Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

DOI Artikel:
Gmelin, Leopold: Die I. internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin 1902 , [2]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0363

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die I. internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst in Turin sZoL.

leider nicht näher eingehen können, eine deutliche
Vorstellung. Von gemusterten Geweben ist fast nichts
zu finden: ein paar sehr gute italienische Muster (von
A. Sezanne und Prof. Fantini) sowie einige
schöne englische Stoffe,— gute Damasttischdecke aus der
Oberlausitzer Mebschule (entworfen von £). Eckert,
Dresden) u. a.; dazu die Scherrebeker Teppiche
und ein hübscher von pand gewebter Wandbehang
von Ida und Tharlotte Brinckmann, Hamburg,
der ein sprechender Beweis dafür ist, wie der Zwang
einer bestimmten Technik von selbst aus alte Vor-
bilder — in diesem Falle auf gotische •— zurückführt.
Mehr Bedeutung beanspruchen die Anüpfteppiche,
besonders die aus polland, Österreich und
Deutschland. Mir inüssen es uns versagen, zumal
mangels geeigneter Abbildungen, auf die Textil-
arbeiten näher einzugehen; aber erwähnt werden
müssen wenigstens die in polland zu hoher Ent-
wickelung gelangten Batiks und andere aus Java
beeinflußte Dinge. Das sehr reichhaltige Gebiet der
Stickerei soll indessen einer späteren Sonder-
besprechung Vorbehalten bleiben.

573 u. 57^- Stufte; nach Entwürfen von IN. A, Nicolai,
Dresden, ausgeführt von K. A. Seifert, Mügeln,
derf'wirkl. Gr.) Muster geschützt.

Es wird sich wohl Gelegenheit bieten, auf die
Türmer Ausstellung zurückzukonimen und eine Nach-
lese zu halten. Das vorgeführte Material gibt
wenigstens bezeichnende Beispiele aus den wichtigsten
Gebieten.

Mag die bei keiner Ausstellung vermeidliche
Lückenhaftigkeit hier in inancher Beziehung besonders
schmerzlich empfunden worden sein: den einen —
allerdings uneingestandenen — Nebenzweck hat die
Ausstellung jedenfalls erreicht, nämlich den, italieni
schen Aunsthandwerkern und den Italienern selbst
recht augenfällig zu zeigen, daß es noch etwas anderes
im Gebiete der dekorativen Kunft gebe, als die
sklavische Nachahmung alter Möbel und Majoliken.
Anderseits aber veranlaßt die Ausstellung zu ernst-
lichem Nachdenken darüber, ob das gewaltsame Los-
reißen von aller Überlieferung Segen bringt. Die
Zukunft wird uns die Antwort hierauf nicht schuldig
bleiben.
 
Annotationen