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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Buchner, Georg: Über das Färben von Metallen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0229

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Uber das Färben von Metallen.

bekannte grüne Patina, welche auf kupfernen und
bronzenen Gegenständen durch die Ginwirkung des
Sauerstoffes, der Feuchtigkeit und der Kohlensäure
entsteht. Diese PatinaJ) ist ein Muster aller Metall-
färbung; denn sie ist ein dichter, schöner, fest-
haftender, beständiger, schützender Überzug, welcher
den Metallcharakter des Gcgenstaildes vollkommen
wahrt. Damit haben wir auch die Auforderungen,
welche wir air die künstliche chemische Metall-
särbung stellen müssen, ausgesprochen; an die
Metallfärbung, welche mit Pilse von chemischen
Agentien in kurzer Zeit Veränderungen hervorbringt,
wie sie die Natur ili längerer Zeit vollzieht, und
welche auch Färbungen zu erzeugen versteht, die die
Natur mit ihren einfachen Rütteln liicht zu fertigen
im stände ist.

Die Metallsärbung, welche, wie wir sehen, teils
schützend, teils verschönerild wirkt, teils aus künst-
lerischen Intentionen ausgeführt wird, ist eine Kunst
der neueren Zeit; es ist mir wenigstens nicht bekannt
geworden, daß die Alten kunstgewerbliche Gegen-
stände aus Metall auf chemischem Wege gefärbt
hätten. Wir finden da lauter blanke Gegenstände
aus Metall, die sich im Laufe der Zeiten dann
mit Gxyden und mit Patina bedeckten. Eine der
ersten Metallfärbungen war wohl das Schwarz-
färben von Eisenteilen aller Art und dann das
Brünieren der Gewehrläufe, um dieselben vor An-
rostung zu schützen. Die antike grüne Patina wurde
höchstens durch Bemalung imitiert.

Die chemische Metallfärbung ist kein Farben-
überzug, kein Aufträgen einer schon fertigen Farbe
auf die Metalle, kein direktes Färben, wie es der
Prozeß des Färbens der Gespinste und Gewebe ist,
sondern die chemische, also die Metallfärbung in:
eigentlichen Sinne des Wortes ist ein chemischer
Prozeß, wobei die oberflächlich liegenden Metall-
teilchen eines Gegenstandes durch geeignete Mittel
in gefärbte Verbindungen übergeführt oder mit
anders gefärbten Metallen überdeckt werden. Wir
können aber nur die Farben direkt auf einem
Metalle erzeugen, welche eben das Metall zu bilden
im stände ist, und von diesen nur wieder diejenigen,
die sich leicht und in geeigneter Meise auf der
Metalloberfläche bilden lassen. Wir können z. B.
Eisen direkt nicht grün färben, Zink nicht blau
u. s. w., weil diese Metalle überhaupt keine derartig
gefärbten Verbindungen haben und bilden. Bei
diesen Metallen ist die Zahl der möglichen Farben
eine sehr geringe; das sind die Grenzen der Metall-
färbung; dagegen ist die Farbenskala, welche das

i) Lin sehr dichtes, basisch kohlensaures Rupferoxyd.

Kupfer und damit auch seine Legierungen bilden
können, eine überaus reiche und vielgestaltige. Bei der
Wahl der Färbung ist man also in gewisse Grenzen
verwiesen, auch müssen die Färbungen der Farben-
familie des Metalles entsprechen. Eisen, welches
keine grünen Gxyde bilden kann, grün patiniert
zu wünschen, wäre also ein unbilliges Verlangen.

Die Bedingungen, unter welchen auf den ver-
schiedenen Metallen sich gefärbte Verbindutigen fest
hastend bilden, sind meist aus dem Wege der Er-
fahrung, der Empirie, ermittelt worden; auch sind
in derr wenigsten Fällen die sich bildenden Ver-
bindungen genau bekannt. Es ist eben sehr schwierig,
diese hauchdünnen, ihrer Menge nach kaum wäg-
baren farbigen Verbindungen zu untersuchen, zu
analysieren. Derselben Schwierigkeit begegnen wir,
wenn wir an einem hübsch gefärbten Gegenstand
ermitteln sollen, auf welche Weise derselbe gefärbt
wurde. Erstens ist es schon sehr schwierig, so viel
farbigen Überzug abzuschaben, um die Natur der
farbigen Verbinduitg seststellen zu können. Und
dann ist es zweitens noch schwieriger, von der auch
ermittelten Zusammensetzung der oberflächlichen
Färbung auf die Art des Färbebades zu schließen.
Ich erwähne noch, daß man in den Fällen, in denen
ein Metall keine entsprechend gefärbten Verbindungen
besitzt, sich also chemisch eigentlich nicht färben läßt,
sich dadurch Hilst, daß man ein anderes Metall oder
eine Legierung darauf niederschlägt oder durch An-
sieden in einer Flüssigkeit eine der Natur des Metalles
ferne stehende, in der Flüssigkeit sich bildende farbige
Verbindung in Form eines festhaftenden Nieder-
schlages auf der Metalloberfläche erzeugt. Letztere
Art der Metallsärbung bildet eigentlich schon einen
Übergang zur mechanischen Metallsärbung.

Das Zink, das Zinn, das Aluminium, das Eisen
bilden, abgesehen von den Anlauffarben, den hauch-
dünnen, sich beim Erhitzen bildenden, in verschiedenen
Farben zu erhaltenden Gxydhäutchen keine farbigen
Verbindungen, die sich leicht auf der Metalloberfläche
erzeugen lassen. Diese Metalle werden daher behufs
der Färbung mit dünnen Schichten anderer Metalle,
fei es galvanisch, durch Kontakt oder Ansiede-
verfahren überzogen, woraus dann diese Überzüge,
meist Kupfer oder Messing, entsprechend gefärbt
werden. Beim Zinkguß spielt z. B. die Metall-
färbung eine sehr wesentliche Rolle, da niemand
wohl den rohen Zinkguß kaufen würde, wenn nicht
durch die hübsche Färbung ein anderes Metall vor-
getäuscht würde.

Die Bildung geeigneter farbiger Verbindungen ist
sehr abhängig: s. von der Reinheit der verwendeten
Metalle, 2. von den absichtlichen Beimengungen,

2;o
 
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