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Die Kunde — 4.1936

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Nr. 10
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Uenze, Otto: Neue Grabungen in der Grafschaft Bentheim und im Emslande
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https://doi.org/10.11588/diglit.61686#0227

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Boden vorkommen. Das Feld besteht aus etwa 50 dicht benachbarten
mehr oder minder großen Hügeln, die von ringsumlaufenden Gräben
umgeben sind. Zumeist sind es — bis auf 4 Hügel, die eine andere
Form haben — kreisrunde Anlagen. Diese 4 Hügel jedoch sind lang-
gestreckt und dementsprechend ist der sie umgebende Graben von etwa
rechteckiger Form, so daß dieser Erabtypus als „oblonge Kreisgraben-
hügel" in den vorgeschichtlichen Wortschatz eingegangen ist.
Grabhügel mit Kreisgraben sind auf niedersächsischem Boden eine
Seltenheit und erst recht in der Häufung eines ganzen Feldes. Es ist
deswegen nicht verwunderlich, daß bislang das Erabfeld von Getelo,
das einzige geblieben ist, das bekannt wurde. Gleichartige Grabfelder
kennen wir zahlreich aus Holland und dem angrenzenden Westfalen.
Man kann deswegen wohl sagen, daß sie vorwiegend westlich der Ems
vorkommen und in der Geschlossenheit der Grabsitte Ausdruck sind für
ein Volk oder einen Stamm, der sein Erbgut gegen die andersartigen
Sitten und Bräuche wahrte.
Aus den obigen Gründen erschien es wünschenswert, durch eine
Grabung eine direkte Kenntnis dieser seltenen Objekte zu erlangen.
Zu diesem Zwecke wurden ein durch Raubgrabung schon gestörtes
oblonges Hügelgrab und einer der kleinsten Rundhügel ausgewählt.
Das zerstörte Grab wurde genommen, um die Ausgrabungstechnik an
ihm zu erproben und weiter zu klären, was die Grabräuber nun eigent-
lich gesunden haben möchten. Und wiederum beschränkten wir uns auf
den kleinsten Hügel, weil aus seinen oberflächig sichtbaren Ausmaßen
der Grabcharakter unserer Meinung nach nicht sicher zu erkennen war.
Das oblonge Grab von etwa 12 m Länge wurde horizontal bis auf
eine Mittelbank als Profil abgetragen. In dem gewachsenen Kies-
boden hob sich der Graben sehr gut ab (Abb. 1 links und Tas. 45, 2),
da er mit heute humös dunkel gefärbtem Flugsand zugefüllt war. Die
beiden Störungsgruben des Raubgräbers stechen durch ihre lockere
Füllung gegen die feste des Grabes ab. Beim Planieren der Flächen
konnten einzelne Scherben aufgelesen werden, die zu zwei Gefäßen
(sehr wahrscheinlich den geraubten Urnen) gehört haben müssen. Aus
den wenigen Scherben läßt sich erkennen, daß sie in den Übergang von
der Bronze- zur Eisenzeit gehören, eine Feststellung, die sich mit dem
Material und den Ergebnissen aus den holländischen Kreisgraben-
sriedhöfen deckt, (siehe: van Gissen, Die Bauart der Einzelgräber.
Leipzig.)
Aus dem Profil K—8 (Abb. 1 links) war zu ersehen, daß zum
Aufbau des langen Hügels das aus dem Graben anfallende Erd-
material verwendet wurde, über die Bestattung der Urnen läßt sich aus
begreiflichen Gründen nichts sagen.
Der kleine Hügel mit 2V-m Durchmesser war, wie oben gesagt,
so unscheinbar, daß die Grabung nur mit den größten Zweifeln be-
gonnen wurde. Der Spaten stieß aber gar bald auf eine Urne, so
daß das Zentrum der Anlage gegeben war und bei Vergrößerung der

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