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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Verputztechniken an Münchener Neubauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0234

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Verputztechnik an Münchener Neubauten.

35(. Villa Vr. Arendt bei Feldafing, Springbrunnen. Architekten Gebr. Rank, München.

Kunststein, mit allem Recht die Sprache des natür-
lichen Steins spricht.

An Beispielen für die dem Wandputz so wohl-
anstehende Auftragarbeit an: Äußeren der Fassaden
haben die letzten Zahre in immer steigender Zahl
genügend gebracht; wir brauchen nur an die in diesen
Blättern vorgeführten Bauten von pocheder, Dülfer,
Theod. Fischer, v. Thiersch zu erinnern. Bei einem
der fröhlichsten Werke in Auftragarbeit Fassade
des Wohnhauses Reinemann nach Entwurf von
Fr. v. Thiersch, ausgeführt von Ernst Pfeifer
(Abb. 5^6) — hat wohl der Geist Afams die Taufe
vollzogen; aber kein Mensch wird behaupten wollen,
daß die Sprache, die hier gesprochen wird, einen
Titatenschatz älterer Redewendungen vorstelle, die in
Ermangelung eigener Gedanken hätten herhalten
müssen.

Auch dem vor wenigen Zähren unter der künst-
lerischen Leitung W. Spannagels erfolgten Umbau
des „Lamplgartens" ist viel vom Geist der Alten
aufgeprägt worden, - - nicht im schlimmen Sinne,
als ob dabei Zwangsmaßregeln notwendig gewesen
wären. Der „Lamplgarten" war bis vor seinem
Umbau ein romantischer Rest Alt- Münchens, wo
Schuster, Gemüse- und Obstweiber, Aäsehändler,

Uleinkrämer aller Art um einen winkeligen, ver-
wahrlosten pof herum ihr Gewerbe trieben, wäh-
rend der Pos selbst zur möglichst engen Zusammen-
pferchung von allerlei Landfuhrwerk diente, deren
Pferde in den zugehörigen Stallungen Rast hielten,
während die Fuhrleute dem Gambrinus huldigten.
Dieser immer mehr fragwürdig gewordenen „Herr-
lichkeit" wurde durch den Verkauf des ganzen An-
wesens ein Ende bereitet; denn jetzt galt es, den
kostbaren Bauplatz rentabel zu machen. Da aber
der Lamplgarten zugleich eine viel begangene Ver-
bindung zweier Straßen bildete, so lag es nahe,
auch bei dem Ambau den Schwerpunkt der künst-
lerischen Gestaltung auf den großen pof zu legen,
der an Stelle des einstigen (sogenannten) Gartens
trat, und um ihn herum außer der Bierwirtschaft
eine Reihe von Läden mit Wohnräumen darüber
zu gruppieren, — die Fassaden nach den beiden engen
Straßen hingegen ganz schlicht zu lassen. Die post-
fassaden haben namentlich in den oberen Teilen
bemerkenswerten plastischen Schmuck erhalten —
Auftragarbeiten von Bildhauer PH. Widmer, der
auch das Modell zu deni Portal gefertigt. Die be-
absichtigte Ausstattung einzelner Fassadenteile durch
farbigen Bilderschmuck mußte leider wegen Versiegung
 
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