Die Kunde (4.1936)

DitÄun-e

Gemeinsames Mitteilungsblatt
der Arbeitsgemeinschaft für die Urgeschichte Nordwestdeutschlands
und der
Arbeitsgemeinschaft für die Volkskunde Niedersachsens

Jg. 4. Hannover, im Februar/Hornung 1936 Nr. 2

Begrüßungsfeiern des rmederkehrenden Lebens im Zahreslauf
in Niederfachfen.
Im folgenden sind die Fastnachtsbräuche in Niedersachsen zu-
sammengestellt, soweit sie durch die Literatur erfaßt werden
konnten. Sicher ist das lebendige Brauchtum in dieser Zeit
noch viel weiter verbreitet, aber nicht genügend bekannt. Wir
bitten daher die Mitglieder unserer Arbeitsgemeinschaft, Be-
richte über die heimatlichen Bräuche einzusenden.
Die Schriftleitung.
Der Vorfrühling hat unsere Vauernvorsahren zu einer der schön-
sten und beziehungsreichsten Kundgebungen veranlaßt. Aus altem
Vorstellungs- und Glaubensgut ist entsprungen, was zu diesen, oft-
mals mit viel Narretei und Mummenschanz verbundenen Schauspielen
zur Fastnachtszeit geführt hat. Weil aber soviel seltsames Beiwerk
von den „Fremden" nicht als solches hingenommen worden ist, so hat
man den eigentlichen, tieferen Sinn des ganzen Brauches falsch ge-
deutet. Eine völlig von Renaissance und Humanismus beherrschte
Zeit hat aus dem Vorfrühlingssest den Karneval gemacht. Unter dem
Einfluß der christlichen Kirche ist dann die „Fastnacht" — ohne Rücksicht
auf die Wortherkunst — festgelegt worden als die Zeit vor dem
40-tägigen, kirchlichen „Fasten". Das nunmehr auf Aberglauben und
Weltlichkeit eingestellte Fest ist zum Rummelfest großen Stils ge-
worden. Wiener Fasching und Rheinischer Karneval sind völlig ohne
innere Beziehungen zum alten, eng mit dem natürlichen Jahresablauf
verbundenen Brauchtum. Was eine einfältige Aeußerung des Ver-
ständnisses für das Geschehen im Jahreslauf war, ist dann mit dem
Makel primitivsten Dämonenglaubens behaftet worden. Fern allem
rauschenden Fastnachtsgepränge haben sich im Niedersächsischen einige

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