Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunde — 4.1936

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Meyer, Karl-Heinz: Begrüßungsfeiern des wiederkehrenden Lebens im Jahreslauf in Niedersachsen
DOI Artikel:
von Bippen, Luise: Kohlenmeiler zwischen Deister und Süntel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.61686#0049

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
sind sinnbildliche Darstellungen, Personifikatio-
nen innerhalb eines Volks-Schauspieles, das zur
Begrüßungsfeier des wiederkehrenden Lebens und der wiederkehren-
den Arbeit eines neuen Jahres von den unverheirateten Dorf-
bewohnern veranstaltet wird. Die Fastnachtsfeiern in den Dorfgemein-
schaften bekommen erst ihren tiefen Sinn, wenn sie als Teil der
bäuerischen Anschauung vom Jahreslaus betrachtet werden. —
Hannover. 8tull. pllil. Karl-Heinz Meyer.

Kohlenmeiler zwischen Deister und Süntel.
Mit Abbildungen aus dem Solling auf Tafel 5.
Als die nördlichsten, letzten Ausläufer des deutschen Mittel-
gebirges, nur etwa 30 km von Hannover entfernt, ziehen sich der
Deister und der Süntel in parallelen Ketten von Südosten nach Nord-
westen. Der Holzreichtum der Gebirge veranlaßte die Anlage zahl-
reicher Stuhlfabriken in den Dörfern des breiten, fruchtbaren Tales,
das die Höhenzüge trennt. Neben schollenfester Bauernbevölkerung
wohnen hier zahlreiche Industriearbeiter, welche die einfachen Küchen-
und Stubenstühle in den Stuhlfabriken Herstellen. Noch vor wenigen
Jahren waren diese ein guter Ausfuhrgegenstand.
In dem Dörfchen Eimbeckhausen am Fuße des Deisters hat
man Gelegenheit, neben der jüngeren Holzverarbeitung, ein uraltes
Holzgewerbe kennen zu lernen, das noch heute in ganz unveränderter
Form ein stilles Dasein führt: Die Köhlerei.
Für manchen Menschen umschließt der Begriff der Köhlerei
äußerste Armut. Es war ein kümmerliches Dasein, das die Köhler
früherer Jahrhunderte führten. In den dunklen Wäldern lebten sie
meilenfern jeder menschlichen Behausung ihr schlichtes und doch so un-
entbehrliches Leben. Ihrer waren viele, wie der noch heute in Deutsch-
land überall verbreitete Name „Köhler" beweist; denn die Holzkohle
war vor der Eroßgewinnung der Steinkohle neben dem Holze der all-
gemeine Brennstoff in den kalten Wintern Deutschlands. Wer einmal
eine halbe Stunde einem Köhler bei der Arbeit zugesehen hat, der in
Kohlenstaub und Rauch die Tage seines Lebens verbringt, der fragt
sich, ob er es viel besser hat, als sein Kollege von der Steinkohle unter
der Erde.
Der Arbeitsvorgang ist denkbar einfach. 4—6 große Bohnen-
stangen werden um einen kreisförmig gebogenen Draht so aufgestellt,
daß sie eine Art Röhre bilden, die bis auf den Boden reicht. Diese
Röhre bildet den Mittelpunkt des Meilers, der nun durch Anlehnen
und festes Äbereinanderstauen von etwa m langen Buchenscheiten
in der Form eines kreisrunden Kegels errichtet wird. Dieses Auf-

29
 
Annotationen