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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Das Karl Müllersche Volksbad in München; erbaut von Karl Hocheder
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Das Karl Müllerfche volksbad in München.

3(7. Müllersches Volksbad, München. Architekt Karl ffocheder.

Portalpfeiler von Jos. F l o ß m a n n.

Bürger — Ingenieur Karl Müller • mit großer
Freigebigkeit ein namhaftes Kapital zu diesem Zweck
zur Verfügung gestellt hätte.

Die Lage des Bades, auf einem schmalen Streifen
ebenen Landes zwischen der reißenden Isar und dem
steil aufsteigenden Pochufer, in unmittelbarer Nähe
einer Brücke, von der aus der umfangreiche Bau
in seiner ganzen Größe übersehen werden kann
(f. Abb. 3 \ 6), gaben dem Architekten willkommene
Gelegenheit, seine Anschauungen in Bezug auf die
schon an die Gruppierung der Baumassen und an
deren Einordnung in das Landschaftsbild zu stellenden
Forderungen zur vollen Geltung zu bringen. Es ist
noch nicht allzulange her, feit man eingesehen hat,
daß auch ein Bauwerk nicht ein Ding an sich ist,
sondern daß es mit seiner Umgebung in Einklang

zu bringen ist; für irgend ein Werk der Kleinkunst
kann inan sich leicht im krause denjenigen Platz aus-
sucheti, wo es an: vorteilhaftesten hinpaßt — ein
Werk der Baukunst, das auf einem bestimmten Platz
erstehen soll, muß in seiner Gestaltung sich nach der
Umgebung richten. Man muß dabei immer die Er-
scheinung des ganzen Baukomplexes, die Gesamt-Bild-
wirkung in Betracht ziehen; pocheder selbst hat sich
unlängst in einem von ihm im Münchener Architekten-
verein gehaltenen Vortragx) deutlich in diesem Sinne
ausgesprochen. Mitbestimmend bei den, Bildeindruck
ist alles, „was gleichzeitig mitgesehen werden kann, der
Boden, das Grün, der Pimmel rc., und die günstige
Wirkung hängt ganz von der gegenseitigen Lage all
dieser Dinge und von ihrem Farbenspiel ab". Es ist
notwendig, mit allem Nachdruck auf diese, das Stadt-
bild so stark beeinflussende Umstände hinzuweisen;
denn man begnügt sich bei der Einreihung öffent-
licher Bauwerke in den meisten Fällen damit, „irgend
ein Bauquartier zu diesem Zweck zu reservieren,
ohne sich dabei viel Sorge darüber zu machen, in
welcher Weise ein Zusammenhang mit der nächsten
Umgebung, ein ansprechendes Stadtbild entstehen
könne; man ist vielmehr häufig in dem Irrtum be-
fangen, daß man dieses allein durch einen ent
sprechenden Aufwand an dein zukünftigen Gebäude
erreichen oder ersetzen könne, statt einzusehen, daß
eine verfehlte Baukörperkonstellation durch einen
schönen Aufputz oder der gekrümmte Rücken durch
ein noch so kostbares Kleid sich nicht verbergen läßt".

pocheder fand auf dem Bauplatz eine parallel
mit der Isar verlaufende Allee prächtiger Kastanien
vor, und dieser anscheinend sehr nebensächliche Uin-
stand ward bestimmend für die Gruppierung des
ganzen Baues; denn die Allee, von der so viel als
möglich erhalten bleiben sollte, bildete den natür-
lichen Zugang zum Paupteingang, und ihre Achse
mußte sich naturgemäß in den Bau hinein sortsetzen.
Der Grundriß (S. \90) läßt darüber keinen Zweifel,
paben wir es nun in dieser Besprechung auch vor-
nehmlich mit der äußeren Erscheinung, insbesondere
mit der dekorativen Ausstattung des Baues zu thun,
so wäre es doch durchaus falsch, die Grundrißanlage
außer acht zu lassen. Denn eben aus ihr heraus
entwickelt sich mit fast zwingender Folgerichtigkeit die
malerische Gruppierung der ganzen Baumasse. Es
ist notwendig, das zu betonen, weil so vielfach die
malerische Erscheinung eines Bauwerkes lediglich als
Erzeugnis freier Phantasie angesehen wird und weil
in der Gegenwart - namentlich aus dem Gebiete

tz „Über konvexe und konkave Formen der Baukunst",
abgedruckt in der „2üdd. Bauztg.", Nr. 5 ff.

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