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Die Kunde — 4.1936

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Nr. 4
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Gummel, Hans: Anschaulichkeit im Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.61686#0105

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Anschaulichkeit im Museum.
„Im Museum ist es schrecklich langweilig!" Dieses Urteil kann
man von vielen, meist älteren Leuten hören, und es muß zugegeben
werden, daß es für ihre Jugendzeit leider oft genug berechtigt war.
Denn viele Museen schienen über ihrer einen Aufgabe, Forschungs-
anstalt zu sein, die andere, nämlich ihr Dasein als Volksbildungsstätte
zu erweisen, vergessen zu haben. Wenn da in einer urgeschichtlichen
Sammlung schier endlose Reihen von Steinbeilen lagen und Schrank
neben Schrank stand, worin von oben bis unten Töpfe gepfercht waren,
so wurde der Besucher fast davon erdrückt und man durfte es ihm wirk-
lich nicht übel nehmen, wenn er „den Wald vor Bäumen nicht sah".
Allerdings müssen zu Forschungszwecken große Bestände vorhanden
sein. Aber da sie dem Durchschnittsbesucher — abgesehen etwa von der
Gelegenheit zu kindlichem Erstaunen über ihre Menge — nichts bieten,
so werden in einem neuzeitlichen Museum nur verhältnismäßig wenige
Stücke aus ihnen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Man nannte
deren Zusammenstellung bisher meist „Schausammlung", jetzt unter
bewußter Betonung ihres Zweckes „Lehrsammlung" (im Gegensatz zur
„Studiensammlung"). Um belehrend wirken zu können, müssen die
Gegenstände erläutert werden, je nach der Art der betreffenden Samm-
lung mehr oder weniger. Als Mittel dafür finden Textschilder, Pläne,
Karten, Tabellen, Modelle usw. Verwendung. Die Darstellung soll
möglichst anschaulich sein. — In einer urgeschichtlichen Lehrsamm-
lung müssen die Erläuterungen einen verhältnismäßig breiten Raum
einnehmen. Denn bisher lernte man in der Schule zu wenig die
Bodenfunde als ungeschriebene Urkunden vom Wesen und Wirken der
Menschen zu deuten, welche vor der durch geschriebene Urkunden erfaß-
baren Zeit lebten. In der Urgeschichte handelt es sich um sehr lange
Zeiträume und man wird sich von ihnen kaum einen rechten Begriff
machen können, wenn es etwa in einer Tabelle heißt: „Mittlere Stein-
zeit von 8 000—3 000 vor Chr."Z. Wie da Anschaulichkeit ge-
boten werden kann, sei an der „Zeitsäule" im Museum der Stadt Osna-
brück (siehe Abb.) gezeigt. Die Texterläuterung dazu besagt:
Zeitsäule
zur Veranschaulichung der Unterschiede in der Dauer der wichtigsten
Abschnitte unserer Kulturentwicklung.
r) Diese Zahlen im Anschluß an G. Schmantes, Nordisches Paläolithikum
und Mesolithikum; Mitt. a. d. Mus. s. Völkerk. Hamburg 13, 1928, S. 164 (Be-
ginn der mittleren Steinzeit 8000 vor Chr.) und C. Schuchhardt, Vorgeschichte
von Deutschland, 2. Ausl. Berlin u. München 1928, S. 31 (Beginn der jüngeren
Steinzeit 3000 vor Chr.).

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