem Grund.
Auch die Malverfahreu, wie Monotypie, Galvanographie und
das Tönemaleu mit Atz- und Schwefelpastcn fanden Erwähnung,
ebenso endlich die photomechanischen Techniken, wie z. B. die
Lichtpausradierung, das Asphaltverfahren, die Heliogravüre und
die Strichheliogravüre. Sodann wurde der Vorgang beiin
Drucken erklärt mit Bezugnahme auf die dabei Verwendung
findenden Materialien.

Besonders anziehend gestaltete sich der Vortrag durch die
Ausstellung von technischen Proben, welche in äußerst instruk-
tiver weise Einblick in das Wesen des Tiefdruckes boten. Nebst-
bei zeugten einige größere fertige Blätter von der bekannten
Meisterschaft des Vortragenden als Graphiker.

Im zweiten Teile des Vortrages wurde uns ein neues,
vom Vortragenden erfundenes und in verschiedenen Staaten
patentamtlich geschütztes Verfahren zur Perstellung von Farben-

teilplatten für den Mehrfarbendruck deutlich gemacht; wir
bringen hierüber einen Auszug aus einem von w. Ziegler
selbst verfaßten Artikel (Beilage der „Allgem. Ztg." Nr. 297,
(9oO zum Abdruck:

„Mehrfarbendrucke werden bekanntlich dadurch erzielt, daß
man auf einem Stück Papier nacheinander und übereinander
Druckplatten zum Abdruck bringt, von welchen jede einzeln für
eine bestimmte Farbe gearbeitet ist.

Die großen Schwierigkeiten und Umstände, welche nament-
lich mit dem richtigen Ausscheiden der verschiedenen Farben
verbunden sind, führten Ziegler auf die Erfindung eines neuen
— jetzt patentamtlich geschützten — Verfahrens, bei welchem
alle jene Unbequemlichkeiten in Wegfall kommen.

Angenommen, der Künstler will die Farbenteilplatten für
einen Kombinationsdruck in Tiefdrucktechnik Herstellen, und zwar
mit vier Farben, Rot, Gelb, Blau, Schwarz. Er nimmt vier
wohlgeschliffene, gleich große Kupfer- oder Zinkplatten, überzieht
sie dünn mit weichem Atzgrund, sogenanntem Durchdrückgrund,
dann wählt er sich seine Farbenstifte, und zwar für den ge-
gebenen Fall: schwarze Kreide, Rötel, Blaustift und gelben
Dlkreidestift. Ein dünnes, aber festes Papier wird in Größe
der Platten zugeschnitten und mit Graphit eine leichte Pause
des zu zeichnenden Bildes darauf hergestellt.

Nun legt der Künstler das Papier auf die erste grundierte
Platte, befestigt es unverrückbar durch Wachsstückchen an den
Ecken und vermerkt sich zwei Punkte als paffen, dann beginnt
er mit der schwarzen Kreide zu zeichnen.

Der geringe Druck, welcher ausgeübt werden muß, um
den Zeichenstift zum Absärben zu bringen, genügt, um das
dünne Blatt Papier dort, wo der Strich geführt wurde, an den
weichen Atzgrund anzudrücken und hält das Papier den Grund
fest, wird nach Fertigstellung der schwarzen Zeichnung das
Papier von der Druckplatte abgehoben, so erscheint die ganze
gemachte Zeichnung als matte Pause auf der grundierten Platte.

Dasselbe Blatt Papier mit der schwarzen Zeichnung wird
nun auf die zweite grundierte Druckplatte gelegt, befestigt und

20I. Schnürband ans Grabfunden in Akhmin (Brettchenweberei;
aus dein Buche von Kt. Lehmann-Filhes, f. S. (7^).
 
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