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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Kunstgewerbliche Meisterkurse: unter Leitung von Prof. Peter Behrens und Ausstellung der Arbeiten im Bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0238

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Kunstgewerbliche Meisterkurse.

357. Villa Stroblberger, Wohnzimmer; Architekten Gebr. Rank, München.

Der erste Meisterkurs fand nämlich von Mitte
Oktober bis Mitte November \90 \ statt. Er war be
sucht von \2 Herren und ^ Damen. 3fym folgte ein
zweiter Meisterkurs von Mitte Januar bis Mitte
Februar (902. Dieser war besucht von Herren
und 2 Damen. Von den Herren hatten \ ( schon
den ersten Kurs besucht: so daß ein Neuzugang von
(3 Herren und 2 Damen stattfand. Leiter beider
Kurse war Professor Behrens aus Darmstadt. Der
Unterricht fand täglich, mit Ausnahme der Sonntage,
von 8 bis \2 Uhr und von 2 bis 6 Uhr statt und
zwar in vier Zimmern im Erdgeschosse der Ge-
werbekammer. Ein weiteres anschließendes Zinnner
stand dem perrn Professor für sich selbst zur Ver-
fügung.

Als Princip für die Kurse wurde festgehalten,
daß es sich um eine Art Atelierunterricht handle,
um Übungen im freien, selbständigen Komponieren,
und nicht um einen Zeichenunterricht. Es war des-
halb Grundbedingung für die Aufnahme, daß jeder
Teilnehmer genügend künstlerisch und praktisch vor-
gebildet sei. Der Unterricht wurde dann in der
Meise gehandhabt, daß Professor Behrens entweder
selbst einem jeden Teilnehmer eine seiner Berufs-

thätigkeit entsprechende Aufgabe stellte oder ihm an-
heim gab, sich selbst eine solche zu stellen.

Irgendwelche Vorbilder, Vorlagen, Zeitschriften
oder Modelle kommen nicht in Anwendung, dagegen
suchte der Lehrer durch flüchtige Skizzen ain Rande
des Zeichenpapiers die Schüler nach und nach in
die Formenwelt einzuführen und fpeciell wirkte das
belehrende Mort. Mas nun auf Grund dieses
Unterrichtes in den beiden stattgehabten Meisterkursen
geleistet wurde, war in der Ausstellung zu sehen.

Es niuß da vor allein hervorgehoben werden,
daß das Gebotene durchweg die künstlerische Indivi-
dualität des Künstlers zeigte, und eine gewisse Uni-
formität bemerkbar war; als einen Fehler möchte
ich das aber angesichts des Erreichten nicht bezeichnen.
Zn den ersten Räumen, die man betrat, befanden
sich Zeichnungen (Entwürfe für Metallarbeiten aller
Art, als Leuchter, Platten, Vasen rc.). Dann folgte
eine Gruppe fertiger Metallarbeiten in Zinn, Kupfer,
und Messing, ein Paar große Blumenständer aus
schmiedeeisernen Gestellen: alles sauber gearbeitet und
den Formen, die Behrens typisch wiedergibt, völlig ent-
sprechend. Eine Anzahl Spiegelrahmen, sowie Lüster
waren im Modelle im nächsten Raume ausgestellt.

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