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Die Kunde — 4.1936

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Nr. 8/9
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Asmus, Wolfgang Dietrich: Die altsteinzeitliche Siedlung von Dörgen, Kr. Meppen
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https://doi.org/10.11588/diglit.61686#0182

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Die altsteinzeitliche Siedlung von Dörgen, Kr. Meppen.
Die ältesten Belege menschlicher Kultur auf norddeutschem Boden
sind nur spärlich. Es sind nur wenig gesicherte Feuerstein-Werkzeuge
eines grobgestalteten Werkmaterials erhalten, dessen älteste Typen
einer Zeit entstammen, die nach geologischen Berechnungen rund
100 000 Jahre zurückliegen mag. Als besonders schönes Stück unter
der Reihe der erhaltenen Altsteinzeitgeräte sei der Faustkeil der
Acheulsenkultur von Döhren bei Hannover erwähnt. Er gehört einer
grobgerätigen Formreihe an, die dem Neandertalmenschen zugeschrieben
wird.
Im Laufe der Altsteinzeit setzt sich nach rassenkundlichen Unter-
suchungen immer mehr die feiner gestaltete Aurignacrasse durch, deren
Geräte im Gegensatz zu der „Kernkultur" der Neandertaler in der
Hauptsache mehr einer feingerätigen „Klingenkultur" angehören.
Reste dieser Aurignackultur sind aus Norddeutschland im Laufe
der letzten Zeit wiederholt belegt. Zunächst waren es die bedeut-
samen Funde aus der weiteren Umgebung von Hamburg, die die
allgemeine Aufmerksamkeit und das Interesse der gesamten Fachwelt
erregten, dann tauchten andere Fundplätze auf, unter ihnen solche in
Niedersachsen.
Zu den Orten, die ein besonders schönes und zahlreiches Material
lieferten, zählt besonders ein Fundplatz im hannoverschen Emslande,
der nur wenige Kilometer von Meppen entfernt im Dörgener
Moor liegt. Die Stelle wurde zunächst von Lehrer Wolf in Meppen
entdeckt und durch ihn wurden auch die ersten Funde geborgen. Später
wurde durch das Landesmuseum eine besonere Grabung durchgeführt,
die vor allem über die Fundumstände wertvolle Aufschlüsse gab.
Das Fundmaterial besteht durchweg aus äußerst zierlich ge-
arbeiteten Klingen und dünnen Abschlägen, die bisweilen mit gröberen
Stücken untermischt sind. Verhältnismäßig zahlreich treten unter den
atypischen Abschlägen, die nicht mit voller Sicherheit der „Hamburger
Stufe" — diese Bezeichnung geht auf die ergiebigen Fundplätze der
Hamburger Umgebung zurück — zugerechnet werden können, ganz
einwandfreie Geräte auf, wie sie bereits von anderen Orten mit
Aurignacienfunden bekannt geworden sind. Überraschend dabei ist,
daß Geräte gröberer Gestalt, wie sie zur Jagd von Großwild, etwa des
Renntieres, erforderlich waren, nicht vorkommen.
Unter den Kleinwerkzeugen tritt als besonders typisch der Stichel
hervor (Abb. 1, Nr. 1—4), ein an sich unscheinbares Gerät, das dadurch
entstand, daß man das Ende eines Feuersteinspanes oder eines größeren
Feuersteinabschlages durch wenige Schläge mit einer meißelartigen
Kante versah. Renntiergeweihe von anderem Fundort, die mit der-
artigen Sticheln bearbeitet waren, lehren, daß man mit diesen Feuer-
steingeräten 2 Rillen in die als Arbeitsmaterial vorgesehenen Eeweih-

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