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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

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Schulze, Otto: Leonhard Hellmuth: einige Worte zu seinem Schaffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0295

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Leonhard Hellmuth.

446 u. qqr. Füllungen von

Totgesagte — auch die harten Thaler zählten dazu
ihre teilnahmsvollen freunde schon sehr häufig
recht lange überlebt haben. —

iTüir ist es hoch angenehm, daß diese Ausfüh-
rungen zu Hellmuths Schaffen nicht der Gtiade eines
jener wackeren Trompetenbläser und Totschweiger
anheim gegeben wurden, die in jedem mit Band-
wurmkoller behafteten „jungen" ein Gpfer für ihre
Abermenschen-Theorie gefunden zu haben glauben, —
Hellmuth hätte sich einen mächtigen Aurssturz ge-
fallen lassen müssen. Natürlich zu Unrecht, und
schließlich auch nur an einer Börse, an der eigentlich
sehr viel nur in — zweifelhaften Papieren gemacht wird.

Leonhard Hellmuth steht in besteni Alter, ich
möchte sagen auf der Höhe seines Schaffens, und,
wenn ihm sein Lebensstern günstiger leuchtet als der
Eckmanns, der soeben leuchtend verlosch, so möchte
ich jenem weissagen, daß er sich sehr wohl noch eine
ganze Reihe von fahren auf dieser Höhe zu halten
vermöchte; die Summe seines bisherigen Schaffens
giebt ihm volle Berechtigung dazu, wenn die physische
Araft nicht versagt.

Beide in parallele zu stellen wäre vermessen.
Eckmann ist ein Niedergang erspart geblieben, er
starb auf der Höhe seines Ruhmes, als Sieger, als
Erblasser ungeheurer Schätze. Was hat das Glück
es mit diesem Wanne gut gerneint, denn höher hätte
er nicht steigen können, auch wenn seine physischen
Aräfte nicht versagt hätten. Er hatte sich verhältnis-

I. Hellmuth, Ansbach.

mäßig zu früh ausgegeben — in diesem Jahrhundert
hat er überwältigende Dinge nicht ,nehr gezeitigt.
Wir haben noch mehrere Aünstler ähnlicher Art,
recht jungen Schlages, die bereits von ihrem Ruhin
zehren, über die man aber auch schon wieder mit
der Unruhe unserer Zeit hinwegsieht, um nach den
allerjüngsten Talenten auszuschauen. Auch unsere
Aunstpresse ist ja bekanntlich — leider — sensations-
lüstern geworden. — Ja, das rächt sich, zu frühreif
oder gewaltsam gereift, das ist nie von langer Dauer.
Es würde eine dankbare Aufgabe fein, mal zusammen
zustellen, wie viele der heute am meisten genannten
Aünstler moderner Richtung aus der Münchener
Aunstgewerbeschule hervorgegangen sind bezw. auch
im allgemeinen in München herangereift sind. Auf
Grund der Leistungen würde das ziemlich schwer sein,
denn über einen Leisten ist der Münchener Nachwuchs
nie geschlagen worden, jeder Schüler hat seine per
sönliche Eigenart wahren können. Ich betone das
hier ausdrücklich, weil das Gebahren etlicher Über-
menschen, die Ableger von München gern anderswo
durch ihre Preffegnade wuchern sehen inöchten, darauf
abzielt, Münchens Ruhiri als Aunststadt zu schmälern.

Das ist ein sehr müßiges Treiben, denn so lange
Thaten sprechen, kann man schweigen. Auch Leon-
hard Hellmuth hat bisher sehr wenig von sich reden
gemacht, obgleich er in den Areisen des Aunstge-
werbes und der Aunstindustrie seit etwa f5 Jahren
ein vielgenannter Zeichner ist, dessen Ruf von dem

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