Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunde — 4.1936

DOI Heft:
Nr. 7
DOI Artikel:
Waller, Karl: Chaukische Siedlungen im Spiegelbild der Flur- und Ortsnamen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61686#0166

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Chaukische Siedlungen im Spiegelbild der Flur- und Ortsnamen
(Taf. 35,1).
Im Hamburgischen Amte Ritzebüttel, westlich von Oxstedt, da, wo
die Geest in sanftem Hange zur vorgelagerten Marsch absällt, wurde
in den Jahren 1927—1934 eine chaukische Siedlung ausgegraben. Die
zeitliche Einordnung gelang zweifelsfrei durch die reiche Scherben-
ausbeute, die eindeutig die Merkmale der älteren Kaiserzeit aufweist.
Über die Siedlung und ihre Einzelanlagen habe ich an anderer Stelle
bereits eingehend berichtet (Präh. Zeitschr. XXII, 1931, S. 146 ff); als
sicheres Ergebnis konnte gebucht werden:
An dem Eeesthange, 2 km westlich von der heutigen Ortschaft, be-
fand sich eine vorgeschichtliche Siedlung, die in den ersten beiden
Jahrhunderten unserer Zeitrechnung, also in chaukischer Zeit in
Benutzung gewesen ist.
Suchen wir den genannten Fundort auf der Flurkarte auf, so finden
wir dort bemerkenswerte Flurbezeichnungen. Die Fundstelle liegt auf
dem Flurstück „Satels" und die anschließenden Ackerstücke führen
den Namen „Ölen Ackers". Durch die Grabung ist der Sinn
dieser alten Flurbezeichnungen offenbar geworden, sie künden von
Wohn- und Ackerplätzen alter Zeit, von denen die mündliche und die
historische Überlieferung nichts zu berichten wußte.
Einige Jahre später, im Sommer 1932, fand ich in Duhnen zwei
Wohngruben gleicher Zeit und gleichen Alters an dem Westabhang des
Wehrberges. Ich berichtete über diesen Fund in der Monatsschrift
„Niedersachsen (1933,1)". Die Flurbezeichnung an der Fundstelle heißt
heute allgemein „Wehrberg". Aber am Fuße des Geestabhanges, etwa
100 m von der Fundstelle entfernt, schlängelt sich ein Wassergraben
entlang zum Meere hin. Dieser Graben führt die Bezeichnung
„ S a t e l s r ö n e " , d. h. die Rinne an Satels. Danach muß der west-
liche Abhang des Wehrberges, an dem die Rinne entlangfließt und an
deren oberem Hange die chaukischen Wohngruben aufgefunden worden
sind, einstmals „Satels" geheißen haben.
Die erste chaukische Wohngrube dieser Art erforschte Prof.
Schwantes 1925 am Schulhause des hamburgischen Dörfchens Gu-
dendorf. (Schwantes, Chaukische Siedelungen im Amte Ritzebüttel.
Tagungsbericht der Deutschen Anthr.-Ees. 1928). Da die Fundstelle
im heutigen Dorfteil liegt, hat sich ein Flurname dort nicht erhalten.
Aber am Ende des Schulgrundstückes schneidet eine diluviale Trocken-
rinne breit und tief in die eiszeitliche Endmoräne ein. Dieses heide-
bewachsene Trockental führt die Bezeichnung „S a t e l s gründ", d. h.
den Talgrund bei Satels. Sie deutet wiederum an, daß zwischen
dem Flurnamen „Satels" und den chaukischen Siedlungen eine

118
 
Annotationen