Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 52.1901-1902

DOI Artikel:
Kleine Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7007#0365

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kleine Nachrichten.

kann, oftmals sogar mehr als
auf einer einzigen großen Aus-
stellung, die einem großen
Warenstapelplatz gleicht und das
bringt, was in den letzten zehn
fahren geschaffen wurde, aber
im Grunde durchaus nicht mehr
neu ist. Die k. k. Wanderaus-
stellungen in Österreich bringen
nur allerneueste Schöpfungen,
wirkliche Novitäten des Aunst-
gewerbes in Originalmustern
und Originalmodellen zur Auf
stellung. Darin liegt ihr charak-
teristisches Merkmal, sie find
daher im wahren Sinne des
Wortes „modern". Lin wei-
teres Merkmal von Bedeutung
kann bei jenen Ausstellungen
darin gefunden werden, daß sie
sich nicht auf fpeciell öster-
reichische kunstgewerbliche Er-
zeugnisse beschränken, sondern
im besten Sinne „interna-
tional" sind. Jeder ausübende
Vertreter des Aunstgewerbes
kann bei diesen Ausstellungen
zugelassen werden. Wir finden
deshalb auch Muster und Mo-
delle von deutschen, französi-
schen, englischen, norwegischen,
belgischen, schwedischen, däni-
schen, niederländischen Aünstlern
und Aunstgewerbtreibenden; wir
finden daneben auch staatliche
Manufakturen, Gesellschaften,

Vereine als Aussteller. Auf
diese Weise kommt eine Menge
ausgesuchter schöner Linzelftücke der Aunstgewerbe
aller europäischen Kulturländer zusammen, in denen
die moderne Richtung in neuen Formen und Stil-
gattungen, in neuen Farben, Dessins zum Ausdruck
gelangt. Alle jene Gegenstände, von den kleinsten
bis zu den größten, wie sie aus den verschiedenen
Ländern in Bozen vereinigt waren, hatten etwas
Gemeinsames: sie zeichneten sich nämlich durchweg
durch schmucke Linfachheit und durch Gediegenheit
des bearbeiteten Materials aus. Man sah bei jenen
Mustererzeugnissen auf den ersten Blick, daß auf
Gebrauchszweck und bequeme Handhabung in erster
Linie Rücksicht genommen und daß jede ornamentale
Überladung absichtlich vermieden ist. Mitunter mag
dieses moderne Princip bei einzelnen Gegen-

ständen, z. B. Möbeln, etwas
zu weit gehen. Man schlägt
eben bei dem Streben, „mo-
dern" zu sein, als Erfinder
nur zu leicht in das Gegenteil
um. Überall aber ordnete sich
die künstlerische Ausschinückung
des Gegenstandes in nicht auf-
dringlicher Weise deni Bestim-
mungs- und Gebrauchszweck
streng unter, und es hatte den
Anschein, als wollte der Ver-
fertiger durch sein Erzeugnis
uns begreiflich machen: „Lin
Mehr in der Stilisierung und
Ausschmückung braucht es nicht;
mein Gegenstand soll durch die
äußere F o r m g e b u n g, die
neu und eigenartig ist, auf den
Beschauer wirken, und diese
neue Form, die zugleich dein
praktischen Gebrauchszweck die
denkbar größten Konzessionen
macht, soll den Beschauer ver-
anlassen, mit dem ausgestellten
Mustergegenstand sich zu be-
freunden." Man konnte den
ausgestellten Kunstgewerbgegen-
ständen fast durchweg in die
Augen fallende Einfachheit,
Zierlichkeit und Leichtigkeit bei
durchaus solider Bearbeitung
nachrühmen. Dies galt vor
allem von den ausgestellten
Zimmereinrichtungen, bei denen,
konform mit unseren modernen
Wohnräunllichkeiten, auf größt-
mögliche Raumersparnis und
bei Behältnissen und Aufbewahrungsgegenständen auf
größtmögliche Ausnutzung des Znnenraumes
und praktische Einteilung mit einem gewissen
Raffinement Rücksicht genommen ist. Das Bestreben,
die ornamentale Ausschmückung etwas reicher hervor-
treten zu lassen, trat bei kleineren und kleinsten Ge-
brauchsgegenständen stärker hervor. So neigt man
jetzt wieder niehr dahin, auf unscheinbare oder
weniger in die Augen fallende Gebrauchsgegenstände
der Metallgießerei, der Kunstschlosserei, der Kunst-
stickerei, wie z. B. Schlüssel, Schlösser, Thürklopfer,
Beleuchtungs- und Wasserleitungsgegenstände, Wasch-
und Schreibutensilien, Decken und Deckchen rc., mehr
Kunstgewerbesteiß zu verwenden. Wir möchten bei
dieser Gelegenheit nicht unterlassen, für Bayern zu

577. Lüster, nach Entwurf von Richard
Müller, ausgeführt von K. Kt. Seifert
& L o., Dresden. (Vt0 d. w. G.) Must, gefch.
 
Annotationen